Wenig Interesse am Bürgerhaushalt
Beteiligung und Stimmenabgabe der Bürger sanken kräftig

„Mischen Sie mit!“, heißt es auf der Beteiligungsplattform des Landes Berlin zum Bürgerhaushalt Marzahn-Hellersdorf 2024/2025. Das haben allerdings deutlich weniger Bürger gemacht als in den Jahren zuvor. | Foto:  Philipp Hartmann
2Bilder
  • „Mischen Sie mit!“, heißt es auf der Beteiligungsplattform des Landes Berlin zum Bürgerhaushalt Marzahn-Hellersdorf 2024/2025. Das haben allerdings deutlich weniger Bürger gemacht als in den Jahren zuvor.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Beim Bürgerhaushalt können Bürger aus Marzahn-Hellersdorf Vorschläge machen und direkt mitentscheiden, wofür das Bezirksamt einen Teil seiner Haushaltsmittel ausgeben soll. Die jeweils 200 000 Euro, die für die Jahre 2024 und 2025 zur Verfügung stehen, sind dabei keine Kleinigkeit. Die Resonanz ist diesmal allerdings deutlich geringer gewesen als in den Vorjahren.

Beim Bürgerhaushalt 2022/2023 wurden 183 Vorschläge eingereicht. Dieses Mal waren es nur noch 120. Noch drastischer fällt der Unterschied bei der Stimmenabgabe aus. Wurden beim vergangenen Bürgerhaushalt noch 4722 Stimmen abgegeben, waren es nun lediglich 1092. Mit anderen Worten: 2022/2023 wurden mehr als viermal so viele Stimmen abgegeben wie in diesem Jahr.

Ein Zeichen von fehlendem Interesse an dieser Möglichkeit der Mitbestimmung? Einen Einbruch bei der Beteiligung „finde ich sehr schade“, sagte Bürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) auf Nachfrage der Berliner Woche. Als Grund dafür sieht sie den Wechsel des für die Vorschläge und Abstimmung genutzten Systems. So habe der Bezirk erstmals auf „mein.berlin.de“, die zentrale Beteiligungsplattform des Landes Berlin, ausweichen müssen. Zuvor hatte der Bezirk ein eigenes System verwendet. Dafür stand die Internetadresse www.mischen-sie-mit.de zur Verfügung. Dieses seit vielen Jahren etablierte und bewährte Beteiligungsportal zum Bürgerhaushalt im Bezirk habe laut Zivkovic aus technischen Gründen nicht weitergeführt werden können. Die Internetseite wurde zum 31. Dezember 2022 durch den Betreiber abgestellt.

Um sich auf „mein.berlin.de“ am Bürgerhaushalt beteiligen zu können, mussten Bürger zunächst ein Nutzerkonto anlegen. Dieses Prozedere habe, so die Vermutung der Bürgermeisterin, viele Menschen abgeschreckt. „Das Portal schwächt wohl die Beteiligung“, erklärte Zivkovic. Das „Handling“ sei für die Bürger nicht so einfach gewesen wie bei dem zuvor genutzten Portal. An diesem Zustand werde sich aber wohl in Zukunft nichts ändern, denn der Bezirk habe keine Ressourcen für ein eigenes System. „Das ist im Moment der Stand. Wenn es eine alternative Lösung gäbe, wäre ich dafür offen“, betonte sie.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschäftigt sich bereits seit Monaten damit, das Bürgerhaushaltsverfahren zu verbessern, fortzuführen und dafür die nötigen Finanz- und Personalmittel durch das Bezirksamt im kommenden Haushalt einzustellen. Ein entsprechender Antrag der Linkspartei wurde in der Juni-Sitzung der BVV vor der Sommerpause beschlossen. Der Bezirksverordnete Steffen Ostehr bestätigte auf Nachfrage, dass auch seine Partei die Plattform mein.berlin.de als nicht im selben Maße dazu geeignet ansieht wie das frühere Beteiligungsportal. „Die schlechtere Bedienbarkeit und geringere Bekanntheit im Vergleich zum etablierten Beteiligungsportal waren sicher Hemmnisse für Bürgerinnen und Bürger, am Verfahren teilzunehmen“, erklärte der Sprecher für Digitalisierung und Verwaltungsmodernisierung in der Linksfraktion. Die geringe Beteiligung könnte laut Ostehr aber auch damit zu tun haben, dass das Bürgerhaushaltsverfahren diesmal im Windschatten der Wahlwiederholung im Februar stattfand. Damit habe es einen schwereren Stand im Kampf um öffentliche Aufmerksamkeit gehabt.

Für die Zukunft fordert der frühere BV-Vorsteher, dass das Bezirksamt das Verfahren wieder unter Einbeziehung von Akteuren vor Ort und in den Kiezen durchführt. Wie in früheren Jahren müssten die Vorschläge wieder in den Stadtteilzentren ausgelegt und damit Nutzer zum Abstimmen und zum Einbringen eigener Projekte motiviert werden. Um technische Probleme zu vermeiden und unabhängig in der Durchführung zu sein, solle wieder eine eigenständige Plattform eingeführt werden.

„Mischen Sie mit!“, heißt es auf der Beteiligungsplattform des Landes Berlin zum Bürgerhaushalt Marzahn-Hellersdorf 2024/2025. Das haben allerdings deutlich weniger Bürger gemacht als in den Jahren zuvor. | Foto:  Philipp Hartmann
"Mischen Sie mit!" heißt es auf der Internetseite zum Bürgerhaushalt Marzahn-Hellersdorf 2024/2025. Das haben allerdings deutlich weniger Bürger gemacht als in den Jahren zuvor. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 406× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.110× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 771× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.224× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.117× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.