Wachstumsschmerzen mit 40
Entwicklung in Marzahn-Hellersdorf bringt auch zahlreiche Probleme mit sich

Die Erweiterung der Ringelnatz-Siedlung an der Cecilienstraße ist eines der größeren Wohnungsbauprojekte im Bezirk. Die Vermietung der rund 300 Wohnungen läuft.  | Foto: hari
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  • Die Erweiterung der Ringelnatz-Siedlung an der Cecilienstraße ist eines der größeren Wohnungsbauprojekte im Bezirk. Die Vermietung der rund 300 Wohnungen läuft.
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Der Bezirk hat in den zurückliegenden 40 Jahren eine Reihe von Entwicklungsphasen durchgemacht. Die aktuelle Phase ist von Wachstum in alle Richtungen gekennzeichnet. Die hiermit verbundenen Probleme sind gravierend.

Nach eine Delle Ende der 90er-, Anfang der 2000er-Jahre nimmt die Bevölkerung des Bezirks wieder zu. Zur Zeit der Wende hatte der Bezirk, damals Marzahn und Hellersdorf getrennt, insgesamt über 300 000 Einwohner. Rund zehn Jahre später war die Einwohnerzahl bedingt durch Wegzüge auf rund 230 000 gesunken.

Dieser Trend hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren massiv gedreht. Mittlerweile geht die Zahl der Einwohner wieder auf die Marke von 270 000 zu. Die Prognosen des Senats sind damit längst übertroffen. Die erst für 2023 erwarteten Zahlen sind längst erreicht. Wenn die Tendenz anhält, werden es 2030 weit mehr als die vom Senat prognostizierten 280 000 Einwohner sein.

Damit liegt der Bezirk im Berliner Trend. Dieser setzt sich jedoch in allen Bezirken jeweils besonders um, auch in Marzahn-Hellersdorf. Einer dieser besonderen Faktoren ist die Alterung der Bevölkerung des Bezirks. Der Altersdurchschnitt beträgt inzwischen 43,7 Jahre. Da liegt nur knapp über dem Berliner Durchschnitt, aber ist vom Tempo der Alterung viermal höher als in den anderen Berliner Bezirken. Die Ursache hierfür ist schlicht, dass die Menschen, die als junge Familien in die Großsiedlungen zogen, inzwischen im Rentenalter sind.

Es gibt auch Zuzug von jungen Familien, sowohl in die Großsiedlungen als auch in die Siedlungsgebiete. Familien mit Kindern, die es sich leisten können, bauen Häuser in den Siedlungsgebieten, wo noch Platz ist. Menschen, die sich in anderen Kiezen die Miete nicht mehr leisten können, ziehen in die Großsiedlungen des Bezirks, wo im Berliner Vergleich die Mieten immer noch am günstigsten sind. Hierdurch wachsen die sozialen Probleme, vor allem in den Großsiedlungen, etwa in Marzahn-Nord und Hellersdorf-Nord.

Rund jeder fünfte Einwohner des Bezirks hat inzwischen einen Migrationshintergrund. Auch von diesen haben die meisten eine Wohnung in den Großsiedlungen genommen. Von den rund 52 000 Menschen mit Migrationshintergrund im Bezirk kommen allein rund 20 000 aus der ehemaligen Sowjetunion. Rund 25 Prozent stamm aus Osteuropa, knapp zehn Prozent aus Vietnam und etwa so viele aus arabischen Staaten.

Nach dem großen Wohnungsleerstand in den 90er-Jahren wurden in den Großsiedlungen zahlreiche Hochhäuser und Mehrfamilienhäuser abgerissen und in entsprechendem Maße auch Kitas und Schulen. Gleichzeitig flossen Mittel in Höhe von rund 150 Millionen Euro in den Stadtumbau, um unter anderem Kitas und Schulen zu sanieren. Die entstandenen Lücken konnten angesichts des unerwartet hohen Bevölkerungswachstums während der zurückliegenden Jahre noch nicht geschlossen werden. Der wachsende Bedarf an Kita- und Schulplätzen sowie Wohnraum kann nur schrittweise befriedigt werden. Eltern, die verzweifelt nach einem Kitaplatz für ihre Kinder suchen, und überfüllte Grundschulen sind die Folge. Gleichzeitig stehen an zahlreichen Schulen Sanierungen an.

Auch die Wirtschaft im Bezirk wächst. Von den über 21 000 Firmen sind jedoch weit über 90 Prozent Einzelunternehmen. Andererseits werden Gewerbeflächen knapp. Selbst im größten Gewerbestandort im Bezirk, Berlin eastside im Bereich um die Wolfener und Bitterfelder Straße, gibt es nur noch eine kleine Reserve von knapp 15 Hektar. Gleichzeitig klagen Unternehmen über ungelöste Verkersprobleme. Hier stehen der Bau der TVO, der Schnellverbindung nach Köpenick, und der Ortsumfahrung Ahrensfelde an erster Stelle.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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