Übergriffe in Schwimmbädern
Grüne und SPD wollen feste Zeitfenster zum Baden im Freizeitforum Marzahn ermöglichen
Die Abkürzung „FINTA*“ steht für Frauen, intergeschlechtliche, nicht-binäre, transgeschlechtliche und Agender-Personen. Den meisten dürfte dieser Begriff nichts sagen. Die Fraktionen von Grünen und SPD in der Bezirksverordnetenversammlung beschäftigen sich aktuell jedoch speziell mit dieser Zielgruppe.
In einem Antrag, eingereicht zur vergangenen BVV-Sitzung, setzen sich die beiden Parteien dafür ein, dass zukünftig im Freizeitforum Marzahn in Zusammenarbeit mit der Frauensporthalle Zeitfenster zum Schwimmen für diese Personengruppen eingerichtet werden. Grund dafür seien regelmäßige Klagen von FINTA*-Personen über übergriffiges Verhalten in Schwimmbädern, in denen sie einfach nur schwimmen und Spaß haben wollten. Um ihnen unbeschwerte Gelegenheiten zum Schwimmen zu ermöglichen, seien bestimmte Zeitfenster eine gutes Mittel, argumentieren die Fraktionen. Denn Schutzräume seien für die freie Entfaltung der Persönlichkeit jeder einzelnen Person unabdingbar. Insbesondere muslimische Frauen empfänden es als einfacher oder mehr im Einklang mit ihrem Glauben, wenn sie getrennt von den Männern schwimmen könnten.
„Schwimmen für bestimmte Bevölkerungsgruppen und insbesondere für Frauen ist keine neue Erfindung. Im Stadtbad Neukölln zum Beispiel gibt es einen ganzen Tag, an dem Frauenschwimmen sogar mit weiblicher Schwimmaufsicht gewährleistet wird“, berichtet Chantal Münster, frauen- und gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen. „Wir als Bezirk können und sollten hier folgen und sogar einen Schritt weitergehen“, meint sie. „Schwimmen für FINTA*-Personen ist unser Ziel, da wir so gleich mehrere Gruppen vor übergriffigem Verhalten schützen können.“
„Für Frauen und Mädchen ist die Sportinfrastruktur im Bezirk weit weniger attraktiv und zugänglich“, hat Luise Lehmann, gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, beobachtet. Aktuelle Zahlen des Bezirksamts würden noch immer eine große Lücke zwischen den Geschlechtern bei der Nutzung bezirklicher Sportanlagen zeigen. „Mit diesem Vorhaben konkretisieren wir unser Ziel zur stärkeren Förderung des Frauen- und Mädchensports im Bezirk“, sagt sie. Es gehe darum, sichere und diskriminierungsfreie Räume einzurichten, um die öffentliche Sportinfrastruktur allen Geschlechtern gleichermaßen zugänglich zu machen.
Inwieweit ein solcher Vorschlag angesichts der begrenzten und begehrten Schwimmhallenzeiten in Marzahn-Hellersdorf umsetzbar wäre, erscheint jedoch zumindest fraglich.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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