„Unsere BVV wird bunter“
Linken-Politiker Steffen Ostehr ist neuer Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung

Steffen Ostehr, Jahrgang 1985, ist in Hellersdorf aufgewachsen und lebt dort noch heute mit seiner Familie. Seit zehn Jahren ist er Bezirksverordneter und seit Kurzem der neue BV-Vorsteher. | Foto:  Lukas Kroße
  • Steffen Ostehr, Jahrgang 1985, ist in Hellersdorf aufgewachsen und lebt dort noch heute mit seiner Familie. Seit zehn Jahren ist er Bezirksverordneter und seit Kurzem der neue BV-Vorsteher.
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Die Sitzungen der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf werden in den kommenden fünf Jahren nicht mehr von Kathrin Henkel (CDU) geleitet. Nach zehn Jahren stand Henkel nicht mehr zur Wahl. Seit der konstituierenden Sitzung am 4. November ist Steffen Ostehr (Linke) neuer BV-Vorsteher.

Obwohl er erst Mitte 30 ist, verfügt Ostehr bereits über langjährige politische Erfahrung. Seit zehn Jahren ist er Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung. Zunächst gehörte er der Piratenpartei an und war deren Fraktionsvorsitzender. 2016 wurde er Mitglied der Linksfraktion. Für sie war er in verschiedenen Fachausschüssen vertreten und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. Bildungs- und Jugendpolitik liegen ihm besonders am Herzen. Und auch der Bürgerhaushalt ist ihm sehr wichtig. „Er ist ein Mittel zur politischen Partizipation, aber auch zur Herstellung von Transparenz. Menschen haben die Möglichkeit, die Politik und die Geschicke des Bezirkes mitzugestalten – und wir Politiker ein ausgezeichnetes Instrument, um zu erfahren, was den Menschen auf der Seele brennt“, erklärt er. Deshalb möchte er den Bürgerhaushalt weiterentwickeln und verbessern.

Steffen Ostehr, Jahrgang 1985, ist ein klassischer Quereinsteiger in die Politik. Von Beruf ist er ursprünglich IT-Systemelektroniker. Auf dem zweiten Bildungsweg holte er erst die Fachhochschulreife und dann das Abitur nach. Danach studierte er Philosophie mit dem Zweitfach Sozialwissenschaften im Bachelor und absolvierte auch noch seinen Master in Philosophie. Neben dem Studium fing er an, in der Politik zu arbeiten, erst in der Bürosachbearbeitung, dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Bei den Berlin-Wahlen hatte er für das Abgeordnetenhaus kandidiert. In seinem Wahlkreis 3, der von der Landsberger Allee, dem Landsberger Tor und dem Kienberg bis zum U-Bahnhof Hönow reicht, musste er sich jedoch der AfD-Politikerin Jeannette Auricht geschlagen geben.

Stattdessen ist er nun nach zehn Jahren in der BVV zum neuen Vorsteher gewählt worden. Als solcher hat er ganz klare Vorstellungen, wie es im Bezirksparlament zukünftig weitergehen soll. „Ich möchte für eine faire und demokratische Streitkultur in der BVV wirken“, betonte er in seiner Vorstellungsrede. Es sei eine wirklich verantwortungsvolle Aufgabe. „Für die neue Wahlperiode stehen große Veränderungen an. Sie alle können es sehen. Unsere BVV wird bunter. Wir haben sieben statt vier Fraktionen“, sagte er. Konnten in der vergangenen Legislaturperiode nur SPD, CDU, Linke und AfD eine Fraktion bilden, wofür drei Verordnete benötigt werden, sind nun auch FDP, Grüne und Tierschutzpartei mit einer eigenen Fraktion vertreten. Die Unterschiede sind damit groß, die politischen Interessen entsprechend weit gefächert.

Als Vorsteher möchte Steffen Ostehr unter anderem die Digitalisierung voranbringen. In der AG Livestream und der Geschäftsordnungs-AG hat er in der Vergangenheit bereits mitgeholfen, den Ablauf der BVV zu verbessern. Inzwischen ist es selbstverständlich geworden, dass die Sitzungen live im Internet übertragen werden. Ostehr sieht dies als „Möglichkeit breiterer Teilhabe sowie als Baustein einer solidarischen Gesellschaft“. Solche Instrumente, auch weiterhin an Telefon- und Videokonferenzen festzuhalten, sei der richtige Weg. Dies trage auch zur Vereinbarkeit von Familie und politischem Ehrenamt bei. Darüber hinaus möchte er sich dafür einsetzen, dass wieder mehr Einwohnerversammlungen durchgeführt werden, online wie vor Ort in den Stadtteilen. „Transparenz und Bürgerbeteiligung haben für mich einen hohen Stellenwert. Dabei geht es mir vor allem um Nachvollziehbarkeit.“ Außerdem liegt ihm viel an einer lebendigen und modernen Gedenkkultur, die es weiterzuentwickeln gelte, und an Initiativen wie dem zukünftigen Kinder- und Jugendparlament.

Privat kümmert sich Steffen Ostehr um zwei aus dem Tierheim adoptierte „Katzenseniorinnen“. Mit seiner Frau und den zwei kleinen Kindern wohnt er in Hellersdorf, wo er auch aufgewachsen ist.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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