Zwischen Ablehnung und Zustimmung
Umwelt- und Naturschützer demonstrierten gegen die TVO
Der geplante Bau der Tangentialverbindung Ost (TVO) zwischen Köpenick und Biesdorf ist und bleibt ein Reizthema. Umweltaktivisten wollen sie verhindern. Sie sei das Projekt einer rückwärtsgewandten Verkehrspolitik, sagen sie. Viele Anwohner, die unter dem Durchgangsverkehr leiden, und auch Politiker von CDU, SPD und Grünen fordern dagegen den Bau der TVO.
Zahlreiche Berliner Umweltverbände demonstrierten am 25. April gegen das Vorhaben, um ihrem Ärger über die geplante Streckenführung durch die Wuhlheide Luft zu machen. Mit zwei Fahrraddemos ab Frankfurter Tor und Bahnhof Wuhletal, einer Demo zu Fuß ab Spindlersfeld und einer Abschlusskundgebung vor dem FEZ in der Wuhlheide brachten sie ihr Unverständnis zum Ausdruck.
Symbol einer klimaschädlichen Verkehrspolitik
„Alle vorgelegten Entwürfe zum Bau der TVO sind absolut inakzeptabel!“, sagte Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin des NABU Berlin. Die 6,4 Kilometer lange Verbindung zwischen An der Wuhlheide und der B1/B5 mit zwei Fahrspuren pro Richtung zerschneide nicht nur wertvolle Naturräume, sondern symbolisiere auch das Festhalten an klimaschädlicher Verkehrspolitik. Diese sei so nicht mehr tragbar.
„In Zeiten von Dürre und Wassermangel können wir nicht einfach munter weiterversiegeln“, erklärte Schlaberg. Der NABU lehnt den Bau der TVO ab und fordert eine flächendeckende Förderung des ÖPNV, Fuß- und Radverkehrs. „In der Wuhlheide sollen viele Tausend Bäume abgeholzt und fast 15 Hektar Wald vernichtet werden. Eines der wichtigsten städtischen Wald- und Naherholungsgebiete Berlins würde dadurch großflächig zerstört“, ergänzten die NaturFreunde Berlin. Die Pläne für die TVO seien auf eine „veraltete Verkehrsplanung aus den 60er-Jahren“ zurückzuführen und mit einer klimagerechten Verkehrspolitik nicht vereinbar.
CDU startet Online-Petition für Bau der TVO
Dass 15 Hektar Wald zerstört werden sollen, stimme nicht, widersprach der CDU-Abgeordnete Mario Czaja. „Der von BUND benannte Flächenbedarf bezieht sich auf eine Trassenvariante, die gar nicht weiterverfolgt wird“, schrieb Czaja. Sein Parteikollege Christian Gräff bezeichnete die Demo als „obskure Veranstaltung“. „Den Aktivisten, die mehrheitlich nicht aus Biesdorf kommen, sind die Zustände der täglichen Belastung für die Anwohner vor Ort wohl gänzlich unbekannt. Und offenbar interessiert sie dies auch nicht“, mutmaßte er. Für ihn sei die TVO ein Schlüsselthema, um die Kieze vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Deshalb verteilte er sogar Plakate mit der Aufschrift „TVO muss kommen“ und startete eine Online-Petition, die inzwischen weit über 1000 Unterstützer gefunden hat.
"Bewohner nicht länger vertrösten"
Unterstützt wird der Bau der TVO auch von Jan Lehmann, SPD-Kandidat bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus für Kaulsdorf und Hellersdorf, sowie der Bündnisgrünen Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl, Bettina Jarasch. „Ich stehe dazu, dass es eine TVO von Marzahn nach Köpenick braucht. Weil wir nämlich die Bewohner von Biesdorf, Karlshorst und Köpenick, die seit Jahrzehnten unter dem Durchgangsverkehr leiden, nicht noch länger vertrösten wollen“, sagte sie kürzlich. „Aber eins ist klar: Weniger Verkehr und Stau gibt es am Ende nur mit weniger Autos. Und deshalb braucht es neben der Straße eine Schienentrasse. Die Pläne für die Nahverkehrstangente Ost packen wir nach der Wahl sofort aus und treiben sie mit Feuereifer voran.“ Die SPD-Fraktion Marzahn-Hellersdorf forderte den Senat auf, den Bau der TVO zügig voranzutreiben und so die Verkehrssituation an der Köpenicker Straße zu entlasten.
Baubeginn frühestens 2025
Unterstützung kommt auch vom Verband Deutscher Grundstücksnutzer. „Die TVO wird naturschonend gebaut und entlastet Wohngebiete, die schon seit Jahren unter massiven Staus leiden. Ideologie ist daher fehl am Platz. Die TVO ist das wichtigste und sinnvollste Straßenprojekt in Berlin, das zur Verringerung der Emissionen und damit zum Klimaschutz wesentlich beiträgt“, erklärte Präsident Jochen Brückmann. Bis zum Baubeginn der TVO werden derweil noch Jahre vergehen. Gerechnet wird damit frühestens 2025. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz soll frühestens Anfang 2022 das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.