Studie gibt in drei Fällen Empfehlungen
Werden Straßen in Marzahn-Hellersdorf umbenannt?
Drei Straßen in Marzahn-Hellersdorf sollen laut Empfehlungen einer 2021 durchgeführten Studie umbenannt werden. Die Diskussion hat inzwischen auch die Bezirkspolitik erreicht.
Mitte Dezember hatte der Politikwissenschaftler Dr. Felix Sassmannshausen im Auftrag des Ansprechpartners des Landes Berlin zu Antisemitismus, Prof. Dr. Samuel Salzborn, ein Dossier zu Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin vorgestellt. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass in Berlin 290 Straßennamen antisemitische Bezüge aufweisen. Den Bezirk Marzahn-Hellersdorf betreffend tauchten 15 Straßen und ein Platz in dem Dossier auf. In den meisten Fällen, zum Beispiel bei der Sudermann-, Strindberg-, Rosegger-, Pestalozzi-, Roedern-, Jahn-, Fritz-Reuter-, Melanchthon- und Cecilienstraße sowie Cecilienplatz, werden eine weitere Recherche oder Forschung und „gegebenenfalls Umbenennung“ empfohlen. In drei Fällen allerdings regt das Dossier direkt die Umbenennung an. Es handelt sich um die Arndt-, Lohengrin- und Lutherstraße, die sich allesamt in Mahlsdorf befinden.
Die Lohegrinstraße ist benannt nach einer Oper von Richard Wagner. Der berühmte Komponist war ein Verfechter des Antisemitismus. Bei der Arndtstraße ist der Historiker und Dichter Ernst Moritz Arndt Namensgeber. „Ernst Moritz Arndt war Vertreter eines aggressiven Nationalismus, den er mit antifranzösischen Ressentiments begründete. In dem Kontext äußerte er sich auch offen frühantisemitisch. Dies lag in seinem nationalistischen Weltbild begründet“, heißt es im Dossier. Der Theologieprofessor Martin Luther, nach dem die Lutherstraße benannt ist, verfasste wiederum antijüdische Schriften, die prägend für die Verbreitung von Antijudaismus waren.
In einem BVV-Antrag hat die FDP-Fraktion gefordert, sowohl die Arndt- als auch die Roedernstraße, benannt nach Siegfried von Roedern, der Mitglied in Adolf Hitlers NSDAP und Ehrenführer der SS war, umzubenennen. Als neue Namen schlägt die Partei die Hannah-Arendt-Straße (eine jüdische Philosophin, die ins Exil floh) und Gertrud-Bäumer-Straße (Frauenrechtlerin, Politikerin, Publizistin und Schriftstellerin) vor. Die CDU ersucht das Bezirksamt dagegen, die Erkenntnisse des Dossiers „in geeigneter Form durch weitergehende Informationen statt Umbenennungen in den jeweiligen Straßen zugängig zu machen“.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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