Zwölf Monate im Schnelldurchlauf
Die Berliner Woche blickt auf das Jahr 2022 in Marzahn-Hellersdorf zurück
2022 standen Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, die damit einhergehende Energiekrise und die Inflation weltweit im Fokus. In Berlin hat über viele Wochen die Pannenwahl 2021 die Öffentlichkeit beschäftigt. Und in Marzahn-Hellersdorf beherrschten unter anderem die Idee eines Sandmann-Denkmals und die Zukunft der Seilbahn die Schlagzeilen.
Januar: Für große Aufregung sorgten gleich zu Jahresbeginn Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen in der Hönower Weiherkette. Mehr als 1300 Bäume werden gefällt. Schwere Maschinen hinterlassen tiefe Fahrspuren im Landschaftsschutzgebiet. Hunderte Anwohner unterzeichnen eine Online-Petition. Sogar Strafanzeige wird unter anderem gegen das Straßen- und Grünflächenamt wegen eines „Umweltdelikts“ erstattet. Das Amt veröffentlicht später eine Stellungnahme, wonach alle Maßnahmen genehmigt waren.
Februar: Über dem neuen Lidl-Markt in der Hönower Straße nahe dem S-Bahnhof Mahlsdorf werden insgesamt 26 Mietwohnungen bezugsfertig. Der Überbau eines Discounters mit Wohnungen ist eines der ersten Bauprojekte dieser Art in Berlin und könnte aufgrund des Platzmangels zukünftig zum Standard werden.
März: Anfang des Monats rollen die Abrissbagger an, um die seit Mitte 2019 für den Autoverkehr gesperrten Wuhletalbrücke abzutragen. Im kommenden Jahr soll mit dem Neubau begonnen werden. Für Mitte 2025 ist die Fertigstellung geplant.
April: Michael Wiedemann aus Mahlsdorf geht mit seiner Idee, dem Fernseh-Sandmännchen ein Denkmal auf dem Ullrichplatz zu setzen in die Öffentlichkeit. Der Weltstar aus Marzahn-Hellersdorf wurde quasi um die Ecke geboren. Regisseur und Puppengestalter Gerhard Behrendt (1929-2006) hatte die Figur mit der roten Zipfelmütze und dem weißen Bart im Jahr 1959 für den Deutschen Fernsehfunk Berlin erschaffen. Er wohnte bis zu seinem Tod 2006 ganz in der Nähe – am Hultschiner Damm/Ecke Akazienallee. Im Laufe des Jahres sammelt Wiedemann die dafür benötigten 35 000 Euro an Spenden ein. Das Denkmal wird in der Kunstgießerei Hann in Altlandsberg in Bronze gegossen, alle Genehmigungen liegen vor und im November wurde es erstmals öffentlich präsentiert. Jetzt fehlt nur noch das eigentliche Aufstellen der Skulptur.
Innerhalb weniger Tage brennt es in mehreren Wohnhäusern. Nach weiteren Bränden im Mai, Juni und Juli geht die Polizei von einer Brandserie aus. Eine tatverdächtige Person wurde ermittelt, die im Verdacht steht, am 12. Mai drei schwere Brandstiftungen in Wohnhäusern in Hellersdorf gelegt zu haben.
Evelin Neuberg aus Mahlsdorf empfängt die Berliner Woche in ihrem Haus. Die 64-Jährige lässt eine Frau mit zwei Kindern aus der Ukraine bei sich wohnen. So wie sie helfen auch viele andere Marzahn-Hellersdorfer und kümmern sich privat um die Aufnahme der seit Februar vor dem russischen Angriffskrieg fliehenden Menschen.
Mai: Bürgermeister Gordon Lemm (SPD) kündigt an, dass auf der sanierten Dachterrasse des Freizeitforums Marzahn in Zukunft eine Bar eröffnen soll. Lemm will damit der angesagten Eventlocation „Klunkerkranich“ in Neukölln Konkurrenz machen.
Juni: Der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi Marzahn feiert sein 30-jähriges Bestehen mit einer großen Jubiläumsshow.
Durch Brandstiftung werden das Gebäude der Natur-Bobbahn auf dem Kienberg sowie ein Großteil der Bobs zerstört.
Bürgermeister Gordon Lemm kündigt nach Gesprächen mit der für die Gärten der Welt und den Kienbergpark zuständigen Grün Berlin GmbH den Wiederaufbau an.
Juli: Das Sportmuseum Marzahn-Hellersdorf im Haus des Sports eröffnet wieder. Zweieinhalb Jahre war das Museum während umfangreicher Umbauarbeiten geschlossen. Zudem wurde die Ausstellung „Auf die Plätze, fertig, los! Sport in Marzahn-Hellersdorf“ von Grund auf überarbeitet. Sie bietet spannende Einblicke in die Geschichte des DDR-Sports und die Sportgeschichte des Bezirks. Der Gründer und langjährige Leiter des Sportmuseums, Wolfgang Turowski, konnte den Neubau nicht mehr miterleben. Er verstarb im Dezember 2021.
An den Laternen in der Oberfeldstraße 15 bis 18 in Biesdorf werden die ersten Laternenladepunkte des seit Langem angekündigten Pilotprojekts „ElMobileBerlin“ in Betrieb genommen. Insgesamt 1000 sollen es bis Ende 2023 in ganz Berlin sein. Um die Beschaffung, Errichtung und den Betrieb kümmert sich ubitricity, ein Berliner Tochterunternehmen der Shell Group.
In der Brigitte-Reimann-Straße/Ecke Zossener Straße am neuen Quartier Stadtgut Hellersdorf wird die zweite Jelbi-Station der BVG in Marzahn-Hellersdorf in Betrieb genommen. Die erste befindet sich am Elsterwerdaer Platz. Unter anderem E-Scooter, E-Bikes, E-Mopeds sowie E-Transporter stehen zur Ausleihe zur Verfügung.
Mit Vanessa Krah gibt es zum ersten Mal eine Queer-Beauftragte im Bezirksamt. Die 27-Jährige will sich für die Stärkung der Akzeptanz sowie Sichtbarkeit der LSBTIQ+-Gemeinschaft (Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen) sowohl innerhalb als auch außerhalb der Bezirksverwaltung einsetzen.
Das Planfeststellungsverfahren für die Tangentialverbindung Ost (TVO) beginnt nicht mehr 2022, sondern erst 2023. Dies kündigt der Senat an und gibt damit den im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und die Linke festgehaltenen Starttermin auf. Die Entscheidung wird von der Opposition, aber auch von den Regierungsparteien kritisiert.
August: Mitten in der schönsten Jahreszeit schließt das Bezirksamt den letzten verbliebenen öffentlichen Grillplatz in Marzahn-Hellersdorf nahe dem Kletterfelsen im Eichepark. Die Entscheidung fiel wie so oft nach wiederholtem Vandalismus und rücksichtslosem Wegwerfens von Müll.
September: Die BVG bringt ihren Rufbus „Muva“ auf die Straße. Das Angebot soll Lücken in den Siedlungsgebieten schließen, wo der öffentliche Personennahverkehr bislang nur unzureichend ausgebaut ist.
Der neugestaltete Clara-Zetkin-Park im Norden Marzahns wird nach umfangreichen Bauarbeiten feierlich eröffnet. Neu ist unter anderem eine Streetball-Anlage. Im November werden dann noch Infotafeln installiert, die über das bewegte Leben der Namensgeberin des Parks informieren.
Nach Tempelhof-Schöneberg und Charlottenburg-Wilmersdorf wird nun auch in Marzahn-Hellersdorf ein Kinder- und Jugendparlament gegründet. Es soll dazu beitragen, Kinder und Jugendliche an der Politik zu beteiligen und die Demokratie zu stärken.
Oktober: Auf Nachfrage der Berliner Woche bestätigt Kulturstadtrat Torsten Kühne, dass in der zweiten Jahreshälfte 2023 die dringend notwendige Sanierung des KulturGuts Marzahn beginnen soll. Dort soll zukünftig das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf einen zweiten Standort bekommen. Mitte November findet auf dem Grundstück zum vorerst letzten Mal der beliebte Kunst- und Keramikmarkt statt.
November: Das Bezirksamt feiert Richtfest für das Jugendforscherzentrum Helleum II. Die Einrichtung, in der Jugendlichen die Naturwissenschaften nähergebracht werden, soll im Herbst 2023 eröffnet werden.
Ebenfalls Richtfest gefeiert wird für das neue Umspannwerk Poelchaustraße an der Märkischen Allee. Nach der Fertigstellung im Jahr 2026 will die Stromnetz Berlin GmbH damit etwa 47 000 Haushalte und rund 2300 Gewerbekunden im Bezirk versorgen.
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz gibt bekannt, dass der Weiterbetrieb der Seilbahn im Kienbergpark durch die Leitner Seilbahn Berlin GmbH bis Ende 2033 gesichert ist. Dafür werden insgesamt 15 Millionen Euro im Landeshaushalt zur Verfügung gestellt. Mit der BVG laufen derzeit Abstimmungen zur Integration der Seilbahn in den VBB-Tarif.
Dezember: Der Umbau des Marzahner Knotens beginnt. Bis Ende 2029 werden in neun einzelnen Bauphasen unter anderem drei Straßenbrücken und eine Straßenbahnbrücke der BVG neu errichtet.
Im Wahlkampf sorgt die schleppende Sanierung der Lemkestraße in Mahlsdorf wieder einmal für Aufregung. Die CDU spricht gegenüber Anwohnern von einem „Geheimplan“, weil die Fraktionen von SPD, Grünen und Linken ein Modellprojekt vorbereiten würden, ohne die Anwohner zu informieren. Die SPD kontert und redet von „Fake News“. Der zuständigen Stadträtin Juliane Witt (Linke) zufolge haben die Arbeiten der Berliner Wasserbetriebe an den Trinkwasserleitungen den Zeitplan durcheinandergebracht. Aktuell sind diese noch bis April 2023 beschäftigt. Erst dann kann der zweite von vier Bauabschnitten beginnen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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