Mehr Hausärzte sollen kommen
Kassenärztliche Vereinigung will eigene Praxisstandorte in Marzahn-Hellersdorf eröffnen
Marzahn-Hellersdorf weist wie seine Nachbarbezirke Treptow-Köpenick und Lichtenberg einen Mangel an Hausärzten auf. Um dieses Defizit zu beheben und die Versorgung zu verbessern, investiert die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin jetzt 21 Millionen Euro.
„Dabei handelt es sich um das umfangreichste Förderprogramm zur Verbesserung der Hausarztversorgung, das in Berlin jemals aufgelegt wurde“, teilte der KV-Vorstand mit. Ab dem 1. Januar 2022 soll es starten. Finanziert wird das Förderprogramm paritätisch von der KV Berlin und den regionalen Krankenkassen. Pro Jahr stehen 1,4 Millionen Euro zur Verfügung, wodurch das Programm 15 Jahre laufen kann.
Zum einen sollen mit dem Geld Hausärzte, die sich neu niederlassen beziehungsweise eine Praxis übernehmen wollen, finanzielle Unterstützung erhalten. Auch Zweigpraxen sowie Praxen mit angestellten Ärzten sollen gefördert werden. Zum anderen wird die KV Berlin erstmals in ihrer Geschichte auch Eigeneinrichtungen betreiben, in denen Ärzte angestellt und mit der Option der späteren Übernahme arbeiten können. Sie gründet dafür die KV Praxis Berlin GmbH. Die ersten Eigeneinrichtungen sollen in der zweiten Jahreshälfte 2022 eröffnen und in Bezirken betrieben werden, in denen ein Hausarztmangel festgestellt wurde.
In Marzahn-Hellersdorf lag der Versorgungsgrad der ambulanten Versorgung bei den Hausärzten im Jahr 2020 bei 89,4 Prozent. Das war im Vergleich der Berliner Bezirke der drittschlechteste Wert nach Lichtenberg (82,4%) und Treptow-Köpenick (83,6%). Berlinweit liegt der Versorgungsgrad bei 105,2 Prozent. Wo genau diese KV-Eigeneinrichtungen in Marzahn-Hellersdorf eröffnen werden, ist noch unklar. Der ehemalige Gesundheitssenator und frisch gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja sieht das ehemalige Haus der Gesundheit in der Etkar-André-Straße 8 in Hellersdorf als geeignet an. „Statt, wie vom Bezirksamt geplant, das Haus der Gesundheit und die umliegenden Parkplatzflächen für den Wohnungsbau an die Gesobau zu übertragen, sollten umgehend Abstimmungen mit der KV stattfinden, um das Haus der Gesundheit zu erhalten und eine neue Perspektive als Ärztehaus zu eröffnen“, forderte er. Der Bezirk, so erklärte Mario Czaja weiter, solle diese Möglichkeit, dass die KV erstmals eigene Ärztehäuser betreiben wird, nutzen und diese derzeit ungenutzte Immobilie aktiv anbieten.
Auf Nachfrage der Berliner Woche ging die KV Berlin nicht direkt auf Czajas Vorschlag ein und blieb im Allgemeinen. „Es wird derzeit ergebnisoffen geprüft, wo die KV-Praxen sich niederlassen können. Dies erfolgt in den Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Lichtenberg. Die KV Berlin steckt mitten in den Planungen. Nach Abstimmung mit allen Beteiligten soll die Entscheidung nach der ersten Standortfrage bis Ende des Jahres erfolgen“, heißt es lediglich. Mit eigenen Praxen sollen Kollegen die Gelegenheit erhalten, sich mit den Abläufen einer Praxis vertraut zu machen und Erfahrungen zu sammeln. Gegebenenfalls sollten diese die Eigeneinrichtung am Ende selbst übernehmen. Diese Form der Förderung sei notwendig geworden, da sich auf die aktuell rund 130 offenen Vertragsarztsitze in den drei Bezirken nur wenige Niederlassungswillige beworben hätten. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ein Beispiel ist, dass sich immer weniger Ärzte für eine Niederlassung in den Randbezirken begeistern können und immer mehr lieber angestellt arbeiten möchten.
Auch den Ärztenachwuchs hat die KV mit ihrem Förderprogramm im Blick. Dieser sollte schon früh an die Hausarztversorgung herangeführt werden, so der Vorstand. Die KV unterstütze deshalb einmonatige Famulaturen (Praktika) in Hausarztpraxen und werde pro Jahr an je fünf Medizinstudenten aus Berlin und Brandenburg Drei-Jahres-Stipendien in Höhe von monatlich 500 Euro vergeben. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten, nach ihrer Weiterbildung in der Allgemeinmedizin in einem von der KV Berlin ausgewiesenen Fördergebiet für mindestens drei Jahre vertragsärztlich tätig zu sein.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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