„Das ist ein Armutszeugnis“
SPD-Fraktion beklagt zu wenige Kältehilfe-Plätze in Marzahn-Hellersdorf
Die Kälte ist auch in diesem Winter wieder eine große Gefahr für obdachlose Menschen. In einer Großen Anfrage hat sich die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung deshalb danach erkundigt, wie sich der Bezirk Marzahn-Hellersdorf auf die aktuelle Kälteperiode vorbereitet hat.
Aus der Antwort von Sozialstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) geht hervor, dass insgesamt zehn Kältehilfe-Plätze im Bezirk zur Verfügung gestellt werden. Auf die Frage, wie das Bezirksamt den Bedarf und das Angebot der bestehenden Infrastruktur zur Hilfe wohnungsloser Menschen für diesen Winter angesichts aktueller Krisen und Problemlagen einschätzt, teilte sie mit: „Eine konkrete Einschätzung ist von vielen, teils in der Zukunft liegenden Faktoren abhängig und daher nicht möglich. Es kann aufgrund der Vergangenheit allgemein davon ausgegangen werden, dass auch im Winter 22/23 das Angebot gut wahrgenommen wird.“
Nun ist die Obdachlosigkeit in Marzahn-Hellersdorf im Berliner Vergleich bekanntermaßen noch kein größeres Problem. Sie konzentriert sich eher auf den Innenstadtbereich. Für Dr. med. Luise Lehmann, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, ist das Angebot dennoch deutlich zu wenig. Angesichts der gestiegenen Energiepreise und Lebenshaltungskosten erscheine ihr das „geradezu fahrlässig“. „Dass nur zehn Plätze zur Verfügung stehen und nicht rund um die Uhr ein Aufenthaltsort für obdachlose Menschen offensteht, ist ein Armutszeugnis und macht mir große Sorgen“, erklärte sie. Stadträtin Zivkovic hatte angegeben, dass das Bezirksamt das 2021 gestartete Modellprojekt „24/7-Unterkünfte für obdachlose Menschen“ der Senatssozialverwaltung für Bezirke mit einem höheren Anteil an Kältehilfe-Plätzen als sinnvoll erachte. Aufgrund mangelnder Angebote werde eine Realisierung in Marzahn-Hellersdorf derzeit aber nicht gesehen.
Gerade unter obdachlosen Menschen seien Risikofaktoren, die besonders vulnerabel gegenüber der Kälte machen, stark verbreitet, so Luise Lehmann. „Insbesondere die Bedürfnisse obdachloser Frauen und Jugendlicher müssen berücksichtigt werden. Das geschieht bisher auch nicht“, sagte sie. Laut Nadja Zivkovic sind die angebotenen Kältehilfe-Plätze nicht geschlechterspezifisch. Die Träger seien aber darum bemüht, den einzelnen Bedarfen der hilfesuchenden Personen nachzukommen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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