„Erschreckender Zustand“
Fast zwei Drittel der Kleingewässer in Marzahn-Hellersdorf leiden laut BUND unter Wassermangel
Der neue Kleingewässerreport 2022/2023 des BUND Berlin kommt zu einem, wie es heißt, „niederschmetternden Ergebnis“. Mehr als die Hälfte der 157 in den Bezirken Charlottenburg-Wilmersdorf, Pankow und Marzahn-Hellersdorf untersuchten Pfuhle und Teiche leidet demnach unter bedrohlichem Wassermangel oder ist bereits ausgetrocknet.
Damit schwinde auch die Lebensgrundlage von Amphibien. Nur noch knapp 40 Prozent der Gewässer seien in einem guten Zustand als Lebensräume für Lurche. Zehn der 13 in Berlin vorkommenden Lurcharten stehen laut BUND auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Für Marzahn-Hellersdorf kamen die Umweltexperten zu dem Ergebnis, dass fast zwei Drittel der Gewässer Mängel aufweisen, genauer gesagt 57 von insgesamt 90 (63,3 Prozent). Das ist im Vergleich zu den beiden anderen Bezirken der schlechteste Wert.
Nach Angaben des BUND wurden die Gewässer für den Report im Sommer 2022 mindestens einmal besichtigt. Den schlechtesten Zustand, was im Report unter der Kategorie D („Biotop ist als Lebensraum für Amphibien verloren. Eine Aufwertung oder Wiederherstellung scheint nicht möglich“) aufgeführt wird, erreichten Weidenpfuhl, Bäckerpfuhl und Kayserteich in Marzahn, Marderpfuhl, Weberpfuhl und Weiher Waldowpark in Mahlsdorf, der Teich im Chinesischen Garten sowie der Teich östlich des Rosengartens in den Gärten der Welt, gleich vier Kleingewässer im Jelena-Šantić-Friedenspark und der Teich im Kurt-Julius-Goldstein-Park in Hellersdorf.
In die beste Kategorie A („Biotop mit hoher Lebensraumqualität für Amphibien, gute Gewässerpflege“) schafften es hingegen 29 Gewässer. Darunter befinden sich unter anderem der Borkheider Teich, Weidengrund und Fasanenpfuhl in Marzahn, Dreiecksee und Inselteich in Biesdorf, Elsenteich, Wernersee, Teich Florastraße, Hamsterpfuhl und Körnerteich in Mahlsdorf, der Friedhofsweiher Neu-Marzahn, der Marzahner Bahnsee, der Teich nördlich des Englischen Gartens in den Gärten der Welt, der Schlossteich Biesdorf, Kreppfuhl und Schleipfuhl in Hellersdorf sowie die Kaulsdorfer Teiche.
Dies hübscht das insgesamt alles andere als gute Ergebnis aber nur etwas auf. „Der Zustand der Kleingewässer in Berlin ist erschreckend. Viele ehemalige Gewässer sind bereits trockengefallen oder stehen kurz davor. Diese einst für Berlin charakteristischen Lebensräume von Amphibien und die dazugehörigen Biotope sind dabei zu verschwinden“, betonte Norbert Prauser vom BUND, Mitautor des Kleingewässerreports. Landesweit und ressortübergreifend hätte ihm zufolge bereits vor mehr als zehn Jahren gehandelt werden müssen, damit die Gewässer wieder sauber sind, genug Wasser und naturnahe Lebensräume bieten.
Zahlreiche Eingriffe
„Eine mögliche Erklärung für die schlechten Ergebnisse in Marzahn-Hellersdorf findet sich in den zahlreichen und tiefgreifenden Landschaftseingriffen der Vergangenheit. Es handelte sich um die Aufgabe der Rieselfelder und die großräumigen Trockenlegungen als Voraussetzung für die Entstehung neuer Stadtteile“, lautet das Fazit des BUND.
Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 2017 seien viele Mittel für die Gestaltung der Grünanlagen ausgegeben, doch der spätere Unterhalt und die Pflege nicht berücksichtigt worden. Das führe dann unter Umständen zu schlechter und gar keiner Pflege der Gewässer. Beispiele dafür fänden sich im Bürgerpark Marzahn oder im Jelena-Šantić-Friedenspark. Oftmals habe das Gartenamt kaum Geld für die tägliche Gewässerpflege und werde mit den Herausforderungen von Renaturierungsmaßnahmen alleingelassen.
Um die Lebensräume zu retten, fordert der BUND Berlin ein Sofortprogramm als Teil eines selbstentwickelten Zehn-Punkte-Plans. Zu finden ist dieser im Kleingewässerreport unter www.bund-berlin.de/service/publikationen/detail/publication/kleingewaesserreport-berlin-2022-2023.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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