Kampf gegen Taubenplage
Marzahn-Hellersdorf sucht nach einem Standort für einen Taubenschlag

Ein Rechtsgutachten der Landestierschutzbeauftragten hat eindeutig festgestellt, dass Stadttauben keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere sind. Sie sorgen immer wieder für Dreck. | Foto:  Pixabay
2Bilder
  • Ein Rechtsgutachten der Landestierschutzbeauftragten hat eindeutig festgestellt, dass Stadttauben keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere sind. Sie sorgen immer wieder für Dreck.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Stadttauben sorgen immer wieder für Probleme, weil sie sich unkontrolliert vermehren und für Dreck sorgen, wo immer sie sich niederlassen. Taubenschläge wären diesbezüglich eine Lösung, doch bisher gibt es in Marzahn-Hellersdorf keinen einzigen. Das soll sich allerdings ändern.

Im Rande einer Pressekonferenz vor einigen Wochen hatte Bürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) eine Dachbegehung des Hellersdorfer Rathauses am Alice-Salomon-Platz angekündigt. Dort sollte ein geeigneter Standort für einen Taubenschlag gesucht werden. Auf Nachfrage der Berliner Woche teilte Zivkovic nun aber mit, dass die Voraussetzungen dort nicht passen: „Wir haben uns das angeschaut. Aber der Zugang ist nur über eine doch lange Anlegeleiter möglich – und darüber täglich Futter und Wasser zu transportieren, ist zu gefährlich.“ Das Bezirksamt werde daher jetzt mit der BVG sprechen, um einen Taubenschlag möglichst auf den Dächern der U-Bahnzugänge zu platzieren.

Der Alice-Salomon-Platz wäre nach Auskunft der Bürgermeisterin prinzipiell ein guter Standort, da es dort ein nicht unerhebliches Taubenproblem gebe. „Der Hauseigentümer muss in der Tiefgarage immer wieder den Taubendreck entsorgen und hat dadurch erhebliche Kosten, weil es als sich um kontaminierten Abfall handelt.“ Taubenschläge müssten an den vor Ort jeweils höchstgelegenen Punkten installiert werden, damit sich die Tauben vor Fressfeinden geschützt fühlen. Großer Vorteil von Taubenschlägen ist, dass damit die Population eingedämmt werden kann. Das funktioniert, indem die gelegten Eier ausgetauscht werden, zum Beispiel durch Eier aus Gips. „Nachteile kann ich im Moment noch nicht sehen“, erklärte Nadja Zivkovic. Die Finanzierung des Taubenhauses würde durch die Landestierschutzbeauftragte Dr. Kathrin Herrmann erfolgen. „Wir würden dann das Futter und das Wasser übernehmen“, so Zivkovic. Betreuen würde den Taubenschlag der Verein Stadttaubenprojekt Berlin. Einen Zeitplan konnte sie jedoch noch nicht benennen.

In einem Taubenschlag werden Taubeneiner durch Exemplare aus Gips ausgetauscht. | Foto: Pixabay
  • In einem Taubenschlag werden Taubeneiner durch Exemplare aus Gips ausgetauscht.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Dass es bisher noch keinen Taubenschlag in Marzahn-Hellersdorf gibt, begründet Zivkovic mit dem noch nicht lange existierenden Stadttaubenkonzept und den in diesem Rahmen verfügbaren finanziellen Mitteln. Das Berliner Stadttaubenkonzept wurde im April dieses Jahres veröffentlicht. Die Landestierschutzbeauftragte hatte dieses tierschutzgerechte Stadttaubenmanagementkonzept für Berlin mit ihrem Team im vergangenen Jahr erarbeitet. Es wurde innerhalb der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz abgestimmt sowie mit den Bezirken und den ehrenamtlichen Stadttaubenschützern und Vereinen besprochen. Zudem einigten sich CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag 2023-2026 darauf, für mehr Sauberkeit in der Stadt ein Taubenmanagement mit dem Ziel etablieren zu wollen, die Taubenpopulation zu reduzieren.

„Zur Reduzierung von Konflikten zwischen Menschen und Stadttauben ist die Einrichtung betreuter Taubenschläge, ergänzt durch weitere Maßnahmen wie tierschutzgerechte Vergrämung, ein geeignetes und erforderliches Mittel“, hatte Dr. Kathrin Herrmann bei der Veröffentlichung gesagt. „Betreute Taubenschläge sind dabei die einzige Maßnahme, die sowohl Verschmutzungen und Belästigungen vermeidet, insbesondere an Gebäudefassaden und Denkmälern, als auch die gesundheitliche Betreuung und Reproduktionskontrolle von Stadttauben sicherstellt und damit das Staatsziel Tierschutz verwirklicht“, erklärte sie damals. Eine Vorreiterrolle habe die Stadt Augsburg eingenommen. Dort sei das Konzept betreuter Taubenschläge seit den 90er-Jahren praktiziert und stetig ausgebaut worden. Heute gebe es dort über zehn betreute Taubenschläge und zwei betreute Taubentürme. Das von immer mehr Kommunen adaptierte „Augsburger Modell“ solle, so erläuterte Herrmann, aufgrund der positiven Erfahrungen daher auch als Vorbild für ein sauberes und nachhaltiges Berlin dienen.

In der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf ist es schon länger Konsens, dass Taubenschläge im Bezirk errichtet werden sollen. Bereits im vergangenen Jahr ist dazu ein überfraktioneller Antrag, eingebracht von den Fraktionen der Tierschutzpartei, Grünen und SPD, einstimmig beschlossen worden. Der neuerliche Vorstoß für einen Taubenschlag und dessen Finanzierung geht ebenfalls auf die Tierschutzpartei zurück.

Ein Rechtsgutachten der Landestierschutzbeauftragten hat eindeutig festgestellt, dass Stadttauben keine Wildtiere, sondern verwilderte Haustiere sind. Sie sorgen immer wieder für Dreck. | Foto:  Pixabay
In einem Taubenschlag werden Taubeneiner durch Exemplare aus Gips ausgetauscht. | Foto: Pixabay
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 849× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 695× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 774× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 348× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.