Außenbezirke sind abgehängt
Politiker fordern vom Senat mehr Einsatz für Sharing-Modelle am Stadtrand
Elektromobilität und unterschiedliche Sharing-Systeme vom Auto bis zum Roller sind Schlüsselbegriffen der Verkehrsentwicklung in Berlin. Die Ausbreitung der Angebote erfolgt jedoch bisher fast ausschließlich in der Innenstadt.
„Es herrscht in der Innenstadt ein Überangebot an Mobilitätsalternativen und dadurch entsteht immer mehr ein krasses Missverhältnis zu den Mobilitätsangeboten, die es in den Außenbezirken der Stadt gibt“, erklärt der Linke-Abgeordnete Kristian Ronneburg. Nur wenige Sharing-Unternehmen weiten ihre Angebote bereitwillig über den S-Bahn-Innenring aus.
Auch der Kreisverband der SPD fordert, sämtliche Sharing-Angebote gleichwertig in den Außenbezirken zu platzieren. „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit“, stellt die SPD-Abgeordnete Iris Spranger fest. Immerhin wohnten über 70 Prozent der Berliner außerhalb des S-Bahnrings.
„In Mahlsdorf oder Kaulsdorf sind die Wege, um beispielsweise zur S-Bahn zu kommen, oft sehr weit“, sagt der CDU-Abgeordnete Mario Czaja. Deshalb seien die Alternativen, das eigene Auto stehen zu lassen oder sich erst gar keins anzuschaffen, in den Außenbezirken besonders wichtig.
„Eine Strategie des Senats sehe ich nicht“, erklärt die AfD-Ageordnete Jeannette Auricht. Der Senat zeige sich überrumpelt bei den Versuchen, die Verkehrsprobleme der wachsenden Stadt zu lösen.
Ronneburg will mit den Partnern der Rot-Rot-Grünen Koalition darüber diskutieren, wie Sharing-Anbieter dazu gebracht werden können, ihre Angebote auch außerhalb des S-Bahn-Ringes vorzuhalten. Er könne sich vorstellen, in einem Wabenmodell die Konzessionen in der Innenstadt mit Standorten in den Außenbezirken zu koppeln.
Auf einer CDU-Veranstaltung zur E-Mobilität in der Schiller-Grundschule erläuterten kürzlich Vertreter von Sharing-Unternehmen, warum es schwierig sei, ihre Mobilitätsangebote auch am Stadtrand anzubieten. Die Bedingungen seien hier andere als in der Innenstadt. Das Hauptproblem sei, solche Dienste wirtschaftlich zu betreiben.
„Wir wären aber grundsätzlich bereit, das auszuprobieren“, sagte Johanna Reinhardt, Geschäftsentwicklungsmanagerin bei Clever Shuttle. Das Unternehmen organisiert Fahrgemeinschaften in Autos, die elektro- oder wasserstoffbetrieben sind. Bisher sei es aber in Berlin so, dass die Fahrzeuge nach jeder Fahrt zu ihrer zugewiesenen Station in die Innenstadt zurückkehren müssen. „Da lassen sich Fahrten beispielsweise nach Mahlsdorf schwer wirtschaftlich darstellen“, erläutert sie. Die Lage wäre eine andere, wenn der Senat Stationen außerhalb des S-Bahn-Ringes zulasse.
David Neubert, Leiter für Verkehr und Technik beim ADAC Berlin-Brandenburg, sieht in Teilen des Senats und der Berliner Verwaltung gar keinen Willen, Sharing-Modelle auszuweiten, selbst mit elektrobetriebenen Fahrzeugen. Neubert: „Mein Eindruck ist, dass mancher möchte, dass alle auf das Fahrrad umsteigen.“
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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