Der Imagepfleger zieht sich zurück
Dr. Oleg Peters hat zehn Jahre lang Besucher nach Marzahn-Hellersdorf gelockt
Zehn Jahre lang hat Oleg Peters das Image von Marzahn-Hellersdorf zu verbessern gesucht. Der Diplom-Historiker organisierte Ausstellungen, Plakatkampagnen und herausragende Feste, verfasste mehrere Publikationen und knüpfte ein großes Netzwerk. Unzählige Berliner und Touristen lockte er so in den Bezirk.
Jetzt, mit 61 Jahren, tritt er kürzer und überlässt die Verantwortung für die Imagepflege anderen. Ende Januar hat er als Projektleiter bei der Wirtschaftsförderung aufgehört, um sich zukünftig anderen Dingen zu widmen. 2012 hatte sich Oleg Peters mit seiner eigens dafür gegründeten „Agentur für Standortmarketing“ erfolgreich auf eine Ausschreibung der bezirklichen Wirtschaftsförderung beworben. Gesucht wurde damals ein Verantwortlicher, der im Auftrag des Bezirks sinnvolle Maßnahmen zur Imageverbesserung plant und umsetzt. Der Biesdorfer, der zuvor mit seiner Firma städtebauliche historische Gutachten erstellte und Geschäftsstellenleiter des Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreises war, brannte regelrecht für diese Aufgabe. Während zuvor immer Agenturen von außerhalb mit wenig Ortskenntnis den Zuschlag erhielten, wusste er genau, wo er ansetzen musste.
Auf die Frage, ob es der Wirtschaftsförderung mit den geförderten Projektengelungen sei, das Bezirksimage aufzupolieren, sagt er heute: „Ja, das würde ich sagen. Mit der Zeit sind Veranstaltungsformate, Ausstellungen und Publikationen entstanden, die heute noch Bestand haben.“ Ein Beispiel sei die dreiteilige Stadtführer-Reihe, die Lust auf Wander- und Radtouren durch den Bezirk macht. In Erinnerung dürften vielen Bürgern des Bezirks auch Ereignisse sein, für die Oleg Peters verantwortlich war. Den Anfang machte 2014 ein Info- und Erlebnisstore in den Potsdamer-Platz-Arkaden. Die gesamte Ladenzeile wurde damals zehn Tage lang mit Infoständen über Marzahn-Hellersdorf, Nachbauten wichtiger Gebäude und einem Kletterparcours gefüllt. Das sei gleich ein Paukenschlag gewesen, der den Berlinern und Hauptstadtgästen das Typische von Marzahn-Hellersdorf näherbrachte. „Die Highlights waren immer Sachen, die vor uns noch keiner gemacht hat.“ Er habe damals Neuland betreten, denn Vorbilder aus anderen Bezirken gab es nicht.
Zu seinen Lieblingsveranstaltungen zählt das Festival „114 über Marzahn“ im Jahr 2019. Eine Kunstinstallation machte die Ahrensfelder Berge in Marzahn temporär zu Berlins höchster Erhebung. Mehr als 1000 Besucher kamen, um einen simulierten Vulkanausbruch und den Sonnenuntergang mit Blick bis zum Fernsehturm zu genießen. Solche ausgefallenen Aktionen erreichten berlinweit Aufmerksamkeit. Die auf einem Truck im ersten Corona-Lockdown 2020 durch den Bezirk rollende Musikshow „Viva Balkonia“ brachte den Bezirk sogar weltweit positiv in die Schlagzeilen. Außerdem sorgte Oleg Peters für die Wiederbelebung des „Classic Open Air Helle Mitte“ im Jahr 2016 und einen mit Bezirksmotiven bedruckten U-Bahn-Sonderzug, der 2021 monatelang auf der Linie 5 unterwegs war. „Um die Leute abzuholen, haben wir so ziemlich alles versucht, was man an kreativen Ideen entwickeln kann.“ Damit wollte Oleg Peters auch der Wahrnehmung etwas entgegensetzen, dass viele Menschen bei Marzahn-Hellersdorf wenig schmeichelhaft zuerst an Plattenbauten denken, wie selbst Gordon Lemm bei seiner Wahl zum Bürgermeister im vergangenen November sagte.
Die Internationale Gartenausstellung 2017 half, dem Bezirk ein weiteres Gesicht zu geben. Mehr als 1,5 Millionen Menschen besuchten damals die Gärten der Welt. Investiert wurde auch in den Straßenbau, in Bushaltestellen und Parkplätze. Neue Attraktionen wie die Seilbahn entstanden. Seitdem gibt es auch die Tourist-Info in der Hellersdorfer Straße 159, die bis heute eine Anlaufstelle neben der Seilbahnstation Kienberg ist. Alle Register seien damals gezogen worden, um die Menschen für den Bezirk zu begeistern, so Peters.
Dass seine Arbeit der vergangenen zehn Jahre gut fortgeführt wird, hofft er natürlich. Und er wünscht sich, dass sein Heimatbezirk als grün und als Ort, wo es sich „prima wohnen lässt“, wahrgenommen wird und Standortpotenziale für die Wirtschaft wie im CleanTech Business Park besser ausgeschöpft werden. Er selbst hat sich vorgenommen, nur noch beratend zur Seite zu stehen, ansonsten als Gutachter zu arbeiten und vielleicht das eine oder andere Buch über die Bezirksgeschichte zu veröffentlichen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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