Caterer 40 Seconds liefert kein Essen
In 15 Schulen von Marzahn-Hellersdorf blieb die Küche kalt

Seit Schuljahresbeginn gibt es berlinweit Probleme mit dem Mittagessen für die Kinder. Die Lieferungen kommen verspätet, in schlechter Qualität oder fallen ganz aus. Am 10. September gab es zwei Negativ-Rekorde: In Neukölln erhielten 21, in Marzahn-Hellersdorf 15 Schulen kein Essen.

Der Cateringbetrieb 40 Seconds hatte für das neue Schuljahr den Zuschlag für die Versorgung von 103 Schulen in Berlin mit rund 40 000 Schulessen erhalten. Offenbar war das Unternehmen damit jedoch überfordert. Ein Rechtsanwalt von 40 Seconds erklärte, es sei im Vergabeverfahren aufgrund von Mitbewerber-Klagen zu erheblichen Verzögerungen gekommen. „Die Prüfung der technischen sowie personellen Ausstattung der Schulen war deswegen für unsere Mandantin nur sehr eingeschränkt möglich“, teilte er weiter mit. Infolgedessen käme es derzeit an vereinzelten Schulen zu Verzögerungen bei der Essensauslieferung.

Die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf übt scharfe Kritik. „Ernährungssicherheit sieht anders aus!“, heißt es in einer Mitteilung. Nach den Horrornachrichten von verschimmeltem Gemüse, stundenlangen Wartezeiten oder Komplettausfällen habe der Caterer auch in der zweiten Schulwoche weiter große Schwierigkeiten, die Mittagessen an die Schulen zu liefern. „Senat und Bezirksämter sollten ihre Kriterien für die Auftragsvergabe an 40 Seconds offenlegen“, fordert Steffen Ostehr, Verordneter der Partei die Linke und Mitglied im Schulausschuss. „Sonst bleibt da ein sehr schlechter Nachgeschmack: dass das Unternehmen den Zuschlag nur bekommen hat, weil sein Angebot das günstigste war.“

Die Versorgung in den Schulen habe auch eine soziale Dimension. In den Gegenden mit einem hohen Anteil an sozial benachteiligten Familien sei auch die Zahl der Kinder höher, für die das kostenlose Schulmittagessen die einzige warme Mahlzeit am Tag sei. „Dort, wo Schulen es wollen und räumlich können, sollte ermöglicht werden, dass vor Ort das Essen selbst zubereitet wird“, schlägt Ostehr vor. Das sei sicher kein genereller Weg, aber ein Baustein für ein funktionierendes und gesundes Mittagessen.

Mehrere Bezirke haben inzwischen mit 40 Seconds Aufhebungsverträge geschlossen und andere Caterer beauftragt. Auch in Marzahn-Hellersdorf wurde Ersatz für die 15 nicht belieferten Schulen gefunden.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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