Ideen für einen Platz der Zukunft
Junge Planer zeigen ihre Visionen für den Breitenbachplatz
Die Tage der Autobahnbrücken am Breitenbachplatz sind gezählt. Seit Anfang des Jahres ist der Abriss der Brücken beschlossen. Doch was passiert mit dem gewonnenen Platz? Darüber machten sich junge Planer und Planerinnen innerhalb eines Wettbewerbs Gedanken. In einer Ausstellung präsentierten sie ihre Ideen und Visionen unter dem Motto „Stadt statt A 104“.
Der Architekten und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) machte den Umbau des Breitenbachplatzes zum Thema des 168. Schinkel-Wettbewerbs. Um das Thema voranzutreiben hat der AIV den geplanten Rückbau der A 104 zum Anlass genommen und Planern, Architekten und Landschaftsarchitekten die Frage gestellt, welche Chancen und Herausforderungen sich aus Rückbau oder Umnutzung der ehemaligen A 104 ergeben könnten.
Mehr als 100 Arbeiten wurden eingereicht, 13 erhielten eine Auszeichnung. So ging der Schinkelpreis für Städtebau an den Entwurf „Quartier 104“. In dem Beitrag von Studenten der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg wird die Hoch-trasse der A 104 nur in Teilen zurückgebaut und als neue Wegeverbindung für den Radverkehr wiederverwendet. Die Plattform der Autobahntrasse wird zur schnellen und grünen Verbindung zwischen Steglitz und Wilmersdorf. Direkt an die Radroute schließen sich neue Wohn- und Bürogebäude an. Der Radweg auf Ebene der ehemaligen A 104 dient in diesem Entwurf als Deckel eines Arkadengangs, unter dem sich die die Erdgeschoss-Zonen befinden. Neben seiner Funktion als Radweg wird über die Plattform auch das erste Obergeschoss der Gebäude erschlossen. Partiell werde die Plattform im Sinne von kleinen Plätzen unterschiedlich bespielt und begrünt, heißt es in dem Entwurf, in dem der Breitenbachplatz den grünen Mittelpunkt bildet.
Einen nahezu kompletten Rückbau der Hochstraße sieht der Entwurf „Stadt Band Plus“ von Studierenden der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz vor. Anstelle der Autobahntrasse soll laut diesem Entwurf ein Band aus Wohnbauten und Freiflächen entstehen. Von der Wohnanlage „Schlange“ in Richtung Bierpinsel reihen sich neue Baufelder, Plätze und Freiräume aneinander. Zudem sieht dieser Entwurf ein großes begehbares Wasserbecken als Wasserspeicher bei Starkregen sowie einen Marktplatz, verkehrsberuhigte Fuß- und Radboulevards vor. Der Breitenbachplatz selbst soll wieder nach historischem Vorbild umgebaut werden. Dieser Entwurf wurde mit dem Sonderpreis Städtebau ausgezeichnet.
Besonders lebhaft hat die Jury die Arbeit „AufKläranlage“ diskutiert. „Studierende der TU Berlin skizzieren einen überraschenden Lösungsansatz für 150 Millionen Liter Abwasser, das jährlich in der Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße anfällt“, loben Gesche Gerber und Ernst-Wolf Abée als Vorsitzende des AIV-Schinkel-Ausschusses die Arbeit, bei der die vorhandenen Autobahntunnel und Parkebenen im Inneren des Gebäudekomplexes zu einer Abwasser-Kläranlage umgewidmet werden. Auf dem Betontrog der Autobahnstrecke nach Süden bis zur Schildhornstraße soll ein artenreich bepflanztes Biotop zur Filterung des Grauwassers und zur Verdunstung und unmittelbaren Rückführung in das lokale Wassermanagement entstehen. Die städtebaulichen Situation wird ergänzt durch einen „Blauen Campus“ für Studenten aus der nahegelegenen Freien Universität mit einer Mensa und einer Bibliothek, durch ein Informationszentrum und einen „Wasserboulevard“. Dieser Entwurf wurde mit dem Schinkelpreis Landschaftsarchitektur prämiert.
Die zahlreichen kreativen Lösungen, die innerhalb des Wettbewerbs entstanden sind, sollen nun öffentlich diskutiert werden. Seit zwei Jahren bereits ruft der AIV die politischen Gremien auf, über den zukünftigen Umgang mit den überdimensionierten Verkehrsbauwerken der A 104 nachzudenken.
Die Arbeiten des Schinkel-Wettbewerbs werden noch bis zum 26. März in einer Ausstellung in der Universität der Künste, Hardenbergstraße 33, gezeigt. Geöffnet ist täglich von 9 bis 20 Uhr in der Aula 201.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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