Laufend nach dem Rechten sehen
Michael Trippler ist täglich 14 Kilometer unterwegs, um Unfälle zu verhindern
Berlins Straßen und Gehwege sind nicht selten in beklagenswertem Zustand. Dies kann vor allem für ältere, in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkte Menschen gefährlich werden: Sie können stürzen und sich dabei verletzen. Doch nicht nur Fußgänger sind durch einen schlechten Zustand des öffentlichen Straßenlandes gefährdet: Auch Radfahrern und Autos droht Schaden etwa durch tiefe Schlaglöcher, zumal wenn sie nach starken Regenfällen unter einer Pfütze verborgen „lauern“.
Hier nun kommt Michael Trippler ins Spiel. Der, 55 Jahre alt und gut durchtrainiert, ist seit Juli 2020 Straßenbegeher im Bezirk Steglitz-Zehlendorf und für einen größeren Bereich um die Malteserstraße verantwortlich. In dieser Funktion sorgt er dort für mehr Sicherheit. Trippler hat nach dem Schulbesuch an der Reinickendorfer Bettina-von-Arnim-Schule den Beruf des Steinmetzes gelernt und 30 Jahre lang ausgeübt. Das kommt ihm nun in seinem zweiten Berufsleben zupass. In diesem spürt er Schäden auf Fußwegen und Fahrbahnen nach – was nicht allzu schwer zu sein scheint, begleitet man ihn nur eine viertel Stunde lang –, schätzt ihren „Gefährdungsgrad“ ein, notiert den genauen Ort und gibt die Schadensmeldungen im Tiefbauamt des Bezirks weiter.
Insgesamt sechs Straßenbegeher gibt es in Steglitz-Zehlendorf, die wie Trippler in der Regel öffentlich kaum wahrgenommenen werden, aber äußerst wichtigen Aufgaben nachgehen. Und dieses „Nachgehen“ ist durchaus wörtlich gemeint: Arbeitstäglich kommen nämlich zwischen zehn und 14 Kilometer zusammen, die unter die Schuhsohlen genommen werden müssen. In Tripplers Bezirk gibt es fünf festgelegte Touren durch Hauptstraßen, 13 durch Nebenstraßen, die rechts und links von diesen Hauptstraßen abgehen. Täglich mit dabei ist übrigens Tripplers Rad, das er auf dem Bürgersteig schiebt und in dessen Lenkertasche Stift und ein dickes Notizbuch stecken – beides wichtige Requisiten für Straßenbegeher.
Fehlendes Personal, zu wenig Geld
Das Notizbuch des zweifachen Vaters und Opas, wie Trippler stolz berichtet, ist bereits auf vielen Seiten eng beschrieben; kein Wunder, denn jeden Arbeitstag kommen rund 20 Schadensfälle neu hinzu. Da haben Baumwurzeln oder Reinigungsfahrzeuge der BSR durch ihr Eigengewicht das Pflaster („K-Platten“, so Trippler) angehoben und bilden nun böse Stolperkanten, mal hat die Witterung Betonteile der Fahrbahn abgesprengt, was Auto- und Fahrradreifen nicht sonderlich gut bekommt. Doch auch nur noch schlecht oder gar nicht mehr lesbare „Straßenbenennungsschilder“ – im Volksmund schlicht Straßenschilder genannt –, werden im Buch vermerkt und gemeldet. Das Bezirksamt löst dann aufgrund der eingegangenen Meldungen bei unter Vertrag stehenden Baufirmen Reparaturaufträge aus. So werden dann um Beispiel Löcher auf der Straße mit Kaltasphalt aufgefüllt oder dicke Baumwurzeln überbaut. Solche Überbauungen erkennt auch der Laie an leicht ansteigenden und dann wieder ebenso leicht abfallenden Gehwegen in Bereichen von Straßenbäumen, die allerdings nur bis zu einer gewissen Höhe möglich sind. Doch Arbeitskräfte fehlen auch in den Baufirmen, so dass Reparaturen oft länger auf sich warten lassen, obwohl sie rasch notwendig wären.
„Im Bereich der Straßenunterhaltung ist in den vergangenen Jahren viel kaputtgespart worden, sodass wir jetzt eigentlich nur Schadensbegrenzung betreiben können. Es bräuchte mehr Geld, wenn alles ordentlich gemacht werden soll“, sinniert Straßenbegeher Trippler, der dennoch hofft, dass künftig niemand in Berlin aufgrund defekter Straßenbeläge zu Schaden kommt. Seinen Beitrag zumindest dafür leistet er – und das von Montag bis Freitag auf den Straßen im Bezirk.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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