Kinder einfach mal machen lassen
Kinder- und Jugendbüro Steglitz-Zehlendorf setzt sich für Rechte junger Menschen ein
Das Kinder- und Jugendbüro Steglitz-Zehlendorf, kurz KiJuB, wurde 2003 nach einem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) gegründet und gehört somit zu den ältesten Stellen für Kinder- und Jugendbeteiligung in Berlin. Damals noch als Verein erhielt es vom bezirklichen Jugendamt den Auftrag, die Interessen junger Menschen im Bezirk zu vertreten.
Kinder und Jugendliche müssen mitbestimmen können und sich einmischen dürfen. Sie haben ein Recht auf Beteiligung an allen für sie relevanten Angelegenheiten. So steht es im Jugendförder- und Beteiligungsgesetz. Bei der Durchsetzung ihrer Rechte hilft das KiJuB Steglitz-Zehlendorf. Nach dem Start als Verein gehört es jetzt als Praxisstelle zum Verein Nachbarschaftshaus Wannseebahn und hat seinen Sitz im Campus Albert Schweitzer, Am Eichgarten 14.
„Wir verstehen uns als Praxis- und Fachstelle für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“, erklärt Julia Kumbier kurz die Aufgabe des KiJuB. Die 37-jährige Demokratiepädagogin leitet seit August 2023 das Büro. "Wir beraten junge Menschen, pädagogische Fachkräfte sowie Politik und Verwaltung zu Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen und ermöglichen Beteiligungsverfahren für jungen Menschen. Ihre Themen und Bedarfe sollen so in allen sie betreffenden Lebensbereichen Berücksichtigung finden“, sagt Kumbier.
Dazu gehören Projekte, die mitunter schon seit Jahren erfolgreich im Bezirk laufen. Wie zum Beispiel die Kinder- und Jugendjury. Dort können Projektgruppen eigene Ideen verwirklichen. Dafür stehen zweimal im Jahr etwa 9000 Euro zur Verfügung. Welche Idee mit wie viel Geld gefördert wird, entscheiden die jungen Leute in der Jury selbst. „Das funktioniert sehr gut. Immer mehr Kinder und Jugendliche trauen sich und melden sich selbst mit ihren Ideen an“, freut sich Kumbier über das erfolgreiche Projekt.
Nach Wünschen und Meinungen befragt
Seit Jahren erfolgreich laufen über das KiJuB auch Projekte wie der Kinder- und Jugendhaushalt, die Ehrung von Bezirkshelden, die U18-Wahl und die Beteiligung an der Gestaltung von Spielplätzen sowie die Audits.
Mit dem Inkrafttreten des neuen Jugendförder- und Beteiligungsgesetzes im Jahr 2020 haben die jungen Menschen mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Beteiligung bekommen. „Für den ersten Jugendförderplan 2021 haben wir zuvor in Straßenumfragen 703 junge Menschen zu ihre Wünsche befragt und wollten wissen, was sie beschäftigt und ob sie sich und ihre Interessen ausreichend vertreten fühlen“, sagt Julia Kumbier. Unter anderem wünschte sich mehr als jeder Dritte besseren Schutz vor Mobbing. Die Ergebnisse der Umfrage sind am Ende in den Plan, der dann vom Jugendamt erstellt wurde, eingeflossen. Alle vier Jahre gibt es einen neuen Plan. Für den nächsten laufen bereits die Vorbereitungen an. Unter anderem werden Erhebungen im Sozialraum und in verschiedenen Kinder- und Jugendeinrichtungen gemacht.
Zur Arbeit des KiJuB gehört es auch, pädagogische Fachkräfte für neue Ansätze in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren. Oft würden Ideen und Meinungen von Jüngeren aufgrund ihres Alters ignoriert oder nicht ernst genommen. Adultismus nennt man das. Wie der vermieden werden kann, soll auf einem Fachtag zur Qualifizierung von Fachkräften vermittelt werden, der Ende November stattfinden soll. „Um eine Beteiligung überhaupt zu gewährleisten, muss man Kinder auch einfach mal machen lassen“, sagt Julia Kumbier.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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