35 Jahre Partnerschaft mit Königs Wusterhausen
Honecker und Kohl schufen dafür 1987 die Voraussetzungen
Gute Freundschaften tragen zu einem friedlichen Miteinander bei. Das gilt für Menschen genauso wie für Staaten im Großen und Städte, Kommunen und eben auch Bezirke im Kleinen. Dies war nach den schlimmen Erfahrungen der nationalsozialistischen Diktatur und den Erfahrungen des Kalten Krieges auch den Bezirksoberen der Alt-Bezirke Steglitz und Zehlendorf klar, als sie 1962 für Steglitz noch im nationalen Rahmen erste Partnerschaften mit Bonn-Bad Godesberg und Hannoversch Münden und 1967 für den Bezirk Zehlendorf mit Hagen in Westfalen abschlossen. Heute unterhält der Bezirk durch diese Doppelerbschaft 20 vorwiegend internationale Städtepartnerschaften.
Während seit 2013 Song-pa, ein Stadtbezirk von Südkoreas Hauptstadt Seoul, der mit über 8000 Kilometer Luftlinie und viele Flugstunden am weitesten entfernte Städtepartner des Bezirks ist, liegt Königs Wusterhausen quasi um die Ecke und ist bequem mit der S-Bahn zu erreichen. Dies nutzten Mitglieder des Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf unlängst zu einer Stippvisite in der Partnerstadt im Landkreis Dahme-Spreewald. Grund für diesen Besuch: Die Partnerschaft mit Königs Wusterhausen wurde gerade 35 Jahre alt.
Was sich heute so einfach bewerkstelligen lässt, fing 1988 durchaus kompliziert an. Ermöglicht wurde die Partnerschaft nach dem allgemeinen politischen Tauwetter zwischen den beiden deutschen Staaten in den 1970er Jahren erst durch eine entsprechende Absichtserklärung beim Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzenden und Generalsekretärs des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, bei Bundeskanzler Helmut Kohl vom 7. bis zum 11. September 1987. Nachdem auch die Sowjetunion ihre Zustimmung gegeben hatte, stand nun einer Partnerschaft mit Königs Wusterhausen nichts mehr im Wege: Noch im selben Jahr gab es erste gegenseitige Besuche durch jeweilige Delegationen.
Dass die im Berliner Speckgürtel gelegene Mittelstadt mit knapp 40 000 Einwohnern heute den Besucherinnen und Besuchern einiges zu bieten hat, davon kann man sich leicht selbst ein Bild machen. So sollte auf dem Programm eines jeden Menschen, der aus touristischen Gründen dorthin fährt, wenigstens ein Abstecher in das Sender- und Funktechnikmuseum stehen, war doch dort der Geburtsort des Rundfunks in Deutschland. Schon 1920, und damit drei Jahre vor dem offiziellen Start in der Weimarer Republik, ging von Königs Wusterhausen aus ein Weihnachtskonzert über den Äther. Dass man in KW, wie Königs Wusterhausen von vielen liebevoll abgekürzt wird, auf diese Geschichte stolz ist, verdeutlichen die drei auf einer Welthalbkugel stehenden Antennenmasten im Stadtwappen.
Angesagt ist neben einem Besuch im Dahmelandmuseum, das einen guten Einblick in die Geschichte der Partnerstadt im 19. und 20. Jahrhunderts gewährt, natürlich der Gang in das seit dem Jahr 2000 als Museum betriebene Jagdschloss des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1713-1740). Dorthin kam der König zur Jagd, im Sommer und zum Herbst, dort tagte das sogenannte Tabakskollegium, eine gesellig-qualmende Männerrunde. Dort hängen heute 40 selbst gemalte Bilder des Monarchen. Nicht versäumt werden sollte über all dem ein Rundgang im barocken Schlossgarten, einem der frühesten im französischen Stil angelegten in der Region Berlin-Brandenburg.
Wer nun Lust hat, solche verpartnerte Orte kennenzulernen, kann, muss aber nicht in den Partnerschaftsverein des Bezirks eintreten. Zur Erprobung bietet sich vorab vielleicht schon mal ein Schnupperbesuch im Schloss der Partnerstadt KW an, mit Kindern zwischen fünf und zehn Jahren etwa wäre dazu am 4. und 10. November jeweils um 16.30 Uhr zur Führung "Spukt es etwa im Schloss?" gute Gelegenheit.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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