Ein Rettungsanker für Familien
Ehrenamts-Projekt Känguru begleitet frischgebackene Eltern
Ein Baby ist immer eine große Herausforderung für junge Familien: Die Mama und das Neugeborene sind allein zu Hause, der Partner arbeitet, die Großeltern wohnen weit weg. Die junge Mutter ist rund um die Uhr gefordert und wenn dann auch noch ältere Geschwister ihr Recht fordern, wäre jemand, der „übernimmt“, eine große Hilfe. Hier setzt das Projekt Känguru an.
Kängurus das sind ehrenamtliche Patinnen, die regelmäßig eine ausgewählte Familie mit einem Säugling besuchen und den Müttern somit etwas Freiraum verschaffen. Die Patinnen – in der Regel sind es Frauen – springen ein, wenn die frisch gebackenen Eltern kein eigenes Netzwerk haben, das ab und zu für Entlastung im Alltag sorgt. Känguru heißt das Projekt übrigens deshalb, weil die Ehrenamtlichen einer jungen Familie bis zu einem Jahr lang einen geschützten Raum bieten. Ähnlich wie eine Känguru-Mutter, die ihr Junges bis zu zehn Monate in ihrem Beutel mit sich trägt.
„Das ist eine wirklich schöne Aufgabe. Die Familienpatinnen unterstützen die Familien für sechs bis zwölf Monate in der Zeit nach der Geburt. Sie schenken der Familie Zeit, hören zu, machen Mut, gehen mit dem Baby spazieren und entlasten damit die Eltern. Sie sind so etwas wie ein Rettungsanker für Familien“, sagt Sophie Gerig. Die 34-jährige Sozialpädagogin ist Projektkoordinatorin für „Känguru hilft und begleitet“. Sie hat schon einige Patenschaften vermittelt und freut sich jedes Mal, wenn sie sieht, wie gut das Projekt funktioniert. Als „Paradebeispiel“ nennt sie eine Mutter, die ihre drittes Kind bekommen hatte und dringend Unterstützung benötigte. Ein großes Problem sei gewesen, den älteren Kindern und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. „Für sie war es ein große Hilfe, wenn die Ehrenamtliche sich um die Geschwister kümmerte und beispielsweise mit ihnen spielte oder sie zum Turnen oder ähnlichem begleitete“, sagt Gerig. Oft reiche es schon, wenn die Patin sich mit dem Baby beschäftigt und die Mutter indes in Ruhe den Haushalt machen oder einfach wieder Kraft tanken kann.
"Einmischen ist nicht gefragt"
„Die Ansprüche und Aufgaben sind total unterschiedlich. Wie genau die Einsätze aussehen sollen, wird vorher mit der Familie abgesprochen“, erklärt Sophie Gerig das Prozedere. Bevor es aber in die Familien geht, wird bei einem ersten Kennenlerntreffen mit der Sozialpädagogin geklärt, was die Motivation der Ehrenamtlichen ist. „Bei einer Känguru-Patenschaft geht es darum, die Familie als System zu stärken. Das heißt auch, offen zu sein gegenüber anderen Kulturen und Erziehungsmethoden. Einmischen ist nicht gefragt“.
Wenn dann alles passt und eine Zusammenarbeit zustande kommt, wird zunächst ein Schutzkonzept unterschrieben – je einmal für das Projekt Känguru und für den Träger, das Diakonische Werk. Außerdem muss ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt werden. Dann geht es in die Vermittlung. Zur Zeit liegen sieben Anfragen von Familien vor, aber es gibt nur eine Ehrenamtliche, die auf ihren Einsatz wartet. Insgesamt gibt es neun ehrenamtliche Frauen im Projekt, acht davon sind derzeit in einer Patenschaft. Das Projekt steht und fällt mit der Anzahl der Paten. Deshalb werden dringend ehrenamtliche Familienpatinnen gesucht.
Neben der Freude an dieser Aufgabe sollten die Kängurus zeitlich flexibel sein. Erfahrungen mit Kindern sind wünschenswert, sind aber keine Voraussetzung. Die Ehrenamtlichen werden regelmäßig bei kostenlosen Fortbildungen geschult. Monatliche Teamtreffen bieten die Möglichkeit, sich auszutauschen. Während des Einsatzes sind die Kängurus durch die Diakonie unfall- und haftpflichtversichert und es gibt eine pauschale Aufwandsentschädigung.
Bei Interesse kann man sich bei Sophie Gerig melden. Entweder vor Ort im Diakonischen Werk Steglitz und Teltow-Zehlendorf, Albrechtstraße 82, zu den Sprechzeiten Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 14 Uhr oder telefonisch unter der Telefonnummer 0177 309 77 72 sowie per E-Mail an kaenguru@dwstz.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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