Stadtteilzentrum Steglitz blickt auf ein schwieriges Jahr zurück
"Es galt, für alle das Beste herauszuholen"
Wie so viele andere auch, stellte das Corona-Jahr das Stadtteilzentrum Steglitz (SzS) vor große und besondere Herausforderungen. Nichts ist mehr planbar. Mit Situationen wie Shutdown und Lockdown hatte niemand Erfahrungen. Von Anfang an galt, für alle das Beste herauszuholen.
Eigentlich sollte das Jahr ganz anders laufen. Am 11. Dezember war eine große Geburtstagsfeier geplant: 25 Jahre Stadtteilzentrum Steglitz. Die Party musste wegen des erneuten Lockdowns abgesagt werden. Dabei hätte es gerade nach diesem schwierigen Jahr allen Grund zum Feiern gegeben. „Wir haben gemeinsam alle Herausforderungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte, professionell gemeistert“, sagt Thomas Mampel, Geschäftsführer und Mitgründer des gemeinnützigen Vereins.
Als im Frühjahr alle Einrichtungen des SzS wegen des Shutdowns geschlossen werden mussten, war man erst einmal ratlos. Was wird nun mit den Mitarbeitern, was mit den Nutzern? Immerhin betreibt der Verein mehrere Kitas und Nachbarschaftstreffs sowie die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der Leonorenstraße, ist Träger des Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum KiJuNa in der Scheelestraße. Glücklicherweise kam ziemlich schnell das Signal vom Senat, dass die Mitarbeiter weiter bezahlt werden. Somit musste niemand in Kurzarbeit oder war in seiner Existenz bedroht.
Hygienemaßnahmen, neue Bestimmungen und Regeln – die Arbeit musste in vielen Bereichen komplett umgestellt werden. „Ich habe großen Respekt vor den Mitarbeitern, die sofort umgeschaltet und sich dafür eingesetzt haben, dass die Angebote weiter funktionieren“, sagt Thomas Mampel. Alle hätte viel mehr gemacht, als sie mussten.
„Wir haben die Pandemie auch als Chance begriffen und uns intensiv mit dem Thema Digitalisierung befasst“, sagt Mampel. Eine bereits schon vor Corona entwickelte App für den Online-Austausch zwischen den Nutzern des KiJuNa kam nun voll zum Einsatz. „Wir haben zu Kindern, bei denen die Lage schwierig war, Kontakt aufgenommen und auf die App hingewiesen“, erzählt Kristoffer Baumann, ebenfalls Geschäftsführer und für die Kinder- und Jugendarbeit verantwortlich. Über die App gibt es von Anfang an einen regen Austausch. Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit, sich über diesen Kanal auszutauschen, sich Rat zu holen aber auch ein bisschen Fröhlichkeit in den Corona-Alltag zu bringen. Dazu wurden weitere Konzepte erarbeitet, die mehr Online-Angebote vorsehen. Neben Videokonferenzen werden Online-Spiele als Turnier angeboten. Auch ein Tanzworkshop wurde ins Leben gerufen: Die Kinder konnten über einen Link den Anweisungen einer Mitarbeiterin folgen und zu Hause mittanzen. Ganz besonders wichtig in dieser Zeit: Die Hausaufgabenbetreuung wurde ebenfalls digital durchgeführt. Rat und Hilfe gibt es jetzt nicht vor Ort in der Einrichtung, sondern per Videokonferenz.
Etwas schwieriger ist es, die ältere Generation zu erreichen. Denn alle Angebote für Senioren, die eigentlich regelmäßig in den Kiez- und Nachbarschaftstreffs des SzS stattfinden, fallen derzeit weg. Diese Zielgruppe online zu erreichen, ist nicht einfach. „Wir haben gemeinsam mit dem Mittelhof e.V. und der Freiwilligenagentur gleich zu Beginn des Lockdowns die Corona-Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. Das ist eine Online-Vermittlungsplattform für Ehrenamtliche, die älteren Menschen Hilfe anbieten“, erklärt Mampel. Es gab eine unglaubliche Bereitschaft von Hilfeangeboten, aber eine geringe Nachfrage. Viele Senioren seien einfach unsicher im Umgang mit Internet, Smartphone, Tablet oder Computer oder besäßen kein Endgerät, erklärt Kristoffer Baumann.
Vor diesem Hintergrund wurde jetzt das Projekt „Videochat your Oma“ konzipiert. Junge Menschen zeigen älteren Menschen den Umgang mit Smartphone, Tablet und Co. Fast fertig ist eine neue App für Ältere. Hier werden digitale Angebote für Senioren gemacht. Erste Ideen: digitales gemeinsames Kochen und Online-Sprechstunden. „Unsere Kinder und Jugendlichen stehen bereit. Jetzt brauchen wir noch Nachbarn, die den Umgang mit den technischen Geräten und dem Internet lernen wollen“, sagt Baumann.
Ein großer Dank gebühre auch den Mitarbeitern der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in der Leonorenstraße. „Für die Bewohner dort ist die Situation besonders belastend. Sie haben keine Privatsphäre, können sich nicht zurückziehen. Auch hier fallen sämtliche Angebote wie die Deutschkurse weg“, schildert Mampel die Situation in der Unterkunft. Die Mitarbeiter hätten es geschafft, das die Stimmung trotz allem ausgeglichen ist.
Und was wünscht sich das Team des SzS für 2021? „Wir haben relativ viele positiv getestete Mitarbeiter. Ich hoffe, dass alle gut durch die Pandemie kommen und es zu keinen schweren Verläufen kommt.“
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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