Umstrittene Randlage
Kältehilfe in Wannsee seit 1. November wieder geöffnet
Pünktlich zu Beginn der Kälteperiode 2020/2021 stellt das Bezirksamt zum 1. November das Angebot einer Kältehilfe bereit. Wie schon im Vorjahr stehen in der Notunterkunft Bergstraße 4 in Wannsee Übernachtungsplätze und eine warme Mahlzeit für Bedürftige zur Verfügung.
Die ursprünglich 30 vorhandenen Schlafplätzen mussten jedoch reduziert werden. Aufgrund der SARS-Cov2-Pandemie stehen nur 18 zur Verfügung. Während der Kältesaison ist die Notunterkunft täglich ab 19 Uhr bis zum nächsten Morgen 7 Uhr geöffnet.
Zum Schutz der Menschen, die diese Notunterkunft nutzen, besteht im Innenbereich der Einrichtung Maskenpflicht. Außerdem wird im Eingangsbereich die Körpertemperatur der Besucher gemessen. Für die kommende Saison wurde der Außenbereich der Einrichtung erweitert. Somit ist auch die Nutzung eines Grillplatzes möglich. Betrieben wird die Einrichtung im Auftrag des Bezirks Steglitz-Zehlendorf durch das Deutsche Rote Kreuz Berlin Südwest Soziale Arbeit, Beratung und Bildung.
Zur Wiederaufnahme der Kältehilfe erklärt Sozialstadtrat Frank Mückisch: „Ich freue mich, dass wir auch in diesem Winter bedürftigen Menschen ein niedrigschwelliges Angebot am Standort Bergstraße machen können. Es war mir sehr wichtig, den Stichtag 1. November einzuhalten, und das ist dank des großen Engagements der Mitarbeiter des Sozialamtes geglückt.“
Trotz der Randlage sei auch der Standort der Einrichtung richtig und sinnvoll, denn die Wannseebrücke sei einer der Obdachlosen-Hotspots im Bezirk. Mückisch wirbt umso mehr dafür, dass Bedürftige dieses Angebot auch nutzen. „Im Vorjahr waren wir zu durchschnittlich 30 Prozent ausgelastet. Ich begrüße es daher, dass die Teams des Wärme- und Kältebusses von DRK sowie der Berliner Stadtmission jederzeit Kenntnis über aktuell freie Kapazitäten in der Bergstraße erhalten sollen“, sagt der Stadtrat.
Die Linksfraktion kritisierte dagegen die Randlage der Notunterkunft und forderte in einem Antrag, einen neuen Standort für eine Kältehilfeeinrichtung mit mindestens 30 Plätzen im Bezirk zu suchen, der zentral liegt und gut erreichbar ist. Der Antrag wurde in der Bezirksverordnetenversammlung im Oktober von der schwarz-grünen Mehrheit abgelehnt.
Die Linke wirft dem Bezirksamt vor, sich schwer zu tun, für wohnungslose und obdachlose Menschen Schutzräume zur Verfügung zu stellen. Der Umgang mit den ärmsten der Gesellschaft sei im reichen Bezirk Steglitz-Zehlendorf skandalös und ein Armutszeugnis, erklärte Linken-Fraktionschef Gerald Bader.
Frank Mückisch informiert in der Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Linksfraktion, dass sich sein Amt durchaus um weitere Standorte gekümmert habe. Allerdings ohne Erfolg. Bei sämtlichen Anfragen – ob bei der Koordinierungsstelle für die Kältehilfe, bei Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften oder Wohnheimen im Bezirk – wurde mitgeteilt, dass es keine geeigneten Objekte gebe oder eine Anmietung finanziell nicht umsetzbar wäre, wie beispielsweise beim Seniorenwohnhaus in der Tautenburger Straße 34.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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