Achtsamkeit zum Schutz der Kinder gefragt
SPD-Jugendstadträtin Carolina Böhm rät Familien, Hilfsangebote anzunehmen

Jugendstadträtin Carolina Böhm appelliert an die Mitverantwortung der Bürger gegenüber gefährdeten Kindern.  | Foto: Uwe Steinert
  • Jugendstadträtin Carolina Böhm appelliert an die Mitverantwortung der Bürger gegenüber gefährdeten Kindern.
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Soziale Strukturen schaffen Entlastungen. Sie fallen derzeit durch Homeoffice und Hausaufgabenbetreuung der eigenen Kinder weg. An die Fachkräfte der Jugendhilfe werden in der aktuellen Lage hohe Anforderungen gestellt.

Kontaktsperre, geschlossene Schulen und Spielplätze bedeuten Stress für jede Familie. Der Druck steigt, Lagerkoller, Zukunftsängste nehmen zu. Oft müssen die Kinder darunter leiden, wenn Eltern mit der angespannten Situation nicht zu recht kommen. Es gibt für sie keine Ausweichmöglichkeiten wie Schule, Freizeiteinrichtungen oder Sportvereine mehr. Normalerweise sind es ja Lehrer und Erzieher, die das Wohl der Kinder im Blick behalten, eingreifen und das Jugendamt informieren, wenn es notwendig wird. Wer passt jetzt auf?

Carolina Böhm, für das Jugendamt zuständige Stadträtin, erklärt, dass Kinder und Jugendliche, die dem Jugendamt wegen einer möglichen Kindeswohlgefährdung bekannt sind, auch jetzt im Auge behalten werden. „Bestehende ambulante Jugendhilfen, die zur Abwendung einer Gefährdung eingeleitet wurden, werden möglichst unkompliziert fortgeführt. Hilfeplanungen können mittels Telefonkonferenzen, E-Mail oder Telefonaten erfolgen“, sagt die Stadträtin. Aber es gebe es auch vor Ort-Termine unter Einhaltung der Mindestabstände. In schweren Fällen werden die Familiengerichte informiert und bei Bedarf die Kinder in Obhut genommen. Zu Kindern und Jugendlichen, bei denen bekannt ist, dass eine Kindeswohlgefährdung drohen könnte, hält die Jugendsozialarbeit weiterhin Kontakt.

Hausbesuche mit Schutzmasken

Allerdings gebe es laut Carolina Böhm derzeit keinen gravierenden Anstieg von Meldungen über häusliche Gewalt oder Vernachlässigung von Kindern. Ab Mitte März sei die Statistik sogar rückläufig gewesen, erst Ende des Monats wurde ein Anstieg registriert. Der Krisendienst des Jugendamtes sei uneingeschränkt im Einsatz. Es erfolgen auch Hausbesuche mit Schutzmasken.

Den Beobachtungen der Jugendamtsmitarbeiter zufolge seien die Eltern durch die ungewohnte Situation, jetzt ihre Kinder den ganzen Tag zu Hause betreuen zu müssen, sich mit ihnen zu beschäftigen und zu lernen, weniger genervt. „Eher sind die Eltern besorgt oder haben Angst, weil ihr behindertes Kind oder sie selbst zur Hochrisikogruppe gehören“, sagt Böhm. Auch für diese Familien werde vom Jugendamt geprüft, ob individuelle und kreative Lösungen gefunden werden können. Aber es gebe auch Eltern oder Alleinerziehende, die sich jetzt neu melden und um Beratung oder weiterreichende Unterstützung bitten. Dazu werden die Tagesdienste der Regionalen Dienste intensiv in Anspruch genommen. Dass es in bestimmten Regionen oder Wohngebieten häufiger zu Gewalt käme, könne nicht festgestellt werden. „Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Kindern ist in allen gesellschaftlichen Schichten anzutreffen“, sagt Carolina Böhm. Ein erhöhter Bedarf würde jedoch aus den Flüchtlingsunterkünften registriert.

In diesen schwierigen und belastenden Zeiten rät Caroline Böhm Eltern sowie Kindern und Jugendlichen sich Hilfe zu holen und Probleme nicht mit sich selbst auszumachen. „Psychosoziale Beratung kann Wege aus der Krise aufzeigen, es können beispielsweise Notfallpläne erarbeitet werden.“ Dafür gibt es zahlreiche Ansprechpartner und Hotlines.

Aber Carolina Böhm appelliert auch an die Mitverantwortung der Bürger und Nachbarn: „Wenn Kinder nicht mehr täglich im Kindergarten oder in der Schule gesehen werden, ist das Jugendamt mehr denn je auf Mithilfe angewiesen. Seien Sie bitte achtsam und helfen Sie, Kinder zu schützen.“

Als kleiner Ratgeber für Familien hat die Erziehungs- und Familienberatung des Bezirks jetzt den Familienkompass „Familie zu Hause“ entwickelt. Hier gibt es viele Tipps, wie der Familienalltag im Home-Office gemeistert werden kann. Zu finden ist die Broschüre online auf https://bwurl.de/14y4.

Wichtige Telefonnummern:
Berliner Jugendnotdienst:  www.berliner-notdienst-kinderschutz.de , Telefon: 61 00 62
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: www.hilfetelefon.de, Telefon 0800/011 60 16
Zentrale Hotline des Kinderschutzbundes: Telefon 0800/111 05 50, (Mo-Fr 9-11, Di/Do 17-19 Uhr) Kinder und Jugendliche: Telefon 11 61 11 (kostenlos, Mo-Sa 14-20 Uhr)
Berliner Krisendienst Region Süd-West: Telefon 390 63 60
Krisendienst des Jugendamtes Steglitz-Zehlendorf: Telefon 90 29 95 55 55 ( Mo-Fr 8-18 Uhr,)
Telefonseelsorge 0800/111 01 11

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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