Versteckt und unbeleuchtet
Standort der neuen öffentlichen Toilette an der Sundgauar Straße in der Kritik
Im Bezirk sind in den vergangenen Monaten bis Ende November fünf öffentliche Toiletten in Betrieb genommen worden. Die Standorte verteilen sich von Lankwitz bis Schlachtensee. Doch nicht alle Bürger sind mit den Standorten der stillen Örtchen zufrieden.
Das Häuschen an der Sundgauer Straße ist beispielsweise schon kurz nach Aufstellung umstritten. Grund dafür ist der Standort. Die öffentliche Toilette steht nämlich nicht am S-Bahnhof Sundgauer Straße – so wie es sich viele ältere Bürger gewünscht hatten – sondern 300 Meter vom S-Bahnhof entfernt. Der Standort wird somit zum Insider-Tipp. Nur wer weiß, dass es dort eine Toilette gibt, wird sie finden und nutzen können.
Die Wahl dieses Standortes sei aus Sicht des Amtes der einzig mögliche gewesen, teilte die zum Zeitpunkt der Nachfrage noch zuständige Grünen-Stadträtin Maren Schellenberg mit. Andere Orte am S-Bahnhof seien aus verschiedenen Gründen ungeeignet. Dagegen sprachen unter anderem der Denkmalschutz, der Verlauf von Leitungen oder der Umstand, dass die Flächen sich nicht im Fachvermögen des Bezirks befinden. Schellenberg räumt zwar ein, dass die Entfernung zum S-Bahnhof und die zurückgesetzte Lage gegen den Standort sprächen, andererseits gebe es in dieser Gegend sonst gar keine Toilette. Das Straßen- und Grünflächenamt hoffe, dass sich der Standort mit der Zeit herumspreche und dadurch bekannt werde.
Die abgeschiedene Lage ist indes nicht das einzige Problem dieses Standorts. Wer in den Abend- oder Nachtstunden das dringende Bedürfnis hat, das Klo aufzusuchen, muss erst einen unbeleuchteten Parkplatz überqueren. Zudem wird der unmittelbare Bereich der City-Toilette nur durch die Türbeleuchtung erhellt. Dies scheint auch dem Amt aufgefallen sein. Denn laut Schellenberg soll bis Anfang des nächsten Jahres eine Beleuchtung installiert werden. Sie wird an die öffentliche Straßenbeleuchtung in der Sundgauer Straße angeschlossen und soll das Häuschen anstrahlen. Der Auftrag sei erteilt.
Zu hoffen ist ,dass dann mehr Menschen die City-Toilette nutzen. Laut einer ersten Analyse der zuständigen Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, wurde die öffentliche Toilette an der Sundgauer Straße im Oktober insgesamt 177 Mal, in der Dunkelheit von 20 bis 6 Uhr nur 15 Mal benutzt.
Alle fünf Standorte wurden durch eine Befragung von Interessenverbänden, besonders älterer Menschen sowie Menschen mit körperlichen Einschränkungen festgelegt. Neben der Toilette auf dem Parkplatz Sundgauer Straße gibt es öffentliche Toiletten am S-Bahnhof Schlachtensee, auf dem Vorplatz des U-Bahnhofs in der Onkel-Tom-Straße sowie auf dem Spielplatz im Gemeindepark Lankwitz. Ganz neu ist die Toilette an der Argentinischen Allee, Ecke Clayallee, parallel zum U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim.
Bei allen Standorten mussten im Vorfeld nicht überbaubare Leitungen, zu weit entfernte Versorgungsanschlüsse, Fragen des Denkmal- oder Naturschutzes, Sichtdreiecke im Straßenraum und weitere Konkurrenznutzungen berücksichtigt werden. Steglitz-Zehlendorf ist nach Angaben der Grünen-Stadträtin der erste in Berlin, der seine im Berliner Toilettenkonzept zugesicherten Toilettenanlagen in Betrieb nehmen konnte. „Ich bin froh, dass wir den Bürgern ein breiteres Angebot an öffentlichen Toiletten im Bezirk zur Verfügung stellen können“, erklärte sie.
Das Land Berlin trägt die Investition- und Betriebskosten. Das Aufstellen der einzelnen Häuschen kostete je nach Aufwand zwischen 100 000 bis 190 000 Euro. Die Betriebskosten liegen monatlich zwischen 2000 und 4500 Euro.
Die Benutzung kostet 50 Cent. Es kann auch per Kredit/EC-Karte oder über die Toiletten-App „Berliner Toiletten“ bezahlt werden. Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die den sogenannten Euro- oder auch Darmstädter Schlüssel besitzen, können die Berliner Toiletten kostenfrei nutzen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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