Tanken an der Straßenlaterne
Steglitz-Zehlendorf bekommt rund 500 öffentliche Ladepunkte für Elektroautos
Besitzer von Elektroautos sollen ihre „Stromer“ schon bald an vielen Straßenlaternen im Bezirk aufladen können. In diesem Herbst startet ein Pilotprojekt in Berlin, bei dem bis zu 1000 öffentliche Ladepunkte in Steglitz-Zehlendorf und Marzahn-Hellersdorf entstehen. Das Berliner Start-Up Unternehmen ubitricity stattet dafür Straßenlaternen mit Ladetechnik für E-Autos aus.
In einem ersten Schritt werden 500 Laternen so umgerüstet, dass an ihnen E-Autos mit Strom versorgt werden können. Zwischen beiden Bezirken wird genau geteilt. Demnach wird in Steglitz-Zehlendorf mit 250 Ladepunkten gestartet, die mit einem sogenannten Smart Cable genutzt werden können. Diese intelligenten Ladekabel haben einen integrierten Stromzähler.
Wer die Ladepunkte nutzen möchte, benötigt ein solches Kabel. Dazu müssen die Nutzer einen Vertrag mit einem Stromanbieter ihrer Wahl abschließen. „Die Standard-Ladekabel, die schon jetzt von E-Auto-Besitzern an den großen Ladestationen genutzt werden, funktionieren an den Laternen nicht, weil hier der Stromzähler fehlt“, erklärt Alexa Thiele, Unternehmenssprecherin von ubitricity. Das soll dann aber im zweiten Schritt möglich sein, wenn weitere 250 Laternen im Bezirk umgerüstet werden.
Das Umrüsten dauert übrigens nicht mal eine Stunde und ist somit auch wesentlich günstiger als die Installierung einer neuen Ladesäule. „Die Lichtmasten werden dazu mit einer Art mobilen Steckdose ausgestattet“, sagt Thiele. Die Abrechnung passiert sicher und Kilowattstunden genau über ein abgesichertes Mobilfunknetz.
Das Straßenlaternen-Projekt macht es möglich, auch in Wohngebieten den Anwohnern das Laden von E-Autos zu ermöglichen – gewissermaßen vor der Haustür. Bisher machte die Anschaffung eines E-Autos nur für Eigenheimbesitzer richtig Sinn, da sie ihr Auto auf dem eigenen Grundstück aufladen können. „Unsere Ladeinfrastruktur ist nun für Anwohner gedacht. Auch sie sollen die Möglichkeit bekommen, elektrisch fahren zu können“, sagt Alexa Thiele. Weitere 600 Stromspender sollen übrigens im Projektgebiet in Gewerbeimmobilien und Mehrfamilienhäusern errichtet werden.
Welche Laternen umgerüstet werden, wird gemeinsam mit dem Senat und den Bezirken ausgewählt. Ein paar Voraussetzungen müssten erfüllt werden, erklärt Thiele. Zum einen sollten die Laternen am Straßenrand stehen, damit das Kabel nicht über den Gehweg führen muss. Zum anderen werden dort Ladepunkte eingerichtet, wo auch uneingeschränkt das Parken erlaubt ist.
Denn für ein schnelles Zwischenladen sind die Stromspender nicht gedacht. Dazu würde die Leistung von 3,7 KW nicht ausreichen. Das Laden des E-Autos macht also dann am meisten Sinn, wenn es parkt und über Nacht aufgeladen werden kann. „Parkzeit ist dann gleich Tankzeit. Und weil man nicht daneben stehen muss wie an der Sprit-Tanksäule, hat man auch keinen Zeitverlust“, erklärt Alexa Thiele.
Dass die Kabel beim nächtlichen Ladevorgang geklaut werden könnten, sei nicht möglich, beruhigt Thiele. „Wenn das Auto abgeschlossen ist, sitzen die Kabel fest und können nicht entfernt werden."
In Berlin ist das Laden an der Straßenlaterne übrigens rund um die Uhr möglich. Die Laternen sind anders als in anderen Städten immer stromführend. Auch wenn sie tagsüber nicht leuchten.
Ob nach der Testphase in Steglitz-Zehlendorf und Marzahn-Hellersdorf nach 2020 Laternen in ganz Berlin zu Ladepunkten werden, hängt auch von den Nutzern ab. „Wir brauchen begeisterte Berliner, die mitmachen. Wenn das Angebot nicht angenommen wird, macht es auch keinen Sinn“, sagt die Unternehmenssprecherin.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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