Sonnenenergie vom Schuldach
Berliner Stadtwerke bauen in den kommenden drei Jahren über 300 Solaranlagen in sechs Bezirken
Die Berliner Stadtwerke installieren in der Hauptstadt immer mehr Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden. In den nächsten drei Jahren schrauben die Ingenieure der Stadtwerke Solarmodule vor allem auf Schuldächer.
Sechs Bezirksämter haben mit den Stadtwerken jetzt Absichtserklärungen unterzeichnet. Damit sichern sich die Bezirke als große Immobilieneigentümer Kapazitäten. Denn mit der Energiewende werden immer mehr Module und Fachfirmen benötigt. Wer wie die Bezirke rechtzeitig bestellt, hat die Nase vorn. Unter den ersten Bezirken ist Steglitz-Zehlendorf. Die ersten fünf Anlagen dieses Bezirks-Paketes werden ab kommendem Frühjahr auf der Fichtenberg-Oberschule am Botanischen Garten, der Paul-Schneider-Grundschule in Lankwitz, auf den Sporthallen der Grundschule am Stadtpark Steglitz und des Arndt-Gymnasiums in Dahlem sowie auf dem Goethe-Gymnasium in Lichterfelde montiert. Weitere Gebäude werden aktuell untersucht und je nach technischer Beschaffenheit priorisiert.
Neben Steglitz-Zehlendorf haben auch Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg, Reinickendorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln solche bis 2024 laufenden Absichtserklärungen mit den Berliner Stadtwerken abgeschlossen. „Mit Spandau, Treptow-Köpenick, Tempelhof-Schöneberg und Mitte laufen entsprechende Gespräche“, sagt Stadtwerke-Sprecher Stephan Natz. In Pankow gebe es derzeit keinen Ansprechpartner. Und der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf will Solaranlagen auf Schulen, Sporthallen, Bibliotheken und anderen bezirkseigenen Gebäuden in Eigenregie errichten lassen.
Keine zusätzlichen Kosten
„Unser auf einen schnellen Ausbau und die Bedürfnisse der Bezirke zugeschnittenes und schnell umsetzbares Pachtmodell für Solaranlagen wird inzwischen sehr gut angenommen“, freut sich Stadtwerke-Geschäftsführerin Kerstin Busch. Das „Rundum-sorglos-Paket“ funktioniere so: Die Berliner Stadtwerke finanzieren, installieren, warten und unterhalten die Anlagen, die so bemessen werden, dass der größte Teil des erzeugten Stroms auch in dem Gebäude verbraucht wird. Das Bezirksamt verpachtet die Dächer für einen symbolischen Betrag und pachtet im Gegenzug die Solaranlage. Durch den eingesparten Netzstrom verursachen die Anlagen für den Bezirkshaushalt keine zusätzlichen Kosten.
Nach dem neuen Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz sind das Land und die Bezirke verpflichtet, bis spätestens Ende 2024 auf öffentlichen Gebäuden Solaranlagen zu errichten. Die 300 bestellten Sonnenkraftwerke werden zusammen 23 Megawatt Strom liefern. Zum Vergleich: In ganz Berlin sind Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtkapazität von rund 120 Megawatt installiert. Dabei sind alle Anlagen jeder Art und Größe und jeden Alters mitgezählt – vom privaten Eigenheim bis zu riesigen Anlagen auf großen Gebäuden.
Ein winziger Anteil
Über 250 Solaranlagen haben die Stadtwerke, Tochter der Berliner Wasserbetriebe, bereits gebaut. Diese Anlagen liefern rund 20 Megawatt, also ein Sechstel des gesamten Sonnenstroms. Trotzdem ist das ein winziger Anteil, den die Sonnenkraftwerke bisher produzieren. „Die solare Selbstversorgung liegt in Berlin gerade mal bei gut einem Prozent“, sagt Stadtwerke-Sprecher Stephan Natz. Laut Solarstudie der Hochschule für Technik und Wirtschaft seien 26 Prozent möglich.
Neben den Solaranlagen produzieren die Stadtwerke grüne Energie mit Windkraft. Für den kommunalen Energieversorger drehen sich derzeit 13 Windräder mit rund 51 Megawatt Leistung vor den Toren Berlins. Im Januar bauen die Stadtwerke drei Windräder mit rund 17 Megawatt bei Teltow.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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