Mieter unter Druck
Singles und Hartz IV-Empfänger finden kaum bezahlbaren Wohnraum
Wer kann sich wo welche Wohnung leisten? Eine Analyse von mietenwatch.de zeigt: In Steglitz-Zehlendorf haben Singles und Hartz IV-Empfänger das Nachsehen. Für sie gibt es kaum bezahlbare Unterkünfte.
Rund 80 000 Wohnungsinserate aus den vergangenen 18 Monaten hat mietenwatch.de in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt ausgewertet. Zu Grunde gelegt wurde dabei eine Gesamtmiete, die 30 Prozent des Nettoeinkommens nicht übersteigt.
Ein Single, der im Schnitt 1375 Euro pro Monat zur Verfügung hat, kann sich 96,6 Prozent der angebotenen Wohnungen im Bezirk nicht leisten. Noch schlimmer sieht es für Hartz IV-Empfänger aus. Das Jobcenter würde für eine Bedarfsgemeinschaft aus zwei Personen in Nikolassee ein Prozent der Wohnungen bezahlen, in Zehlendorf und Steglitz jeweils zwei, in Lankwitz sechs Prozent. In Dahlem und Wannsee gab es im Analyse-Zeitraum keine einzige infrage kommende Wohnung.
Für einen Zwei-Personen-Haushalt mit einem Nettoverdienst von 2625 Euro gibt es ein deutlich besseres Angebot. Zwar könnten sie sich in Dahlem nur neun Prozent der Wohnungen, in Wannsee und Nikolassee rund ein Viertel, in Zehlendorf 36 und in Lankwitz sogar 51 Prozent leisten. Allerdings lag die Wohnungsgröße im Schnitt bei nur 49 Quadratmetern. Zum Vergleich: In Mitte wäre mit 40,1 Quadratmetern noch weniger Platz, in Marzahn-Hellersdorf stünden 61,8 Quadratmeter zur Verfügung. Nicht viel besser wäre die Lage in Steglitz-Zehlendorf für einen Vier-Personen-Haushalt. Mit einem Einkommen von 3425 Euro könnte er sich eine Wohnfläche von durchschnittlich 63,2 Quadratmeter leisten.
Bei mietenwatch.de wurde auch der Verdrängungsdruck untersucht. Er ist besonders stark ausgeprägt in Gebieten mit steigenden Mieten und dort, wo Menschen mit wenig Geld leben, wie beispielsweise in der Thermometersiedlung in Lichterfelde. In den übrigen Gebieten des Bezirks sieht es besser aus, es überwiegt die Angabe „unterdurchschnittlich“ auf der Verdrängungsskala.
Neben den Auswertungen bietet mietenwatch.de auch einen Service an. Jeder kann sein Einkommen angeben und nachsehen, wo es bezahlbaren Wohnraum gibt. Zudem wird über die zehn größten Vermieter informiert sowie über Überschreitungen des Mietspiegels.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.