Bezirk lockt mit historischen Drehorten
Tempelhof-Schöneberg hat viele filmreife Ecken zu bieten, die sogar international gefragt sind
Wer nach Drehorten in Tempelhof-Schöneberg gefragt wird, dem fällt wahrscheinlich sofort der ehemalige Flughafen ein.
Der 1961 hier gedrehte Klassiker „Eins, zwei, drei“ von Billy Wilder, in dem der von James Cagney gespielte Westberliner Coca-Cola-Boss C. R. MacNamara den Vertrieb des Kultgetränks hinter dem „Eisernen Vorhang“ vorantreiben will, ist sicher ein wichtiger, aber nicht der einzige Film, der hier entstand – und der frühere Flughafen nicht der einzige „prominente“ Drehort in Tempelhof-Schöneberg.
Indis letzter Kreuzzug
Dass THF, so die noch heute gebräuchliche Lufthafen-Kennung, und das benachbarte Hauptzollamt ein gutes Pflaster für Drehbuchschreiber, Regisseure und ihre Schauspielteams sind, belegt die Liste der hier – zumindest teilweise – abgedrehten Filme. So ließ Will Tremper 1962 seine Akteure, darunter Wolfgang Spier, Hannelore Elsner und Wolfgang Neuss, in einer endlosen Nacht aufgrund von „Nebel über Tempelhof“ aufeinander treffen, was dem Flughafen zu einer nicht ganz unbedeutenden Rolle verhalf.
1989 nutzte Steven Spielberg das Areal, um „Indiana Jones“ auf seinen letzten Kreuzzug zu schicken; 15 Jahre später folgte Paul Greengrass mit der „Borne Verschwörung“. Die „Operation Walküre – Das Stauffenbergattentat“ (2008) in der Regie von Bryan Singer und „Die Tribute von Panem – Mockingjay 2“ (2015) von Francis Lawrence – ohne die Kulisse in Tempelhof hätten sie vermutlich anders ausgesehen. Doch nicht nur Spielfilme sind hier entstanden, mit seinem „Zentralflughafen THF“ hatte 2017 Karim Aϊnouz einen beeindruckenden Dokumentarfilm über Flüchtlingsschicksale gestaltet.
Berlins Himmel über dem Hochbunker
Auch an anderen Drehorten im Bezirk ist filmisch Namhaftes entstanden, so etwa in der Verwaltungsbibliothek des Rathauses Schöneberg, die 1963 für „Das Indische Tuch“ nach Edgar Wallace genutzt wurde. Auch Tom Tykwer und Oliver Hirschbiegel konnten Räumlichkeiten des Rathauses für ihre Filme „Lola rennt“ und „Elser – Er hätte die Welt verändert“ nutzen. Besonders gut in Erinnerung aber dürfte „Babylon Berlin“ sein, in dem das Rathaus eine Kulisse für die Rote Burg – im Foyer und Paternoster – und mit der Kantine im Ratskeller für das Restaurant Aschinger abgab.
Bei diesen beiden „prominenten“ Drehorten kann die Aufzählung jedoch nicht stehen bleiben. Wim Wenders etwa nutzte den früheren Hochbunker an der Pallasstraße 1987, um dem „Himmel über Berlin“ auf die Spur zu kommen. Die Räume der ufaFabrik in der Viktoriastraße boten Schauplatz für den Film „Der ewige Gärtner“ von 2005 in der Regie von Fernando Meirelles. Und die fünfte Staffel der „Homelands“ nutzen ein Hotel in der Vorbergstraße und das Nachbarschaftsheim Schöneberg für ihre Drehs.
Historischer UFA-Ort
Waren und sind Locationscouts also oft und erfolgreich in Tempelhof-Schöneberg unterwegs, so gibt es zudem eine Adresse im Bezirk, die jeder Filmschaffende ohne viel Nachdenken kennt: Oberlandstraße 26-35, wo heute die Berliner Union-Film als Studiobetreiber ihren Sitz hat. Hier wurden seit 1913 Filme gedreht, seit 1917 von der Universum-Film Aktiengesellschaft, kurz UFA, die sich in den folgenden Jahren zum größten europäischen Filmkonzern entwickeln sollte. Ursprünglich für die psychologische Kriegsführung im Ersten Weltkrieg gegründet, in der Weimarer Republik privatisiert und von den Nazis wiederum verstaatlicht und erneut zu Propagandazwecken benutzt, wurde die UFA danach entflochten und reprivatisiert.
Seit 1964 werden in den Studios der Berliner Union Film Unterhaltungsprogramme für das Fernsehen und Spielfilme gedreht: Die „ZDF-Hitparade“, die Serie „Ku’damm 56“ und der Film „Cabaret“ dürften zu den bekanntesten Produktionen zählen.
Autor:Uwe Lemm aus Mahlsdorf |
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