"Alle arbeiten gut zusammen"
30 Tage im Amt – der neue Kulturstadtrat Matthias Steuckardt (CDU) in Zeiten von Corona
Wir erreichen Matthias Steuckardt in seinem Büro im Rathaus Tempelhof. Seit 30 Tagen ist er als Stadtrat für Bildung, Kultur und Soziales im Amt.
Vieles ist ganz anders, als es sich der 40 Jahre alte CDU-Politiker vorgestellt hatte. Eigentlich habe er darauf stürzen wollen, geplante Projekte fortzusetzen. Unzählige Termine habe er wahrnehmen, Veranstaltungen eröffnen oder auf ihnen ein Grußwort sprechen wollen. Die Corona-Pandemie hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie beherrscht Matthias Steuckardts Stadtratalltag.
Das Sozialamt habe seine Zugangsregelung geändert. Im Erdgeschoss des Rathauses Tempelhof sei ein „Frontoffice“ eingerichtet worden. „Um die Leute zu kanalisieren, damit sie Abstand untereinander halten“. Die wenigen Büros, in denen die Klienten – zum Beispiel Empfänger von Barzahlungen – vorsprechen dürfen, sind mit Glasscheiben ausgestattet.
Alle Sitzungen des Bezirksamts, der Stadträte, der Bezirksverordnetenversammlung und ihrer Ausschüsse sind abgesagt. An ihre Stelle sind Telefonkonferenzen getreten, erzählt der Dezernent. Auch das Gespräch mit der Berliner Woche findet am Telefon statt. Wo eine persönliche Zusammenkunft im Amt unumgänglich sei, finde sie in viel größeren Räumen als üblich und mit nicht mehr als zehn Personen statt, um den gebotenen Sicherheitsabstand zwischen den Teilnehmern zu wahren. „Alle arbeiten gut zusammen“, sagt der Stadtrat.
Ein großes Lob hat Matthias Steuckardt für seine Mitarbeiter. Obwohl auch sie nicht ohne Ängste und Sorgen seien, versähen sie ihren Dienst vorbildlich. „Das ist beeindruckend.“
Tempelhof-Schöneberg und die Stadt Berlin werden sich durch Corona verändern. Da ist sich Matthias Steuckardt sicher. Eine Veränderung im Bezirk gebe es bereits: Über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg stünden alle zusammen. „Und dieser Zusammenhalt wird über die Pandemie hinaus tragen“, sagt Steuckardt. Von Entschleunigung durch den „Shutdown“ im Land spürt Stadtrat Matthias Steuckardt im Bezirksamt allerdings noch nichts. „Wir müssen laufend Entscheidungen treffen“, stellt er fest.
Um die freie Kulturszene im Bezirk, um die freien Mitarbeiter in den Museen, der Volkshochschule und in der Musikschule macht sich der Stadtrat große Sorgen. „Für sie wird es hart. Viele sind ohnehin schon am Limit. Wer sagt, dass nach dem 19. April alles wieder öffnen darf? Wir versuchen, in Abstimmung mit der Senatskulturverwaltung eine Lösung zu finden.“ Hier sei die Landesebene gefordert. „Wir dürfen die Leute nicht zum Sozialamt oder zum Jobcenter schicken. Wir dürfen sie nicht im Regen stehen lassen. Die Attraktivität Berlins beruht ja gerade auf den Kulturschaffenden.“
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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