„Du weißt nie, was kommt“
Ein Ordnungsamt-Team berichtet von seinen Einsätzen

Vom Rathaus Tempelhof aus starten Katrin A. und Dennis G. ihre täglichen Einsatzfahrten. | Foto: Philipp Hartmann
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Sie kontrollieren Grünanlagen und Gewerbe, kümmern sich um Falschparker und illegale Müllentsorgung, Jugendschutz und Lärmbelästigungen. Die 24 Mitarbeiter des Allgemeinen Ordnungsdiensts (AOD) sind täglich im Bezirk unterwegs. Katrin A. und Dennis G. sind zwei von ihnen. Wir haben sie gefragt, was sie bei ihren Einsätzen so alles erleben.

Seit fast zehn Jahren bilden die beiden ein Team. A. (54) ist seit 2005 beim AOD, G. (36) kam drei Jahre später dazu. Als Quereinsteiger lernten sie in einer dreimonatigen Ausbildung unter anderem das Polizei- und Ordnungsrecht sowie die Verwaltung kennen und absolvierten einen Selbstverteidigungskurs. Auf eigenen Wunsch sind weiterführende Fortbildungen möglich. „Eigentlich“, sagt Dennis G., „lernt man es aber wirklich nur, wenn man auf der Straße ist.“

Zu zweit zu fahren, ist Pflicht. Aus Sicherheitsgründen, aber auch, damit stets ein Zeuge dabei ist. Das sei bei vielen Vorfällen zwingend notwendig. Die Chemie zwischen ihnen stimmt, das betonen beide. Sonst würde es auch nicht funktionieren. Wenn sie zu ihren Einsätzen aufbrechen, müssen sie sich 100-prozentig aufeinander verlassen können. Zu Dienstbeginn erhalten beide eine Liste mit geplanten Aufträgen. Etwa zehn arbeiten sie in den kommenden acht Stunden gemeinsam ab. Hinzu kommen Akutaufträge, die sich aus Meldungen von Bürgern ergeben. Dann müssen sie zum Beispiel spontan zu einer Wohnung fahren, wenn sich jemand über die laute Musik bei seinem Nachbarn beschwert. „Verrückt ist, dass die Leute sich zum Teil auf die Straße stellen, wenn sie uns ankommen sehen, als wenn etwas ganz Dramatisches passiert ist. Und dann wollen sie uns nur melden, dass irgendwo ein Auto ohne Kennzeichen steht“, berichtet Katrin A.

„Du weißt nie, was kommt. Das macht es spannend“, sagt ihr Kollege. Einige Bürger seien sehr nett und freuten sich über ihr Erscheinen. Andere wiederum würden gern ihren Frust loswerden. Was sie hinter so mancher Tür vorfinden, ist wenig erfreulich und kann auch mal ein Nachspiel haben. Als Dennis G. erst ein paar Monate beim AOD war, habe ihn jemand bei einem Einsatz aggressiv am Kragen gepackt. „Da habe ich auch Anzeige erstattet“, blickt er zurück. Der Täter musste später eine Geldstrafe zahlen. Katrin A. erinnert sich an einen Vorfall, als ein unter Drogen stehender Mann, lediglich mit einem Netz-Slip bekleidet, ihr gegenüber ausfallend wurde und sie in seinem Rausch sogar zum Sex aufforderte. Für solche Momente sei es wichtig, charakterlich gefestigt zu sein und sich ein dickes Fell zuzulegen. Zur Sicherheit führen sie immer Schlagstock und Pfefferspray mit sich. „Wir wollen den Verursachern ans Portmonee, da ticken eben manche aus“, erzählt Katrin A. „Mein privates Umfeld hat schon gemeint, dass ich mich verändert habe, seit ich hier bin.“ Ihr Selbstbewusstsein sei durch den Job gewachsen, da sie Maßnahmen durchsetzen und sich behaupten müsse.

In den vergangenen Jahren haben beide eine Verrohung gespürt. Niemand fühle sich mehr für etwas verantwortlich. Es gebe kein Rechtsempfinden mehr. Verkehrszeichen würden ignoriert, Zigaretten manchmal direkt vor ihrer Nase auf den Boden geworfen. Sie ärgern sich darüber, dass bei einigen Ordnungswidrigkeiten das Ordnungsgeld viel zu gering und die Verwaltung oft zu träge zum Durchgreifen sei. Dennoch macht ihnen der Job Spaß. Einerseits, weil sie sich super verstehen, andererseits auch wegen vieler schöner und gelegentlich auch lustiger Erlebnisse. „Man muss nicht immer alles bierernst nehmen. Es muss auch mal ein Spaß erlaubt sein“, sagt Katrin A.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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