Gedenken an eine Zeitzeugin
Rahel R. Mann hat Erinnerungsarbeit im Bezirk geleistet

Rahel R. Mann bei einem ihrer Aufenhalte in der Ausstellungshalle im Rathaus Schöneberg. | Foto:  Helmut Jerabek
  • Rahel R. Mann bei einem ihrer Aufenhalte in der Ausstellungshalle im Rathaus Schöneberg.
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Am 31. März ist Rahel R. Mann im Alter von 84 Jahren verstorben. Kürzlich wurde ihrer bei einer Feier im Rathaus Schöneberg gedacht.

Viele waren in die Ausstellungshalle von „Wir waren Nachbarn“ gekommen, denn genau dort war Rahel R. Mann oft zu erleben – als Zeitzeugin. Aber auch in Schulklassen leistete sie Erinnerungsarbeit, kämpfte gegen Antisemitismus und Rassismus.

Zur Welt kam sie 1937 als Renate Wolf, Tochter einer ledigen Mutter, die den Nazis als „Halbjüdin“ galt, und eines jüdischen Vaters. Von ihrer Mutter erfuhr sie keine Liebe, so musste sich das kleine Mädchen in verschiedenen Pflegefamilien zurechtfinden. In der letzten Phase des Krieges wurde es in einem Kellerverschlag an der Starnberger Straße von der Hauswartsfrau versteckt. Völlig allein, mit einem Heft, einem Stift, ihrer „Nuckelpuppe“, ein bisschen Wasser, etwas zu Essen, einem Eimer.

Im Mai 1945 fanden sie Soldaten der Roten Armee und päppelten sie mit Kondensmilch auf. Mit acht Jahren ging sie ging erstmals zur Schule. Sie machte Abitur am Rückert-Gymnasium, wurde Lehrerin, gründete selbst eine Familie mit zwei Kindern, bildete sich medizinisch fort und arbeitete als Heilpraktikerin. Außerdem veröffentlichte sie Gedichtbände. Mit 60 Jahren entschied sie sich, nach Israel zu gehen, wo die Tochter mit ihrer Familie lebte. Doch sie litt unter den zahlreichen Selbstmordattentaten, die zu dieser Zeit passierten. Nach zehn Jahren, 2007, kehrte Rahel R. Mann nach Schöneberg zurück. Nun begann sie als Zeitzeugin, von ihren Erfahrungen während der Nazizeit zu berichten. Doch die Vergangenheit war kein Gefängnis für die temperamentvolle Frau. Ihr Leitsatz war: „Ich lebe immer im Jetzt.“

Angelika Schöttler (SPD), Stadträtin und zuvor viele Jahre Bürgermeisterin im Bezirk, kannte Rahel M. Mann recht gut. „Sie hat mich auch oft in meinem Büro besucht. Sie war direkt und hat einem gesagt, was sie denkt. War etwas schlecht, hat sie es kritisiert – fand sie etwas gut, wusste man, dass sie das auch so meint. Eine Offenheit, die einer Politikerin nicht immer widerfährt“, sagte sie in ihrer Gedenkrede.

Rahel R. Mann hat ihre letzte Ruhestätte unweit des Rathauses Schöneberg auf dem Alten Kirchhof gefunden. In der Ausstellung „Wir waren Nachbarn“ können Interessierte ihre Geschichte in Einzelheiten nachlesen. Geöffnet ist täglich, außer freitags, von 10 bis 18 Uhr.

Weitere Infos unter http://www.wirwarennachbarn.de/.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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