„Hilfsbereitschaft und Kontakte werden bleiben“
Bürgermeisterin Angelika Schöttler über die Folgen der Corona-Pandemie

Bürgermeisterin Angelika Schöttler, hier in ihrem Büro im Rathaus Schöneberg, glaubt, dass einige Menschen infolge der Corona-Krise dauerhaft ein Ehrenamt ausüben werden. | Foto: Philipp Hartmann
  • Bürgermeisterin Angelika Schöttler, hier in ihrem Büro im Rathaus Schöneberg, glaubt, dass einige Menschen infolge der Corona-Krise dauerhaft ein Ehrenamt ausüben werden.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

In der Corona-Krise trotz aller Einschränkungen weiterhin für die Bürger und ihre Anliegen da zu sein, ist eine große Herausforderung für die Verwaltung. Wie geht das Bezirksamt mit der Situation um? Und wird unsere Gesellschaft eine andere sein, wenn die Pandemie irgendwann überwunden ist? Antworten gibt Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) im Interview mit Berliner-Woche-Reporter Philipp Hartmann, das diesmal per E-Mail stattfand.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag als Bürgermeisterin durch die Ausbreitung des Coronavirus verändert?

Angelika Schöttler: Ich bin jetzt sehr viel mehr in meinem Büro präsent, da viele Termine abgesagt beziehungsweise verschoben sind. Dies gilt insbesondere für die Abendtermine und die an den Wochenenden. Viele Besprechungstermine finden jetzt außerdem über Telefon oder als Video-Konferenz statt.

Welche Maßnahmen haben Sie mit Ihren engsten Mitarbeitern getroffen, um beispielsweise direkte Kontakte zur vermeiden?

Angelika Schöttler: Für uns gilt das, was für die gesamte Bezirksverwaltung gilt. Wer von zu Hause arbeiten kann, der tut das auch. Nur wer zwingend im Büro benötigt wird, der kommt in die Verwaltung. Hier wird entsprechender Sicherheitsabstand eingehalten. Es sind dementsprechend nur sehr wenige Personen in meinem Umfeld anwesend. Vieles wird über Telefon besprochen.

Vermissen Sie die Sitzungen der BVV und der Fachausschüsse?

Angelika Schöttler: Demokratie lebt vom Ringen um die besten Lösungen. Die BVV und auch die Fachausschüsse haben hierbei eine ganz wichtige Funktion. Vermissen ist sicher das falsche Wort, aber ich hoffe auf ein baldiges Tagen von BVV und Fachausschüssen, da vieles nur gemeinsam vorangebracht werden kann und das ein gutes Zeichen hin zu Normalität ist.

Die Gesundheitsämter haben viel zu tun. Sie sollen beispielsweise die Quarantäne von Infizierten überwachen und Kontaktpersonen identifizieren. Inwieweit ist das Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg dieser Aufgabe gewachsen?

Angelika Schöttler: Unser Gesundheitsamt ist gut aufgestellt. Dort arbeiten inzwischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen der Verwaltung sehr engagiert zusammen. Allen möchte ich auch auf diesem Weg für ihren Einsatz danken.

Die Corona-Krise hat für große Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens gesorgt. Was vermissen Sie am meisten?

Angelika Schöttler: Ich vermisse den persönlichen Kontakt zu den Menschen, denn in einem gemeinsamen Gespräch von Angesicht zu Angesicht klären sich Themen oder Probleme beziehungsweise entwickeln sich Ideen am besten.

Leere Regale in den Supermärkten waren in den vergangenen Wochen oft zu sehen. Speziell mit Nudeln, Mehl und Toilettenpapier haben sich viele Menschen eingedeckt. Sie auch?

Angelika Schöttler: Nein, da wir regelmäßig auf Vorrat einkaufen, gab es bei uns da keine Probleme.

Sie haben drei inzwischen erwachsene Kinder. Wie gehen sie alle mit der Situation um?

Angelika Schöttler: Wir telefonieren viel.

Viele Menschen sind sehr hilfsbereit und übernehmen beispielsweise Einkäufe für Nachbarn. Glauben Sie, dass das nach Corona anhält?

Angelika Schöttler: Es sind Strukturen und Beziehungen entstanden, die die Krisenzeit auf jeden Fall überdauern. Andere werden sich verändern, einige werden wegfallen. Es haben sich Leute kennengelernt, die sicher auch später gemeinsam etwas unternehmen wollen. Einige werden sich vielleicht dauerhaft ein Ehrenamt suchen, da sie erkannt haben, dass es Spaß macht, anderen Personen zu helfen. Manche Absprachen und Hilfen werden entfallen, weil Menschen auch gern vieles alleine bewerkstelligen, zum Beispiel die Einkäufe. Es bleibt sicher auch, dass man sich auf der Treppe grüßt und den anderen fragt, wie es ihm geht. Also ja, es wird anders sein, auch „nach Corona“.

Welche positiven Folgen erwarten Sie durch die Pandemie langfristig?

Angelika Schöttler: Ein großer Teil der Hilfsbereitschaft und auch einige der entstandenen Kontakte werden, wie schon erwähnt, sicherlich bleiben. Und viele Menschen werden künftig deutlich besser mit den digitalen Möglichkeiten des Kommunizierens umgehen können und werden das weiter nutzen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 451× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 738× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 715× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.114× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.