„Wir sind ein guter Arbeitgeber“
Bürgermeisterin Angelika Schöttler will Menschen Lust auf den Bezirk machen
Personalmangel im Bezirksamt, E-Scooter, die im Weg liegen, ein S-Bahnhof, der längst beschlossen, aber nicht bestellt ist, Kriminalität im Schöneberger Norden. Im traditionellen Interview mit der Berliner Woche zum Jahreswechsel gibt Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) Antworten auf wichtige Fragen.
Vor einem Jahr bezeichneten Sie als Ihr wichtigstes Anliegen die Besetzung der freien Stellen im Bezirksamt. Welche Fortschritte gibt es?
Angelika Schöttler: Wir sind besser geworden und haben ganz viele Leute eingestellt. Die Richtung stimmt also. Die Lücke ist aber nicht geschlossen, weil uns auch sehr viele verlassen haben, die in Rente gegangen oder zu anderen Dienststellen gewechselt sind. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir noch mehr Menschen dafür begeistern können, bei uns anzufangen, haben die Werbung verstärkt, sind auf deutlich mehr Messen vertreten, sind auf Facebook, Instagram, Twitter und neuerdings auch auf den Plattformen Xing und kununu. Wir suchen sehr viele Wege, um auf uns aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass Tempelhof-Schöneberg ein guter Arbeitgeber ist. Ich bin überzeugt, dass wir für alle Bewerberinnen und Bewerber sehr attraktiv sind. Zusätzlich werden wir auch mehr ausbilden, bieten inzwischen duale Studiengänge an und starten 2020 ein Quereinsteigerprogramm. Diejenigen, die wir bisher immer abgelehnt haben, weil ihnen Voraussetzungen fehlten, wollen wir damit gezielt ansprechen und nachschulen.
E-Scooter waren 2019 ein Riesenthema und dürften auch in diesem Jahr wieder für Diskussionen sorgen. Empfinden Sie deren Zulassung als Bereicherung oder Belastung?
Schöttler: Ich finde es durchaus schwierig, dass sie überall rumstehen, auch an Stellen, wo man definitiv nichts abstellt. So richtig sehe ich den Mehrwert noch nicht. Ich empfinde das als sehr unordentlich und so, wie es jetzt organisiert ist, eher als hinderlich. Für die neue Saison benötigen wir meiner Meinung nach deutlichere Regelungen.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht für die Zukunft des Bezirks eine Verlängerung der U6 Richtung Süden, für die sich die Bezirksverordnetenversammlung ausgesprochen hat?
Schöttler: Die Verlängerung der U6 ist gerade beschlossen. Jetzt werden wir das natürlich entsprechend an die zuständigen Stellen weiterkommunizieren. Ich hoffe, dass das langfristig mit in die Planungen einfließt. Oberste Priorität haben für mich aber erstmal die Bahnhöfe Kamenzer Damm und Buckower Chaussee. Da muss Anfang des Jahres endlich die Bestellung durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz raus. Deswegen appelliere ich an alle Beteiligten, dass es endlich weitergeht.
Wie weit sind die Planungen für den Nachtbürgermeister im Schöneberger Norden und warum halten Sie diesen für dringend notwendig?
Schöttler: Rund um die Motzstraße und den Nollendorfplatz haben wir Probleme, weil viele Menschen sich nicht sicher fühlen. Das kommt unter anderem durch Jugendliche, die antanzen, Geldbörsen stehlen etc. Einheimische und Touristen trifft das gleichermaßen. Daher haben wir das System von Amsterdam, wo es bereits einen Nachtbürgermeister gibt, auf unseren Schöneberger Norden übertragen. Was wir übernehmen, sind die Streifen, die die Straße entlanglaufen – Dreierteams, die deutlich sichtbare Westen tragen. Durch ihre Anwesenheit sollen sie dafür sorgen, dass alle ein wenig runterschalten. Sie sollen keine Konfrontation eingehen, sondern nur im Zweifelsfall die Polizei rufen und als Zeugen zur Verfügung stehen. Sie sollen informieren, Ansprechpartner sein und die Situation beruhigen. Zunächst einmal werden wir das am Freitag und Sonnabend starten, weil das die am stärksten betroffenen Nächte sind. Im ersten Quartal wird es langsam aber sicher anlaufen.
Werfen wir abschließend einen weiten Blick voraus. Haben Sie vor, bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2021 ins Rennen um die SPD-Kandidatur zu gehen, um Regierende Bürgermeisterin von Berlin zu werden?
Schöttler: Ich sage Ihnen ganz klar: Ich möchte im Bezirk bleiben. Mir macht mein Job Spaß. Ich habe keine Ambitionen auf die Landes- oder Bundesebene. Meine Ebene ist der Bezirk. Da bin ich gerne.
Die Fragen stellten Philipp Hartmann und Karen Eva Noetzel
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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