Ärger bei den Grünen
Fraktion wählt Bezirksverordnete einstimmig als Sprecherin ab

Die Grünen in der BVV Tempelhof-Schöneberg haben ihre Sprecherin für den Bereich „Frauen, Queer und Inklusion“ einstimmig abgewählt. Zugleich wurde Jessica Mroß aus allen Ausschüssen, in denen sie die Partei repräsentierte, abberufen.

Im Sportausschuss hatte sie bis zuletzt den Vorsitz inne. Als Begründung für die Abwahl nannten die Grünen unter anderem das Verhalten ihrer Verordneten bei der Abstimmung über den Bezirkshaushalt 2020/2021. Dort habe Jessica Mroß für sämtliche Änderungsanträge der CDU votiert, sehr zum Missfallen ihrer eigenen Fraktion. „Es ist und bleibt das Recht jedes grünen Fraktionärs, nach seiner Überzeugung in Einzelfällen auch gegen die Fraktion abzustimmen und einen Antrag auf eigene Initiative in die BVV einzubringen“, stellte der grüne Fraktionsvorsitzende Rainer Penk klar. „Wenn sich solche legitimen Einzelfallentscheidungen aber zu einem systematischen Verhalten ausweiten und jedes Gespräch darüber verweigert wird, ist die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit verloren.“ Jessica Mroß hingegen stellt dies anders da: „Ich bin immer für faire Gespräche offen und schlage niemals eine Tür endgültig zu. Das soll ausdrücklich auch für die Zukunft meiner Fraktion gegenüber gelten.“

Die Erklärungen Penks lassen erahnen, dass sich in der Fraktion einiges angestaut haben muss. So heißt es beispielsweise, dass Jessica Mroß seit mehr als zwei Jahren nicht mehr zu den Sitzungen erschienen sei. BVV-Anträge habe sie ohne Rücksprache mit ihren Parteikollegen gestellt. Außerdem habe sie in den Ausschüssen regelmäßig gegen die anderen Mitglieder ihrer Fraktion agiert und sei Einladungen zu Gesprächen nie gefolgt. Laut Penk sei es aufgrund persönlicher Befindlichkeiten zu einer Entfremdung gekommen.

Für Mroß ist das „politisch wie menschlich sehr enttäuschend“. Die vergangenen drei Jahre seien für sie sehr belastend gewesen.

„Wer regelmäßig Gast im Sportausschuss war, konnte dort die Aggressivität meiner Fraktion gegen mich, glaube ich, seit Beginn der Wahlperiode gut beobachten. Es stimmt mich traurig, dass meine Fraktion mein politisches Engagement für Menschen mit Behinderung, queere Menschen und den Vereinssport nicht unterstützt“, erklärt sie. „Stärke erwächst in jedem Team aus Unterschiedlichkeiten, nicht daraus, andere Perspektiven zu ersticken.“

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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