Keine Chance auf eine Wohnung
Grüne fordern neue Einrichtung für Obdachlose im Bezirk

Nach Angaben der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung waren in Tempelhof-Schöneberg zum Jahreswechsel knapp 3200 Menschen wohnungslos gemeldet. 60 Prozent von ihnen seien Familien oder Alleinerziehende mit Kindern.

„Weil der Bezirk nicht über genügend Unterbringungsmöglichkeiten verfügt, mussten viele von ihnen in Hostels oder Pensionen untergebracht werden, die Hälfte sogar für ein Jahr oder länger“, teilte die Fraktion mit. Dies habe eine Anfrage der grünen Bezirksverordneten Aferdita Suka ergeben. Gemeinsam mit der SPD fordert die Partei nun das Bezirksamt auf, zur Unterbringung von Wohnungslosen eine neue Einrichtung zu schaffen. Im ersten Schritt sollen demnach alle infrage kommenden Flächen und Immobilien geprüft werden. Alle Möglichkeiten für eine solche Einrichtung müssten zusammen mit den Wohnungsbaugesellschaften und den freien Trägern der Wohlfahrtspflege ermittelt werden.

Die zuständigen Verwaltungen, so fordern die Grünen weiter, müssten bei den anstehenden Haushaltsberatungen die dafür nötigen Ressourcen und den finanziellen Bedarf darlegen.

„Angesichts der angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt haben die Wohnungslosen praktisch keine Chance, auch bei größtmöglicher Eigeninitiative selbst eine Wohnung zu finden, sich aus diesen untertragbaren Zuständen wie der Dauerunterbringung einer ganzen Familie im Hostel zu befreien. Die von uns jetzt geforderten Maßnahmen erfordern da sicherlich einiges an Investitionen“, erklärt Aferidta Suka.

„Bei 50 Euro und mehr, die der Bezirk gegenwärtig bei einer Hotel-Unterbringung pro Tag pro Person bezahlen muss, ist das aber eine Investition, die sich nicht allein für die Betroffenen lohnt, sondern die sich sehr wohl auch für den Bezirk und den Steuerzahler rechnet“, so die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. Im September möchten die Bezirksverordneten über die Bemühungen des Bezirksamts in dieser Angelegenheit informiert werden.

Die Unterbringung wohnungsloser Familien ist auch in anderen Berliner Bezirken ein Problem. Ende Mai gab die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales bekannt, dass im Reinickendorfer Ortsteil Heiligensee eine neue Notübernachtung eingerichtet wurde. Betrieben wird sie vom Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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