Girl's Day
Mädchen brauchen berufliche Perspektiven jenseits der sogenannten Frauenberufe
von Manuela Harling, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Tempelhof-Schöneberg
Der dritte Donnerstag im April ist traditionell Girls Day – ein bundesweiter Berufsinformationstag für Mädchen. Als SPD-Fraktion haben wir uns dafür eingesetzt, dass sich auch das Bezirksamt an diesem Berufsinformationstag beteiligt und seine Pforten weit öffnet, um Mädchen einen Einblick in die Arbeit von Politik und Verwaltung zu verschaffen. Denn die Ausbildungs- und Arbeitsfelder in der bezirklichen Verwaltung sind vielfältiger als mensch denkt. Hier arbeiten nicht nur Sachbearbeiter*innen, sondern auch Ärzt*innen, Bauingenieur*innen, Gärtner*innen, Sozialarbeiter*innen, Bibliothekar*innen, Stadtplaner*innen, IT-Fachkräfte, aber auch Dezernet*innen und die Bezirksbürgermeisterin.
Leider verhinderte die Corona-Pandemie, dass das Rathaus von wissbegierigen Mädchen aufgesucht werden konnte und Beschäftigte in den einzelnen Abteilungen und Organisationseinheiten Auskunft über ihren Weg in den Beruf und ihre Aufgaben geben konnten.
Die Mädchen brauchen trotzdem oder auch besonders in der Corona-Pandemie Unterstützung bei der Berufsorientierung. Denn auch ihr Leben ist stark beschränkt. Lockdown, Homeschooling, fehlende Treffen mit Freunden beschränken ihren Alltag. Unter diesen Bedingungen daran zu denken, welche Ausbildung oder welches Studium sie ergreifen könnten, ihre Interessen herauszukristallisieren und selbst ihre Stärken zu benennen, dürfte nur den wenigsten allein gelingen.
Ihr Berufswahlspektrum ist begrenzt, das unterscheidet sie von den Jungen, die seit jeher mehr Berufe für die Berufswahl in den Blick nehmen und schneller neue Berufe ergreifen. Seit langer Zeit ändert sich die Top 10 der Berufswahl von Mädchen kaum. Sie werden Bürokauffrau, medizinische oder zahnmedizinische Fachangestellte, Kauffrau für Industrie oder Handel oder Friseurin. Das sind alles Berufe, die Mädchen in ihrem Alltag erleben können.
Es sind auch die Berufe, die als typische „Frauenberufe“ klassifiziert sind, weil dort überwiegend Frauen arbeiten. Es sind wichtige Berufe, ohne sie würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren, aber sie sind schlechter bezahlt als die typischen Männerberufe und im Allgemeinen bieten sie wenig Aufstiegsmöglichkeiten.
Der „Du heiratest ja doch“-Rat ist ein schlechter Rat. Denn niemand kann in die Zukunft blicken. Wir, die Mütter, Väter, Tanten, Onkel oder Freund*innen der Familie sollten Mädchen stattdessen bestärken ihren eigenen beruflichen Weg einzuschlagen. Ökonomisch unabhängig zu werden und zu bleiben verhindert nicht zuletzt Altersarmut. Denn Altersarmut ist weiblich. Die Rente von Frauen ist durchschnittlich 49% geringer als die von Männern.
Wir können Mädchen helfen zum Beispiel, wenn wir ihnen von spannenden Berufen erzählen, sie darin bestärken, dass sie alles schaffen können, wenn sie es wollen und wenn wir sie auf Beratungseinrichtungen wie zum Beispiel die Jugendberufsagentur ( https://www.jba-berlin.de/weil-deine-zukunft-zaehlt#c2253)
Hinweisen.
Und im nächsten Jahr können dann hoffentlich wieder am dritten Donnerstag im April viele Mädchen das Rathaus erobern und viele, viele Fragen an die Politik und die Verwaltung richten, um herauszufinden, ob die Arbeit in der bezirklichen Verwaltung für sie eine Zukunftsperspektive ist oder wie ein Praktikumsplatz in der Verwaltung zu bekommen ist, wenn ein Berufsfeld in der Verwaltung näher betrachtet werden soll.
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