Über verfolgte Lokalpolitiker
Neue Ausstellung beschäftigt sich mit Bezirksversammlungen

"Trinkschwemme" heißt das Bild von Arthur Hoffmann aus dem Jahre 1929. Es zierte den Weinkeller im Rathaus Schöneberg. Oben ist zu sehen, wie die Verordneten aufeinander losgehen, unten sitzen sie versöhnt zusammen. | Foto:  Friedhelm Hoffmann/Museen Tempelhof-Schönberg
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  • "Trinkschwemme" heißt das Bild von Arthur Hoffmann aus dem Jahre 1929. Es zierte den Weinkeller im Rathaus Schöneberg. Oben ist zu sehen, wie die Verordneten aufeinander losgehen, unten sitzen sie versöhnt zusammen.
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„Spurensuche Demokratie“ ist der Titel der neuen Sonderausstellung im Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße, Werner-Voß-Damm 54a. Die Eröffnungsfeier beginnt am 18. April um 18 Uhr.

Worum es geht, verrät der Untertitel der Schau: „Im Nationalsozialismus verfolgte Angehörige der Bezirksversammlungen Schöneberg und Tempelhof in den Jahren 1933 bis 1945“. 16 Biografien zeichnen die unterschiedlichen Lebenswege der Frauen und Männer nach, die aus politischen oder antisemitischen Gründen ausgegrenzt wurden. Zehn von ihnen waren in Schöneberg, sechs in Tempelhof aktiv. Zu sehen sind viele Fotos und Dokumente. Sie zeugen von Entlassungen, Hausdurchsuchungen, Widerstand, Haft und Ermordung.

Demokratie erproben

Bezirksversammlungen gab es seit der Gründung von Groß-Berlin im Jahre 1920. In die neuen Gremien zogen gewählte Frauen und Männer ein. Sie kümmerten sich bis zur Machtergreifung der Nazis um lokale Angelegenheiten, übernahmen die Selbstverwaltung und entlasteten die städtischen Körperschaften. Die Bezirksversammlungen galten als wichtige Orte, um nach dem Kaiserreich und Ersten Weltkrieg Demokratie zu entwickeln und zu erproben.

Eine angesägte Eiche auf dem Tempelhofer Feld im Mai 1933. Wenig später verhaftet die Polizei Rudolf Blank, ehemaliges Mitglied der Bezirksversammlung. | Foto: Flyer/Museen Tempelhof-Schöneberg
  • Eine angesägte Eiche auf dem Tempelhofer Feld im Mai 1933. Wenig später verhaftet die Polizei Rudolf Blank, ehemaliges Mitglied der Bezirksversammlung.
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Doch erste Brüche zeigten sich bereits 1931. Einige Aufgaben der Bezirksversammlungsvorsitzenden gingen auf die Bürgermeister über, und die Öffentlichkeit wurde von den regelmäßigen Sitzungen ausgeschlossen. Die letzten Wahlen der Weimarer Republik im März 1933 waren begleitet von Repressalien, vor allem gegen Parteimitglieder von KPD und SPD. Es folgten Gesetze über die Vereinfachung der Verwaltung. Das Ergebnis: Die politische Macht zentralisierte sich zunehmend. Am 15. Juli 1934 wurden die Bezirksversammlungen schließlich aufgelöst.

Die Tempelhofer Bezirksversammlung an der Dorfstraße 42. Die Aufnahme entstand wahrscheinlich 1921 oder 1922. | Foto: Schneider/Museen Tempelhof-Schöneberg
  • Die Tempelhofer Bezirksversammlung an der Dorfstraße 42. Die Aufnahme entstand wahrscheinlich 1921 oder 1922.
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Weitere Erklärungen liefert Kuratorin Marie Lührs. Sie lädt am 20. und 27. April jeweils um 15 Uhr zu kostenlose Führungen ein. Und wer noch mehr Persönlichkeiten aus der Lokalpolitik kennenlernen möchte, kann sich zu den zwei Außenstandorten der Schau begeben. Im Rathaus Schöneberg gibt es im Foyer und in der Ausstellungshalle „Wir waren Nachbarn“ Informationen über Eduard Alexander, Theodor Heuss und Martin Katz. In der Vitrine vor dem Rathaus Tempelhof wird an Otto Burgemeister erinnert.

Die Ausstellung läuft bis zum 20. Oktober. Geöffnet ist sie dienstags, mittwochs, donnerstags, sonnabends und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos unter gedenkort-papestrasse.de und Tel. 902 77 61 63.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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