Gegen das Urinieren unter freiem Himmel
13 kostenlose Pissoirs sollen im Bezirk das "Wildpinkeln" eindämmen

Die Pissoirs sind nicht vollständig vom Gehweg abgeschirmt. | Foto:  Schilp
  • Die Pissoirs sind nicht vollständig vom Gehweg abgeschirmt.
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13 Toiletten an Tempelhof-Schöneberger Straßen und auf Plätzen wurden in den vergangenen Jahren mit kostenlosen Pissoirs ausgestattet. Ziel ist es, den Passanten den Anblick von „Wildpinklern“ zu ersparen.

Das teilte Britta Behrendt, Staatssekretärin bei der Senatsumweltverwaltung, kürzlich auf eine Anfrage von Katalin Gennburg mit. Die Linken-Abgeordnete wollte unter anderem wissen, wie die Standorte für die Pissoirs ausgewählt werden. Hier entscheiden die Bezirke und richten sich danach, wo die Problematik am größten ist, antwortete Behrendt. Nebenbei: In der Öffentlichkeit zu urinieren, ist eine Ordnungswidrigkeit. Im deutschen Städtevergleich kommen die Berliner Pipi-Sünder allerdings mit 20 Euro Bußgeld äußerst glimpflich davon.

Acht der 13 Pissoirs befinden sich in Schöneberg: an den Spielplätzen Wartenburgplatz und Viktoria-Luise-Platz, am U-Bahnhof Bayrischer Platz, am Winterfeldtplatz, Crellemarkt und Rudolph-Wilde-Park sowie an der Katzler- und Dennewitzstraße. Zwei Notdurft-Nischen gibt es in Lichtenrade, nämlich an der Briesingstraße und am Spielplatz Ekensunder Platz. Zwei weitere befinden sich in Tempelhof, am Bosepark und an der Rohrbeckstraße. In Mariendorf schließlich gibt es einen Standort an der Prinzenstraße.

Kein voller Sichtschutz

Aber auch die kostenfreien Pissoirs gefallen nicht jedem. Denn sie haben keinen vollständigen Sichtschutz, sodass Vorbeigehende, natürlich auch Kinder, in sie hineinschauen können. Das wurde so gemacht, damit sich dort niemand länger als nötig aufhält und beispielsweise Drogen konsumiert.

Jeder weiß, dass die Blase schlimm drücken kann und haben unter bestimmten Umständen Verständnis für Wildpinkler. Während sich jedoch Frauen im absoluten Notfall tief in die Büsche schlagen, pullern nicht wenige Männer recht ungeniert an den nächsten Straßenbaum. Warum ist das so? Auch das fragte Katalin Gennburg.

Mangelnde Erziehung

Und die Staatssekretärin hat gleich mehrere Erklärungsmöglichkeiten in petto, die während der Erstellung des Berliner Toilettenkonzepts 2017 diskutiert wurden. Männer tränken häufiger Alkohol an öffentlichen Orten, das enthemme. Ein plötzlicher Harndrang könne aber auch die Folge einer vergrößerten Prostata sein. Als wichtigsten Punkt nennt sie die Erziehung, die Jungen nicht selten vermittelt, dass das Urinieren unter freiem Himmel, im Stehen und auch in Gesellschaft in Ordnung sei.

Das „Sozialpinkeln“ finde sogar in öffentlichen Toiletten statt. Behrendt zitiert das Amtsgericht Lübeck mit der Aussage, dass „unter anderem an durchgehenden Pissoirs, an Rinnen oder sonstigen offenen Abtritten das gesellige Wasserlassen“ stattfinde. Und Natalie Eßig, Münchner Professorin für Baukonstruktion und Bauklimatik, hat Männergruppen bei Heimspielen des FC Bayern München beobachtet. Sie schreibt: „Meist gibt es einen Initianten, der das freie Wasserlassen eröffnet. Ein Alpha-Männchen, das sein Revier markiert.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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