Bunt und für einen guten Zweck
Beim Verein Jahresringe produzieren Langzeitarbeitslose Masken und vieles mehr

Geschäftsführerin Birgit Starostzik und Projektleiterin Irene Heinz vom Verein Jahresringe mit einer Auswahl der Produkte, die von den Teilnehmerinnen angefertigt werden und für viel Freude in Kitas sorgen. | Foto: Philipp Hartmann
6Bilder
  • Geschäftsführerin Birgit Starostzik und Projektleiterin Irene Heinz vom Verein Jahresringe mit einer Auswahl der Produkte, die von den Teilnehmerinnen angefertigt werden und für viel Freude in Kitas sorgen.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

In einem Hinterzimmer in der Erlanger Straße in Neukölln offenbart sich ein buntes Kinderparadies. Gestrickte Tiere, Kissen und Rucksäcke stapeln sich in Regalen und hängen an der Wand. Produziert werden sie von Langzeitarbeitslosen, die über das Jobcenter Tempelhof-Schöneberg an den Verein „Jahresringe Gesellschaft für Arbeit und Bildung“ vermittelt wurden.

Er ist Träger der Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung. „Im Volksmund Ein-Euro-Job genannt“, wie die Pressesprecherin des Jobcenters, Silke Berlin, ergänzt. Derzeit sind zehn Frauen im Projekt beschäftigt. Anfangs strickten, häkelten und nähten sie Sitzkissen, Schürzen, Handschuhe, Socken, Puppenkleider und Kuscheltiere in Form von Eulen, Quallen oder Katzen, die an Kitas und Schulen verteilt wurden. Mit der Corona-Krise fiel Mitte März die Entscheidung, sich verstärkt auf die Herstellung von Mund-Nasen-Schutzmasken zu konzentrieren. Seitdem haben die Frauen mehr als 500 angefertigt. Sie werden kostenlos an Bedürftige und Seniorenheime abgegeben.

„Ich mochte das Stricken nicht, konnte es nur ganz wenig. Außerdem bin ich ein ungeduldiger Mensch“, gibt Gülser Inanc, eine der Beschäftigten, zu. Inzwischen macht sie jedoch einen zufriedenen Eindruck. Die Arbeit mache ihr Spaß – und genau darum geht es auch dem Jobcenter und dem Verein Jahresringe. „Ziel der Maßnahme ist, dass die Teilnehmer erst einmal wieder eine Tagesstruktur und soziale Kontakte bekommen. Durch die Langzeitarbeitslosigkeit sind sie zu Hause total isoliert“, erklärt Silke Berlin. Wichtig sei außerdem, dass die Arbeit zu einem Erfolgserlebnis führe. Wer seit Jahren Arbeitslosengeld II beziehe, sei das kaum noch gewohnt. Knapp 11 300 Menschen in Tempelhof-Schöneberg sind arbeitslos, 3227 von ihnen seit mehr als einem Jahr (Stand Mai 2020). In der Nähstube wurden die Frauen, fast alle Migrantinnen aus der Türkei, Russland und dem arabischen Raum, zunächst angelernt. Manche fingen komplett ohne Vorkenntnisse an. Angelegt ist die Maßnahme auf ein Jahr. Während dieser Zeit bringen sich die Teilnehmerinnen auch untereinander die Arbeit an der Nähmaschine bei oder helfen sich anderweitig, derzeit auch über Videokonferenzen. „Die meisten sind Hausfrauen“, berichtet Projektleiterin Irene Heinz. „Es ist aber auch eine Russin dabei, die in ihrer Heimat Ingenieurin war.“ Ihre Qualifikation sei allerdings in Deutschland nicht anerkannt worden.

Montag bis Freitag sind die Frauen von 8 bis 14 Uhr beim Verein beschäftigt, insgesamt 30 Stunden pro Woche. Momentan arbeiten sie jedoch zu Hause und kommen nur freitags vorbei, um ihre Produkte abzugeben. „Es ist die einzige Maßnahme von Jahresringe in ganz Berlin, die aktuell im Homeoffice arbeiten darf“, berichtet Geschäftsführerin Birgit Starostzik. Das funktioniere gut, sagt Gülser Inanc. Der Verein stellt das Material zur Verfügung. Vieles kommt über Spenden rein, zum Beispiel Stoffe, Knöpfe, Reisverschlüsse und sogar alte Nähmaschinen. Für die Maskenproduktion musste nur ein wenig Zubehör wie Gummibänder eingekauft werden.

Nachdem die Maske anfangs vielerorts noch Rarität war, scheinen die Berliner mittlerweile gut ausgestattet zu sein. Ab Juli sollen die Frauen wieder andere Produkte herstellen. Vorher würde der Verein aber gern noch Abnehmer für die restlichen Masken finden. Soziale Einrichtungen können sich melden. Das gilt auch für Menschen, die Stoffe oder Nähzubehör spenden möchten.

Kontakt unter gesellschaft@jahresringe-ev.de oder Tel. 29 34 18 13.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 701× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 987× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 963× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.322× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.