"An den Bedürfnissen vorbeigeplant"
Nur eine von acht Skater-Anlagen im Bezirk erhält gute Noten / Grüne fordern Umbau
Knapp 80 Skateboard-Plätze gibt es in ganz Berlin, davon acht in Schöneberg-Tempelhof. Kein schlechter Schnitt. Doch die Qualität lässt zu wünschen übrig. Deshalb möchten die Grünen Verbesserungen und haben einen entsprechenden Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung gestellt.
„Skateboarding ist nicht irgendeine Trendsportart, die irgendwann wieder aus der Mode kommt, sondern ein wichtiger Bestandteil der Jugend- und Integrationsarbeit“, sagt Astrid Bialluch-Liu, sportpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Ihre Forderung nach besseren Plätzen stützen sie und ihre Parteifreunde auf die „Skateboardpark-Erhebung“, die der 1. Berliner Skateboardverein im vergangenen Jahr veröffentlicht hat.
Darin haben Experten die Flächen für die rollenden Bretter untersucht und fünf Punkte bewertet: Verarbeitung der Materialien, Ausstattung, Zustand, zeitgemäßes Design und Funktionalität. Das ernüchternde Ergebnis: Von den 78 Berliner Anlagen erhielten 32 eine Fünf oder Sechs. Nur acht lagen über der Note "Befriedigend".
Immerhin ein Skatepark in Schöneberg-Tempelhof kann punkten: die „Vogelfreiheit“ auf dem Tempelhofer Feld. Mit der Gesamtnote 1,9 rangiert sie stadtweit auf Platz drei hinter den Spitzenreitern aus Friedrichshain, dem „Dogshitspot“ auf dem Helsingforser Platz (1,7) und der privaten Skaterhalle an der Revaler Straße (1,1,). Die "Vogelfreiheit" sei international beachtet und geschätzt, so das Urteil des Skateboardvereins. Ein Plus: Statt aus schnöden Betonfertigteilen bestehen die Rollflächen aus Granit – einige Elemente stammen vom Vorplatz des abgerissenen Palasts der Republik. Beim Entwurf und Bau standen den Planern erfahrene Skater zur Seite.
So weit die gute Nachricht. Bei den restlichen Plätzen sieht es anders aus. Eine glatte Sechs in allen Punkten erhielt die Anlage am Tempelhofer Damm 104, nahe dem S-Bahnhof. „Praktisch nicht zu gebrauchen“, so das knappe Fazit der Fachleute. Vernichtendes Urteil auch für den Skatertreffpunkt an der Straße 478 im Freizeitpark Marienfelde. Der Teer sei sehr rau, die Übergänge zwischen den Bauteilen teilweise gefährlich. Der Park sei verwahrlost. Internationale Beachtung finde er nur unfreiwillig: Die überdimensionierte Riesenabfahrt („Snake-Run“) gelte selbst Profis als nahezu nicht zu bewältigen. Gesamtnote: 5,1. Genauso schlecht schneidet der Skatepark am Grazer Platz ab.
Kaum besser kommt der kleine Platz an der Dennewitzstraße 27 weg. „Kein Konzept, keine Nutzer, keine soziale Kontrolle, unwirtlicher Ort“, so der Kommentar. Am Kleistpark sind erst 2018 neue Beton-Hindernisse, sogenannte Obstacles, für die Skater aufgebaut worden. Ein, zwei ordentliche seien dabei, darüber hinaus gebe es aber kein Konzept, heißt es in der Erhebung. Note: 4,3.
Einigermaßen zufrieden sind die Tester hingegen mit den Plätzen an der Finchleystraße 11 und der Ringstraße 23, auch wenn sie sich für beide mehr Abwechslung und einige Reparaturen wünschen. Sie erhielten die Noten 3,2 beziehungsweise 3,4.
„In Design und Ausstattung sind die meisten Parks eher an den Bedürfnissen der Skateboarder vorbeigeplant und von Wettbewerbstauglichkeit weit entfernt“, bilanzieren die Grünen. Sie fordern deshalb: Der Bezirk soll die Anlagen unter Beteiligung des 1. Berliner Skateboardvereins umgestalten, für überregionale Wettbewerbe fit machen und möglichst noch einen weiteren Park einrichten.
Astrid Bialluch-Liu sagt: „Bei den kommenden Olympischen Spielen in Tokio und 2024 in Paris werden Wettkämpfe im Skateboarding ausgetragen. Wenn da auch Sportler aus Tempelhof-Schöneberg dabei sein sollen, haben wir noch einiges zu tun.“ Ob sich in absehbarer Zeit etwas ändern wird, das wird nun in den BVV-Ausschüssen für Verkehr und Sport diskutiert, in die der Antrag überwiesen worden ist.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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