Zu viel landet noch in der Restmülltonne
Bezirksamt lässt den Abfall aus Schulen und Verwaltungsgebäuden analysieren
Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind zwei große Themen, die den Bezirk seit Jahren beschäftigen. Die Etablierung eines nachhaltigen bezirklichen Abfallmanagements ist ein Projekt, das nun konkret angegangen wird. Das Umwelt- und Naturschutzamt lässt dafür das wöchentliche Müllkommen von zwei Verwaltungsgebäuden und vier Schulen untersuchen.
Beauftragt wurde das Unternehmen ARGUS Statistik GmbH. Deren Mitarbeiter holen den Müll ab, um ihn nach den einzelnen Bestandteilen zu sortieren und zu analysieren. Pro Mülltonne werden unter anderem Zusammensetzung und Füllgrad erfasst. In einer Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) wird von Masterstudenten des Studiengangs Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement darauf basierend die bezirkliche Abfallentsorgung auf Optimierungspotenziale überprüft. Der Bezirk erhofft sich dadurch Erkenntnisse, inwieweit die eigenen Klimaschutzbemühungen wirksam sind, wie die Recyclingquote erhöht werden und die Reduzierung von Entsorgungskosten gelingen kann.
„Die Frage, die uns schon lange beschäftigt, lautet: Sind wir im Bereich Abfall in den Bezirksamtsgebäuden und Schulen so aufgestellt, wie wir aufgestellt sein sollten?“, erklärt Umweltstadtrat Oliver Schworck (SPD). Um dies zu beantworten und ein Konzept zu erarbeiten, das die Grundlage für künftiges Handeln bilden soll, wird der Rest-, Verpackungs- und Papiermüll der Käthe-Kollwitz- und Rudolf-Hildebrand-Grundschule, des Askanischen Gymnasiums und der Sophie-Scholl-Schule sowie des Schöneberger Rathauses und des Amts für Soziales untersucht. „Wir haben uns mit dem Reinigungspersonal unterhalten und uns die Ausstattung mit Mülleimern angesehen“, berichtet Gregor Neubauer von der HWR. Für die Sophie-Scholl-Schule seien neue Typen von Mülleimern bestellt worden. Das Ergebnis der Untersuchung ergab, dass dort mindestens auf eine von zwei wöchentlichen Leerungen eines 1100 Liter fassenden Restmüllcontainers verzichtet werden kann, wenn dafür zwei Biotonnen à 240 Liter aufgestellt werden. Daraus ergibt sich eine Kostenersparnis von mindestens 1000 Euro im Jahr.
Bei der Gesamtprognose für den Bezirk scheint laut HWR ein Einsparpotenzial bei den Entsorgungskosten von 15 Prozent durch die Getrenntsammlung des Biomülls realistisch. Noch immer werden jedoch Bananen- und Orangenschalen, die eigentlich in die Biotonne gehören, viel zu oft in den Restmüll geworfen. Der Anteil an Bio-Abfällen im Restmüll bewegt sich demnach zwischen 21 und 37 Prozent. Sven Kränkel, Sortierleiter von ARGUS, beobachtet außerdem, dass immer wieder Tetrapaks in der blauen Papiertonne landen statt in der gelben für Verpackungen. Er zeigt auf einen exemplarischen Haufen Restmüll auf dem Tisch, der neben Textilien und Obstabfällen auch Verpackungen von Süßigkeiten und Papierfetzen enthält. Sein Fazit: „Das ist einfach Verschwendung.“
Doch nicht nur in den Schulen gibt es bei der korrekten Mülltrennung Luft nach oben. Auch in den Verwaltungsgebäuden läuft vieles noch nicht so, wie es sein sollte. Dem Leiter des Umwelt- und Naturschutzamts, Thomas Kosslick, zufolge seien in vielen Büros nur Papierkörbe und Eimer für Restmüll vorhanden. „Die Verwaltung muss dringend die Biotonne einführen“, fordert er daher.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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