Zwischen Autobahn und Industriegebiet
Wohnanlage Germaniagarten weist die stärkste Umweltbelastung im Bezirk auf

Germaniagarten und Bärensiedlung machen optisch einen guten Eindruck. Der Verkehr der A100 ist jedoch trotz Schallschutzmauer als permanentes Rauschen zu hören. | Foto: Philipp Hartmann
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Rein optisch macht der Germaniagarten einen idyllischen Eindruck. Er liegt inmitten der Bärensiedlung, eines Bau- und Gartendenkmals aus den 1930er-Jahren. Die viergeschossigen Häuser umschließen einen großzügigen Innenhof mit Wiese, Beeten und Bänken. Wie das Bezirksamt informiert, ist dort jedoch die Umweltbelastung so hoch wie nirgendwo sonst im Bezirk.

In Tempelhof-Schöneberg gibt es demnach neun Planungsräume mit dreifacher Belastung. „Das heißt, sowohl Lärm wie auch Luftschadstoffe und Wärmeinseln mit tropischen Nächten oder Unterversorgung mit Grünflächen“, erklärt Stadträtin Christiane Heiß (Grüne). Betroffen sind die Orte Rathaus Tempelhof, Germaniagarten, Wittenbergplatz/Viktoria-Luise-Platz, Nollendorfplatz, Dennewitzplatz, Bayerischer Platz, Kaiser-Wilhelm-Platz, Schöneberger Insel und Friedenau.

Daten des Geoportals Berlin zufolge sind im Germaniagarten besonders hohe Konzentrationen von Feinstaub und Stickstoffdioxid zu verzeichnen. Und neben der Schöneberger Insel weist sonst nur dieser Planungsraum neben einer Dreifachbelastung auch noch einen Anteil von Adressen mit einfacher Wohnlage von mehr als 66 Prozent auf.

Überraschend ist das Ergebnis nicht, denn das Gebiet ist im Süden lediglich durch eine Lärmschutzmauer von der Stadtautobahn A100 getrennt. Nördlich führt die vielbefahrene Oberlandstraße vorbei. Keine guten Voraussetzungen für künftige Verbesserungen. „Das Bezirksamt hat insbesondere über ein Quartiersmanagement die Möglichkeit, in die Umgestaltung des öffentlichen Raumes in einem mehrfach belasteten Planungsraum zu investieren. Das war lange Jahre in Schöneberg Nord möglich und wird aktuell in den Bereichen Germaniagarten und Nahariyaviertel aufgebaut. Dabei werden neben der Verbesserung der Aufenthaltsqualität auch gesundheitliche Aspekte beachtet“, erläutert Christiane Heiß. Hinsichtlich des durch den Verkehr verursachten Lärms weisen im Bezirk die Planungsräume Rathaus Tempelhof am Tempelhofer Damm und die Marienhöhe die höchste Belastung auf. Nachts sind die Lärmbelastungen besonders hoch an den Bundesstraßen 1 und 96 sowie an der Manteuffel- und der Martin-Luther-Straße.

Die Ursachen für die starke Umweltbelastung an vielen Orten schildert die Stadträtin so: „Die zunehmende bauliche Verdichtung sowie die Inanspruchnahme innerstädtischer Freiflächen für die Bebauung verschlechtert die Lebensbedingungen für die Bewohner der Innenstadt und der Außenbezirke.“ Ein Ausgleich könne nur gelingen, wenn bei Neuplanungen in ausreichendem Maße Grün- und Freiflächen erhalten blieben oder neu geschaffen würden. Das Umwelt- und Naturschutzamt weise im Rahmen von Bebauungsplanverfahren auf die Bedarfe hin und bringe entsprechende Vorschläge ein.

Als eine wichtige Maßnahme bewertet Heiß daher den Beschluss des Bezirks, den Landschaftsplan „Landschaftspark Marienfelde“ aufzustellen. Im Rahmen des Verfahrens werde erarbeitet, wie die am Diedersdorfer Weg vorhandenen Frei- und Erholungsflächen gesichert und nach naturschutzfachlichen Zielen entwickelt werden können. „Der Bevölkerung soll damit ein attraktives Naherholungsangebot erhalten bleiben und besser erschlossen werden. Damit kann sicherlich ein Ausgleich für die zunehmende gesundheitliche Belastung im bebauten Bereich geschaffen werden.“ Für Bewohner der Bärensiedlung ist Marienfelde jedoch weit entfernt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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