Umsteigepunkt Alt-Mariendorf
Alt-Mariendorf verdient einen neuen Stadtplatz – und Tempelhof-Schöneberg einen Neustart der Verkehrspolitik

Von Lars Rauchfuß, Bezirksverordenter aus Mariendorf

Wer sich am U-Bahnhof Alt-Mariendorf aufhält, vielleicht vor Eis-Hennig oder auf der Mittelinsel an der Friedenstraße, möchte vor allem eines – schnell weg. Das historische Ortsteilzentrum Mariendorfs ist gegenwärtig ein Knotenpunkt für den Verkehr der Bundesstraßen 96 und 101, belastet durch PKW- und Schwerlastverkehr und durch all den Lärm und Dreck, den das mit sich bringt. Schnell Umsteigen und weiter – die Aufenthaltsqualität am Fuße der Dorfkirche gibt kaum anderes her.

Um hier zu ganz konkreten Verbesserungen zu kommen, hat die SPD-Fraktion bereits im Jahr 2017 einen Vorschlag unterbreitet, der in der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen wurde: Das Bezirksamt – zuständigkeitshalber also die grüne Stadträtin Frau Heiß – wird aufgefordert, sich gegenüber dem Senat für sichere Radwege am Knotenpunkt Alt-Mariendorf einzusetzen, um mit den Mitteln des Landes zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs zu einer insgesamt besseren und sichereren Verkehrssituation zu kommen.
Und wir schlagen weiter vor, an der Kreuzung des Mariendorfer Damms mit der Friedenstraße einen neuen Stadtplatz zu gestalten, um ein erlebbares Zentrum Mariendorfs zu schaffen, an dem man sich gerne aufhält.

Die Rechnung ist einfach und lautet: Wenn der aus der Friedenstraße kommende Verkehr beim Rechtsabbiegen auf den Mariendorfer Damm Richtung Süden nicht mehr die geschwungene Verkehrsspange nimmt, sondern rechtwinklig abknickt, entsteht an der Bushaltestelle und dem Backsteinhaus ein Platz bis zur Mittelinsel – ein richtiger Stadtplatz also. Das beruhigt den Verkehr und verteilt vor allem Stadtraum zugunsten der Aufenthaltsqualität um. Zugleich auch eine Chance, das bisher eher dunkel und ungepflegt daherkommende Ensemble aus „Feuerwehrhäuschen“ und Café Achteck für die vielen Umsteigenden von Bahn zu Bus attraktiver, freundlicher und sicherer zu gestalten. Das wäre eine echte Verbesserung für die vielen Menschen, die sich hier täglich aufhalten.

Dass wir mit dieser Initiative auf dem richtigen Dampfer sind, zeigt die Reaktion der Senatsverwaltung für Verkehr. Von dort wurde mitgeteilt, man unterstütze das Anliegen, wolle an der Umsetzung mitwirken und könne auch einen Beitrag zur Finanzierung in Aussicht stellen. Und auch das bezirkliche Stadtentwicklungsamt bestätigt den Ansatz, statt der raumgreifenden Abbiegespur einen für die Menschen nutzbaren und gut einsehbaren Stadtplatz zu schaffen. Für das konkrete Projekt wirklich gute Nachrichten.

Woran hakt es trotz alledem bisher? Was muss sich künftig ändern? Das Tempo der bezirklichen Verkehrspolitik! Weit über drei Jahre sind vergangen, in denen die Verkehrsstadträtin die Einschätzungen anderer Behörden einholte – die Einschätzung ihrer eigenen, der bezirklichen Verkehrsverwaltung, aber immer noch aussteht. Von dort ist lediglich zu hören, man wolle das Vorhaben in die Arbeitsplanung aufnehmen. Also auf die lange Bank schieben. Und die darauffolgende Pauschal-Ausrede, es fehle aktuell an personellen Ressourcen, lässt alle Bezirksverordneten sprachlos zurück, die der Verkehrsstadträtin in den Haushaltsberatungen zusätzliche Personalmittel geradezu aufdrängen mussten.

Also: Eine ganz konkrete Verbesserung am U-Bahnhof Alt-Mariendorf ist möglich. Unser Vorschlag für einen neuen Stadtplatz wird stadtplanerisch unterstützt und auch die Senatsverwaltung steht im Startblock. Wenn jetzt noch die bezirkliche Verkehrsverwaltung ihren Winterschlaf beendet, können wir uns darauf freuen, in Mariendorf in Zukunft wieder einen Stadtplatz zu haben, der zum Verweilen einlädt.

Autor:

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