Auf den Spuren der Dresdner Bahn: Eine Tour in Richtung Süden
Der Ausbau der Dresdner Bahn nimmt langsam aber sicher Gestalt an. Holger Ludewig von der DB Netz AG, Leiter des knapp 700 Millionen Euro teuren Projekts, erläuterte der Berliner Woche den aktuellen Stand der Arbeiten. Dafür begleiteten wir ihn bei einer Tour des Verkehrspolitischen Informationsvereins (VIV).
Beim Blick vom Parkdeck des S-Bahnhofs Südkreuz in Richtung Süden macht Ludewig deutlich, worin die großen Herausforderungen liegen. Da die Dresdner Bahn als zweigleisige Fernbahn ausgebaut wird und die künftigen Fernbahngleise teilweise die Lage der jetzigen S-Bahngleise einnehmen, müsse die S-Bahn an vielen Stellen „erstmal rutschen“. Was simpel klingt, ist sehr aufwendig, erst recht bei laufendem Güter- und S-Bahnverkehr, der aufrechterhalten werden soll. Die zu bauenden Gleise werden auch die entlang der Linie S2 liegenden Bahnhöfe beeinträchtigen. So wird der Bahnhof Marienfelde beispielsweise gekürzt. Außerdem müssen neun Eisenbahn- und Straßenbrücken neu errichtet sowie neun weitere erweitert oder gänzlich erneuert werden. Eine von ihnen ist die Brücke, die zwischen den Bahnhöfen Attilastraße und Marienfelde über den Teltowkanal führt.
Ein Stück weiter südlich wartet der nächste Brennpunkt. „Im Bereich Säntisstraße sind die Wasserbetriebe und die Leitungsbetreiber derzeit dabei, Kabel, Leitungen und Rohre aus dem Baufeld herauszulegen“, erklärt Holger Ludewig. Als die Tour des VIV an dem gesperrten Bahnübergang angekommen ist, bezieht der Projektleiter auch noch einmal Stellung zur Kritik an der nicht barrierefreien Fußgängerüberquerung. „Dafür sind wir massiv angeschossen worden“, gibt er zu. Dennoch sei nach sorgfältiger Prüfung der Lage eine barrierefreie Brücke mit Rampen und Aufzügen für eine reine Übergangslösung finanziell nicht möglich gewesen. Der Baubeginn der Eisenbahnbrücke, durch die der Bahnübergang Säntisstraße in Zukunft entfallen wird, ist laut Ludewig bestenfalls für April 2019 geplant.
„In der S2 Süd werden wir bis Jahresende die zweite Baustufe des neuen elektronischen Stellwerks in Betrieb nehmen. Dafür sind noch weitere Kabel- und Signalarbeiten erforderlich“, erklärt er. „Wir haben eine detaillierte Kampfmittelrecherche gemacht und in den Bereichen sondiert, wo Verdachtsflächen sind, jedoch keine gefunden“, so Ludewig. Aktuell sind Arbeiter vor allem mit der Räumung der Baufelder entlang der Strecke beschäftigt. Am S-Bahnhof Lichtenrade sind sie schon ein gutes Stück vorangekommen. Dort läuft bereits die Baufeldvorbereitung für die beiden künftigen Bushaltestellen. Diese werden unter die Überführung rutschen, die die Züge nach der Fertigstellung nutzen. Der Verkehr auf der Bahnhofstraße wird dann nicht mehr durch die Schranke aufgehalten. Ein Bagger hat dafür bereits die Kiezkneipe „Meet One“ abgerissen, über die wir Anfang August berichteten.
„Südlich von Lichtenrade sind wir jetzt schon dabei, Lärmschutzwände aufzubauen – als allererste Maßnahme für den Schutz der Anwohner“, berichtet Holger Ludewig. Das seien hoch absorbierende, schallschluckende Wände, die im Endergebnis vom S-Bahnhof Schichauweg bis über die Stadtgrenze hinaus gebaut werden. In den Bereichen, in denen Wohngebiete unmittelbar an die Strecke angrenzen, werden außerdem „besohlte Schwellen“ als Erschütterungsschutz verlegt. Diese verringern die Weiterleitung von Schwingungen in das Schotterbett. Als geplante Inbetriebnahme der Dresdner Bahn ist weiterhin der Dezember 2025 anvisiert. Laut Ludewig müssten dann aber auch alle „mitspielen“.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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