Neuer S-Bahnhof frühestens 2028 fertig
Über den Stand der Planungen am Kamenzer Damm und an der Buckower Chaussee
Seit 15 Jahren kämpft der Bezirk für einen neuen S-Bahnhof am Kamenzer Damm und einen Regionalbahnhalt an der Buckower Chaussee. Kürzlich informierte Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) über den Stand der Dinge.
„Das sind für uns sehr, sehr wichtige Vorhaben“, betonte die Bürgermeisterin. Wichtig für die Bevölkerung, für die Unternehmen, ihre Beschäftigten und Geschäftspartner. Auch wenn die Verwirklichung erst nach der Fertigstellung der Dresdner Bahn in Angriff genommen werden kann, sie Schöttler optimistisch: Beide Bahnhöfe sind inzwischen Bestandteile übergreifender Planungen wie des Nahverkehrsplans. Der Haltepunkt Kamenzer Damm soll unter der Lankwitzer Brücke Platz finden, also direkt am Gewerbegebiet Marienpark. Der Bahnhof läge damit genau zwischen den Bahnhöfen Attilastraße und Marienfelde, beiden sind rund 1,2 Kilometer entfernt.
Profitieren würden davon das Gewerbegebiet Großbeerenstraße, der wachsende Schindler-Campus und natürlich der Marienpark. „Etliche Unternehmen haben sich hier in Erwartung des Bahnhofs angesiedelt“, so Guido Schütte, Geschäftsführer vom Marienpark. Das bestätigte Dominik Tosch von der Brew-Dog-Brauerei. Wegen der schlechten Anbindung falle es inzwischen immer schwerer, Mitarbeiter zu gewinnen. „Wir haben uns jetzt sogar für einen Schließtag entschieden“, sagt er. Der Nachbarbezirk Steglitz-Zehlendorf hat ebenfalls großes Interesse an dem S-Bahnhof. Er würde beispielsweise die Erreichbarkeit des Gewerbegebiets Haynauer Straße und des Uni-Campus an der Malteserstraße verbessern.
Der Bahnhof braucht auch Zugänge, Treppen, einen Aufzug und einen Vorplatz. Beide Bezirke seien nun gefragt, Vorschläge für die Gestaltung und die städtische Einbindung zu entwickeln, so Schöttler. Dafür habe Tempelhof-Schöneberg bereits finanzielle Unterstützung bei der Wirtschaftssenatorin beantragt. In den kommenden Monaten müsse nun die Senatsumweltverwaltung gemeinsam mit der Bahn eine Kosten-Nutzung-Untersuchung auf den Weg bringen. „Wenn dann das Land Berlin im Jahr 2022 den Bahnhof bei der Deutschen Bahn endgültig bestellt, beginnen die konkreten Planungen“, sagte Schöttler. 2027 könnte es losgehen. Matthias von Popowski von der complan Kommunalberatung GmbH glaubt, dass nach einem Jahr alles fertig sein könnte: „Die Schienen würden für den Mittelbahnsteig nach Westen verschwenkt. Ein Platzproblem gibt es nicht und der Zugverkehr würde nur kurz unterbrochen.“
Komplizierter wird es an der Buckower Chaussee, wo sich der Bezirk neben dem bestehenden S-Bahnhof einen Regionalbahnhalt wünscht. Er hätte eine große Bedeutung für die Gewerbestandorte Motzener Straße und Großbeerenstraße, die Anwohner und den gesamten Berliner Süden, meint die Bürgermeisterin. „Während es jedoch beim Kamenzer Damm schon feste Verabredungen gibt, haben wir hier noch keinen konkreten Zeitplan.“
Klar ist: Es wird viel Fläche gebraucht. Der S-Bahnhof wird 2025, nach den Bauarbeiten zur Dresdner Bahn, unter eine neue Brücke gerutscht sein. Aufgabe des Bezirks ist es nun, weitere Areale für den Regionalhalt und angrenzende Nutzungen wie einen Park&Ride-Parkplatz, Handel und Gastronomie freizuhalten, zu sichern und ein Konzept für das Umfeld zu entwickeln. Das soll in diesem September fertig sein.
Es stehen außerdem noch Untersuchungen der Bahn und des Senats aus, dabei geht es um die betriebliche Machbarkeit, Betriebsqualität und Kosten-Nutzen-Analyse. Auch das Land Brandenburg ist einzubeziehen. Einen der Diskussionspunkte schnitt von Popowki an: „Wenn es hier einen zusätzlichen Regionalhalt gibt, wird es der geplante Flughafen-Express vom Hauptbahnhof zum BER nicht in 20 Minuten schaffen.“ Für die Bewohner im Süden des Bezirks hätte der neue Bahnhof jedoch enorme Vorteile. Schon heute steigen am Bahnhof Buckower Chaussee, der auf der Ost-West-Achse liegt, viele der 9000 Fahrgäste am Tag um – von Bus auf S-Bahn oder umgekehrt. Bürgermeisterin Schöttler glaubt, dass sich mit einem Regionalbahnhof die Zahl auf bis zu 20 000 Fahrgäste steigern würde.
Bis es so weit ist, werde jedoch noch Zeit vergehen, vor 2030 sei wohl nicht mit dem Baubeginn zu rechnen, meint sie. An der Umsetzung zweifeln möchte sie jedoch nicht: „Wir müssen nur immer wieder alle Beteiligten daran erinnern, dass sie eigentlich dafür sind.“
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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