Eine neue Hall of Fame
An der Mendelssohnstraße soll ein Ort für legale Graffiti entstehen
Das Bezirksamt soll die Wand nahe des Basketballplatzes an der Grünanlage an der Mendelssohnstraße 28 für legale Graffiti-Kunst zur Verfügung zu stellen. Außerdem soll dort ein Müllcontainer für die Beseitigung anfallenden Mülls aufgestellt werden.
Das beschloss die Bezirksverordnetenversammlung auf Antrag der Linksfraktion. Damit soll an der Mendelssohnstraße eine so genannte Hall of Fame ermöglicht werden. Dabei handelt es sich um Wandflächen, an denen sich insbesondere erfahrene Graffitikünstler treffen und hochwertige und anspruchsvolle Graffiti entstehen. Die Wand an der Mendelssohnstraße wird bereits jetzt illegal genutzt, um Graffiti zu sprühen. Dadurch entsteht auch viel Müll, heißt es aus der Linksfraktion.
Wie im Mauerpark zu sehen ist, werfen Künstler ihren Müll in die vorgeschriebenen Container, wenn es denn welche gibt. Statt zu verbieten, was sich nicht verbieten lasse, sollte der Bezirk den Menschen die Möglichkeit geben, ihre Umwelt sauber zu halten, heißt es aus der Linksfraktion. Außerdem befindet sich die Grünanlage mit der Wand im direkten Umfeld der Helene-Häusler-Schule. Die Ganztagsschule mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ könnte diese Wand ebenfalls für eine Erweiterung ihrer Angebote nutzen.
Graffiti als Kunst ist aus Berlin nicht mehr wegzudenken, egal ob ganze Hausfassaden zu Wahrzeichen werden oder Jugendklubs und Geschäfte ihre Außenwände kreativ verzieren, sagt der Verordnete Maximilian Schirmer (Die Linke). Viele Galerien und Künstler leben von und arbeiten inzwischen mit Graffitikunst. „Es hat sich gezeigt, dass die Kriminalisierung von Künstlerinnen und Künstlern zu mehr Vandalismus und Müll führt“, so Schirmer weiter. „Die harte Linie gegen Jugendliche, die sich kreativ betätigen wollen, muss der Vergangenheit angehören und ist nicht mehr zeitgemäß. Eine offene Kunstszene, die ihre Dosen in die vorgesehen Behälter entsorgt und immer mehr Touristinnen und Touristen in den Bezirk locken, muss unser Ziel sein.“
Als bestes Beispiel dafür sehen die Verordneten die lange Mauer zum Cantian-Stadion im Mauerpark an. Dort sind stets viele Künstler zu beobachten, die sorgfältig ihre Wandbilder anfertigen. Diese Mauer ist inzwischen weit über die Grenzen Pankows hinaus berühmt und ein Geheimtipp für Kunstliebhaber und Touristen.
Seit Jahren ist Graffiti-Kunst auch fester Bestandteil von Jugend- und Straßensozialarbeit. Dabei werden den Jugendlichen legale Möglichkeiten angeboten, sich künstlerisch zu betätigen, anstatt sie durch Verbote in die Kriminalität zu drängen. Diese Angebote reichen nicht aus und sind oft an die Öffnungszeiten der Einrichtungen gebunden. Nicht zuletzt auch deshalb beschlossen die Verordneten an der Mendelssohnstraße eine so genannte Hall of Fame zu ermöglichen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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