Fotos eines Arbeiterfotografen
Ausstellung würdigt Franz Kräft
Mit der Ausstellung „Franz Kräft – Ein (un)vergessener Arbeiterfotograf“ tourt der BrotfabrikKulturWagen bis in den Herbst hinein durch den Bezirk. Bis zum 31. August steht er am Wasserturm an der Knaackstraße/Ecke Kolmaer Straße.
Franz Kräft (1904-1992) erlernte den Beruf des Schlossers bei der AEG in Berlin. Seit 1922 war er Mitglied im Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (KJVD) und in der Vereinigung der Arbeiterfotografen Deutschlands (VdAFD). 1925 verließ er diese Vereine, um in der konspirativ wirkenden „Passfälscherbande” der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) mitzuarbeiten. Aufgrund seiner Kenntnisse konnte er nämlich Stempel für Pässe falschen.
1937 zog er mit seiner Ehefrau Hilde von Berlin nach Hohen Neuendorf. Im Keller seines kleinen Hauses richtete er eine Dunkelkammer ein, wo er mit zumeist selbst gebauten Gerätschaften Filme und Bilder entwickelte. Zunächst waren das 13x18-Zentimeter-Glasnegative, später Kleinbildfilme. In den 30er-Jahren war er als UFA-Tontechniker in der Welt unterwegs. Danach arbeitete er als Lehrausbilder bei der AEG, wo er sowjetische Kriegsgefangene unterstützte, die dort als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg trat Franz Kräft 1945 in die KPD ein, später war er Mitglied der SED. Während der sowjetischen Besatzung arbeitete er kurzzeitig am Aufbau einer antifaschistischen Gemeindeverwaltung in Hohen Neuendorf mit, bis er nach Ost-Berlin zum Hauptschulamt des Magistrats von Berlin wechselte. Dort war er verantwortlich für die praktische Berufsausbildung an den Berliner Berufsschulen. Noch vor dem Aufstand am 17. Juni 1953 wurde er wegen abweichender politischer Meinungen aus der SED ausgeschlossen. Er verlor seine Leitungsfunktion und arbeitete bis zum Renteneintritt im Jahr 1964 im außerunterrichtlichen Bereich der Volksbildung.
Franz Kräft fotografierte in den 20er-Jahren unter anderem Jugendkultur und -freizeit. Auf den Bildern finden sich auch seine Freunde, Kollegen sowie andere Arbeiterfotografen. Einige von ihnen, zum Beispiel Anton Saefkow, Ewald Plenzdorf, Wilhelm Firl, Paul Noack, Fritz Plön sowie Elfriede und Walter Tygör, sind heute bekannt als Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur. Während in den 30er-Jahren auch Aufnahmen in fremden Ländern entstanden, fotografierte Franz Kräft ab den 50er-Jahren bei Ausflügen mit dem Moped vor allem Stadtansichten, Landschaften, Denkmäler und Menschen. Franz Kräfts Bilder befinden sich im Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft.
Die Ausstellung im BrotfabrikKulturWagen präsentiert nun erstmals einen repräsentativen Ausschnitt seines fotografischen Schaffens von 1926 bis 1962.
Zu besichtigen ist die Ausstellung bis 31. August im Kulturwagen der Brotfabrik täglich von 12 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt. Die nächste Haltestelle des BrotfabrikKulturWagens ist dann ab dem 1. September an der Ossietzkystraße/Ecke Breite Straße.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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