Als das Amt reformiert wurde
Neue Publikation zu Akteuren der modernen Sozialarbeit
„Aufbruch und Reformen. Pionierinnen und Pioniere der modernen Sozialarbeit in Prenzlauer Berg während der Weimarer Republik“ heißt eine neue Publikation des Museums Pankow.
Sie erschien zur gleichnamigen Sonderausstellung, die bis zum 24. Oktober im Museum zu sehen ist. Herausgegeben wurde das Buch von der Historikerin und Publizistin Doris Fürstenberg und dem Leiter des Pankower Museums, Bernt Roder. Die Autorinnen und Autoren dieser Publikation widmen sich einem besonderen Meilenstein der modernen Kinder- und Jugendarbeit und der Bezirksgeschichte.
Vor 100 Jahren, im April 1921, wählt die damalige Stadtbezirksversammlung Prenzlauer Berg den Juristen Walter Friedländer zum Stadtrat und Leiter des Jugend- und Wohlfahrts-amtes. Die soziale Not großer Teile der Bevölkerung war immens. Von den Folgen des Ersten Weltkrieges und der Inflation waren besonders Kinder und Jugendliche hart betroffen. Viele blieben ohne Ausbildung und Beschäftigung. Mit der Wahl Walter Friedländers sollte sich das ändern. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brachten neue Ideen und wissenschaftliche Erkenntnisse in die praktische Arbeit der Kinder- und Jugendwohlfahrt ein, die schon bald auch in anderen Bezirken genutzt wurden. Begriffe wie Aufklärung, Beratung und gesundheitliche Prävention sollten fortan den Charakter der Arbeit prägen. Gemeinsam initiierten die engagierten Mitarbeiter um Walter Friedländer zahlreiche Reformschritte in der Jugendfürsorge, die Pionier- und Modellcharakter über Berlin hinaus besaßen.
Unter den Pionierinnen und Pionieren dieser Zeit befinden sich zahlreiche Persönlichkeiten wie die Ärztin Minna Flake, die Fürsorgerin und spätere Bezirksbürgermeisterin Ella Kay, die Politikerin und Fürsorgerin Ruth Fischer, die Tanz- und Musikpädagogen Martin Gleisner und Julius Goldstein, die orthopädische Turnlehrerin Hertha Liebknecht sowie die Jugendleiterin Marianne Welter.
Die jetzt erschienene Publikation und die Sonderausstellung des Pankower Museums beleuchten die neu entstandenen Arbeitsfelder der Jugendpflege und Jugendfürsorge vor 100 Jahren und stellen die zentralen Akteure erstmalig in den Mittelpunkt. Anhand von Fallbeispielen jugendlicher Fürsorgezöglinge wird der soziale Kontext, in welchem die Arbeit stattfand, dokumentiert. Exkurse zu den historischen Zäsuren 1933, 1945 und 1990 ergänzen die Perspektive der Kinder- und Jugendhilfe bis in die Gegenwart.
Die 96-seitige Publikation ist für 8,50 Euro im Museum sowie im Buchhandel über ISBN 987-3-00-067536-2 erhältlich. Die Ausstellung ist im Kultur- und Bildungszentrum Sebastian Haffner an Prenzlauer Allee 227/228 bis zum 24. Oktober zu besichtigen. Öffnungszeiten sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Eine Anmeldung ist derzeit allerdings erforderlich. Da die Anzahl der Besucher coronabedingt begrenzt ist, muss ein Zeitfenster für den Besuch auf www.berlin.de/museum-pankow gebucht werden. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen, auch zu digitalen Angeboten und Begleitveranstaltungen, gibt es ebenfalls unter der genannten Internetadresse.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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