Seit drei Jahrzehnten engagiert
Christina Pfaff erhält den Pankower Frauenpreis
Dass sie selbst einmal mit diesem Preis ausgezeichnet werden würde, hätte Christina Pfaff nie gedacht. Aber die Jury des Pankower Frauenpreises 2023 fällte ihre Entscheidung einstimmig. Christina Pfaff ist es nämlich mitzuverdanken, dass es den Preis überhaupt gibt.
Noch als Verordnete der Linksfraktion stellte sie im Januar 2019 gemeinsam mit der SPD-Verordneten Tannaz Falaknaz den Antrag, „ab dem Jahr 2020 einen Pankower Frauenpreis auszuloben. Geehrt werden sollen Einzelpersonen, Frauenprojekte, Initiativen, die sich für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzen und die Geschlechterdemokratie fördern“. Die Pankower BVV beschloss diesen Antrag mit großer Mehrheit.
Festveranstaltung in würdigem Rahmen
2020 wurde Renate Laurentius mit dem ersten Pankower Frauenpreis, ein Jahr später Rajaa Al Khlefawi mit dem zweiten ausgezeichnet worden. Im vergangenen Jahr musste die Verleihung entfallen. Der Bezirkshaushalt war vom Senat noch nicht freigegeben worden, sodass auch die 500 Euro Preisgeld nicht zur Verfügung standen, berichtet Bürgermeister Sören Benn (Die Linke). Doch in diesem Jahr konnte er endlich wieder verliehen werden, und zwar mit einer würdigen Festveranstaltung im Saal der BVV, vorbereitet vom engagierten Team um die Gleichstellungsbeauftragte Stephanie Wittenburg.
Fünf Nominierte
Leicht fiel der Jury die Entscheidung nicht. Es kamen fünf Frauen und Vereine als Nominierte in die engere Wahl, was allein schon eine Ehrung ist: Neben Christine Pfaff waren es der Verein Bora, der sich für den Schutz und die Beratung von gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder sowie Präventionsprojekte engagiert, Katja Dill vom Verein Social Period, Malalai Murr vom Verein DABIV sowie die Projektgruppe „TonArt Komponistinnen“ der Galerie Amalienpark.
Auch mal unkonventionell
Frauenpreisträgerin Christina Pfaff engagiert sich bereits seit den 90er-Jahren in der Kommunalpolitik. Schon vor der Bezirksfusion 2001 war sie Verordnete im Alt-Bezirk Pankow, zuletzt etwa ein Jahr BV-Vorsteherin, berichtet der heutige BV-Vorsteher Oliver Jütting (Bündnis 90/Die Grünen) in seiner Laudatio. Bereits in dieser Zeit agierte sie mitunter auch unkonventionell. Als der damalige CDU-Innensenator das Hissen der Regenbogenfahne an öffentlichen Gebäuden der Stadt zum Christopher Street Day nicht zulassen wollte, war sich Christine Pfaff mit der damaligen Bürgermeisterin Gisela Grunwald einig: Wir hissen die Regenbogenfahne trotzdem am Rathaus.
Aktiv im Frauenbeirat
Nach der Bezirksfusion blieb Christina Pfaff weiterhin in der Bezirkspolitik und in der BVV aktiv. Sie war unter anderem zwei Legislaturperioden Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses der BVV und ist heute Bürgerdeputierte im Ausschuss für Soziales, Senioren und Gesundheit. Seit drei Jahrzehnten engagiert sie sich für Frauen, Mädchen, inzwischen auch für Seniorinnen, Wohnungslose und queere Menschen. Im Pankower Frauenbeirat setzt sie sich mit ihrer arbeitsmarktpolitischen Expertise unter anderem auch für die Unterstützung von Frauen ein, die einen Wiedereinstieg ins Berufsleben schaffen möchten. Sie leitet ehrenamtlich einen Einsteigerkurs für Seniorinnen zum Umgang mit dem Smartphone. Weiterhin setzt sie sich für die Errichtung eines Wohnheims für alleinstehende, psychisch erkrankte wohnungslose Frauen ein. Und auch, als Frauen und Kinder mit Kriegsbeginn im Frühjahr 2022 aus der Ukraine nach Berlin flüchteten, war Christina Pfaff sofort bereit, zu helfen. Unzählige Stunden nahm sie am Hauptbahnhof mit dem Zug ankommende Frauen und Kinder in Empfang und begleitete sie bei ihren ersten Schritten in Berlin.
Für ihr über drei Jahrzehnte andauerndes Engagement wurde Christina Pfaff nun mit dem Pankower Frauenpreis 2023 ausgezeichnet. „Das ist mir im Moment etwas peinlich“, sagt sie bescheiden in ihrer Dankesrede. Sie nehme den Preis aber stellvertretend für alle Nominierten und im Bezirk engagierten Frauen entgegen, fügt sie hinzu, und erhält dafür viel Applaus.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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