Abschied vom "Spaziergänger"
Freundeskreis der Chronik trauert um Arwed Steinhausen

Arwed Steinhausen (vorn) war Mitgründer und Anfang der 90er Jahre sogar Vorsitzender des Vereins Freundeskreis der Chronik Pankow. Seine Spaziergänge durch die Pankower Ortsteile waren sehr beliebt. Dieses Foto von ihm entstand bei einem Spaziergang über den Dorfanger Rosenthal. | Foto: Sören Marotz
  • Arwed Steinhausen (vorn) war Mitgründer und Anfang der 90er Jahre sogar Vorsitzender des Vereins Freundeskreis der Chronik Pankow. Seine Spaziergänge durch die Pankower Ortsteile waren sehr beliebt. Dieses Foto von ihm entstand bei einem Spaziergang über den Dorfanger Rosenthal.
  • Foto: Sören Marotz
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Die meisten älteren Pankower kannten ihn: Arwed Steinhausen. Sein Wissen um die Bezirksgeschichte war phänomenal. Jetzt ist er im Alter von 92 Jahren verstorben.

Wenn Arwed Steinhausen auf seine charmante Art Geschichten aus und über Pankow erzählte, dann hörten ihm unweigerlich alle zu. Und das tat er über Jahrzehnte nicht in irgendwelchen Räumlichkeiten, sondern bis ins hohe Alter bei Spaziergängen. Das brachte ihm den Beinamen „der Spaziergänger von Pankow“ ein.

Arwed Steinhausen war mit Leib und Seele Pankower. Er wurde in diesem Bezirk getauft, hat immer hier gewohnt und hier gearbeitet. Die Liebe zur Pankower Heimatgeschichte weckten zwei Menschen bei ihm. Das war zum einen sein Vater. Er zog mit ihm und seiner Schwester durch Berlin und zeigte ihnen die Stadt und ihre schönsten Ecken. Zum anderen war sein Ausbildungslehrer Alfred Born für ihn sehr anregend. „Der führte mich durch Pankow. Er brachte mir bei, wie man Kindern Heimatgeschichte vermittelt“, erinnerte sich Arwed Steinhausen im Gespräch, das die Berliner Woche zu seinem 90. Geburtstag mit ihm führte.

Von der dritten Klasse in die VHS

Dass er, der nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst das Maurerhandwerk erlernte, später ein Lehrer wurde, ist der Nachkriegszeit geschuldet. Man gab ihm seinerzeit den Tipp: Werde Berufsschullehrer. Die werden gebraucht. So meldete er sich als junger Mann im Schulamt. Aber statt in einer Berufsschule landete er von einem Tag auf den anderen vor 45 Jungs einer dritten Klasse. Die hatten bereits einige Hilfslehrer verschlissen. Steinhausen hielt durch.

Nach nebenberuflicher Tätigkeit in der Volkshochschule (VHS) Pankow wechselte er 1960 hauptberuflich an die VHS. Dort war er bis zu seinem Ruhestand 1992 stellvertretender Direktor und für den Bereich berufliche Bildung zuständig. Dass er 1987 begann, Vorträge über und Spaziergänge durch Pankow zu organisieren, ist dem damaligen VHS-Direktor zu verdanken. Steinhausen regte sich damals ihm gegenüber fürchterlich auf, dass zur 750-Jahr-Feier der Stadt immer nur über Berlins Mitte berichtet wurde. Dabei habe Pankow so viele schöne Ecken, sagte er. Da lächelte sein Direktor und regte an: Konzipiere doch einen Kurs.

Kennen Sie Pankow?

Das tat Steinhausen. Das war der Startschuss zur populären Reihe „Kennen Sie Pankow?“. Wegen der großen Nachfrage musste Steinhausen wenig später bereits einen zweiten Kurs einrichten. Seine stets heiteren und sehr unterhaltsamen Plaudereien über Pankow verband er mit Spaziergängen durch den Bezirk. In den zurückliegenden Jahrzehnten haben Zehntausende Menschen Arwed Steinhausen bei seinen Spaziergängen durch Pankow begleitet. Nicht nur Pankower, auch immer mehr Menschen aus anderen Bezirken lernen durch ihn die Ortsteile des Bezirks und seine interessantesten Ecken kennen.

Als die VHS die „Kennen Sie Pankow?“-Kurse nicht mehr weiterführte, übernahm der Freundeskreis der Chronik Pankow sie in sein Programm. Diesen Freundeskreis gründete Arwed Steinhausen 1990 mit und war bis 1993 sogar dessen Vorsitzender. Durch seine Spaziergänge gewann er viele neue Heimatfreunde hinzu, die heute Mitglied im Verein sind. Allen, die ihn kannten, wird Arwed Steinhausen als stets charmanter „Spaziergänger von Pankow“ in Erinnerung bleiben.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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