Ein Jahr mit vielen Herausforderungen
Mit Bürgermeister Sören Benn im Gespräch
Die Corona-Pandemie war 2020 das beherrschende Thema. Über dieses herausfordernde Jahr und das, was Pankow 2021 erwartet, unterhielt sich Berliner Woche-Reporter Bernd Wähner Bürgermeister Sören Benn (Die Linke).
Was waren oder sind aus Ihrer Sicht im Bezirk Pankow die größten Herausforderungen in der Zeit der Pandemie?
Sören Benn: Die größten Herausforderungen leiteten sich aus den Handlungserfordernissen ab, die solch eine Pandemie mit sich bringt. Wir haben zwar eine Seuchen- und Hygienemedizin. Aber die ist gar nicht auf solche eine Pandemie ausgelegt. Deshalb mussten wir im Grunde mit Beginn der Pandemie ein neues Amt aus dem Boden stampfen. In diesem arbeiten seit dem viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Gesundheitsamt, aber auch aus vielen anderen Bereichen. Wir richteten rasch eine Corona-Hotline ein, bauten die Kontaktpersonennachverfolgung auf, brachten Abstrich-Teams an den Start und vieles mehr. Eine weitere Herausforderung war, für die gesamte Bezirksverwaltung Hygienekonzepte zu erstellen und die ganze Arbeit entsprechend zu organisieren. Es war also auch eine große Herausforderung, den Normalbetrieb im Bezirksamt weitestgehend aufrecht zu erhalten.
Nach wie vor eine große Herausforderung sind die Defizite in der Digitalisierung. Da geht es nicht nur um Endgeräte für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch um das Funktionieren der zur Verfügung stehenden digitalen Lösungen. Denn es ist zermürbend, auch für mich als Nutzer, wenn das für die Berliner Verwaltung von der IT-Staatssekretärin zugelassene Videokonferenzsystem extrem instabil ist.
Wem gilt in diesem herausfordernden Jahr ein besonderer Dank des Pankower Bürgermeisters?
Sören Benn: Da muss ich nicht lange nachdenken. An allererster Stelle ist das das medizinische Personal, sowohl in den Krankenhäusern, in den Alten-und Pflegeeinrichtungen als auch in unserem Gesundheitsamt. Außerdem danke ich den Verkäuferinnen und Lieferdiensten. Und ich danke auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserer eigenen Bezirksverwaltung. Sie sind tatsächlich über sich hinausgewachsen, haben nicht Dienst nach Vorschrift, sondern Dienst nach Bedarf gemacht.
Trotz Pandemie hat sich in Pankow auch 2020 vieles an Vorhaben im Bezirk nach vorn bewegt. Was sind aus ihrer Sicht die drei wichtigsten Ergebnisse?
Sören Benn: Eines der wichtigsten ist, dass wir die Heidekrautbahn im übertragenen Sinne endlich „auf die Schiene“ gesetzt haben. Dass mit den Arbeiten zur Reaktivierung der Stammstrecke Ende 2020 begonnen werden konnte, das begleitete uns als Vorhaben übers ganze Jahr. Jetzt feilen wir noch an letzten Feinheiten. Der erste Spatenstich in Wilhelmsruh freut mich besonders, weil Verkehrsprojekte in der Regel eine sehr lange Vorlaufzeit haben. Wenn man dann Nägel mit Köpfen machen kann: Das ist schön. Außerdem sind wir mit dem geplanten Bildungs- und Integrationszentrum BIZ in Buch einen deutlichen Schritt vorangekommen. Wir haben alle Nachfinanzierungsrunden, die erforderlich waren, bewältigt, sodass der Bau des BIZ nun finanziell gesichert ist.
Weiterhin sind wir inzwischen mit dem Schulplatzausbau im Plan. Das ist erfreulich. Da geht es um Sanierungen, Neubauten, Neu-Anbauten und Modulare Ergänzungsbauten. Für Neubauten gelang es uns außerdem, Schulgrundstücke anzukaufen. Vor allem freue ich mich, dass wir das Grundstück für einen Neubau des Primo-Levi-Gymnasiums an der Woelckpromenade erwerben konnten.
Bei welchen Themen wünschen beziehungsweise erhoffen Sie sich 2021 für den Bezirk Pankow Fortschritte?
Sören Benn: Im kommenden Jahr erwarte ich mir beim Pankower Tor noch einmal große Fortschritte. Dort sind wir gerade mit dem Workshop-Verfahren gestartet. Im Februar sollen erste Zwischenergebnisse präsentiert werden, und im Juni sollen die Entwürfe dann tatsächlich fertig sein, sodass wir dann in Bebauungsplanverfahren gehen können.
Außerdem hoffe ich, dass wir die Impfkampagne erfolgreich umsetzen. Mit dem Velodrom haben wir im Bezirk eines der großen Impfzentren. Für alle, die nicht ins Impfzentrum kommen können, müssen wir andere Wege finden. Und wenn weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen, die nicht so stark gekühlt werden müssen, gilt es die Impfung über die Hausärzte zu organisieren. Ich denke, bei der bevorstehenden Impfkampagne werden wir als Bezirksverwaltung wieder eine Rolle spielen.
Außerdem wollen wir deutliche Fortschritte beim Thema Verkehrssicherheit machen. Diese wird man nicht immer flächendeckend bemerken. Das sind häufig Kleinigkeiten. Die haben aber ihre Wirkung. Wir denken zum Beispiel über Kiezblocks nach, und ich hoffe, dass wir das eine oder andere Modellprojekt realisieren können. Und ich hoffe, dass wir die geplanten Fahrradstraßen in der Stargarder Straße und in der Gleimstraße hinbekommen. Außerdem wollen wir deutliche Fortschritte bei den baulich gesicherten Radwegen machen. Und mir ist auch wichtig, dass wir in Punkto Schulwegsicherheit vorankommen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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